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Schwulenfeindlichkeit

Ägypten will Band mit schwulem Sänger bannen

Wegen einiger Regenbogenfahnen bei einem Konzert in Kairo soll die wohl bekannteste Indie-Rockband der arabischen Welt nicht mehr in Ägypten auftreten dürfen. Das sagte der zuständige Verband für Musiker am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Zuhörer der libanesischen Gruppe Mashrou Leila halten beim Konzert letzten Freitag in Kairo eine Regenbogenfahne in die Höhe. Deshalb droht der Band nun der Bann. (Archivbild 22.9.)
Bild: Keystone/dpa/Benno Schwinghammer

Nach dem Konzert der libanesischen Gruppe Mashrou Leila am Freitagabend, bei der einige Zuschauer die Flaggen als Symbol für Toleranz in die Höhe hielten, starteten in den sozialen Medien des konservativen Landes hitzige Debatten. Viele Nutzer beschimpften in Tausenden Kommentaren Homosexuelle und wünschten ihnen den Tod. "Dieses Land braucht etwas wie Hiroshima, um es von diesem Dreck zu reinigen", schrieb ein User etwa.

Die Indie-Band Mashrou Leila ist weit über die Arabische Welt hinaus bekannt und spielt unter anderem regelmässig in den USA und in Europa. Ihrem schwulen Sänger Hamed Sinno schlägt aber vor allem in Ländern des Nahen Ostens viel Ablehnung entgegen. Die Gruppe darf beispielsweise nicht in Jordanien auftreten.

"Ich hatte gestern ein Treffen mit dem Verband und wir haben uns entschieden, alle Genehmigungen zurückzuziehen, die Mashrou Leila erlaubten, Konzerte in Ägypten zu spielen", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Musikerverbandes, Reda Ragab. Die Entscheidung müsse aber noch vom gesamten Vorstand bestätigt werden.

Musiker sollen Zuschauer ermutigt haben

"Das ist verdorbene Kunst", so Ragab weiter. Sie unterstütze die Werte der Gesellschaft nicht. Obwohl die Fahnen dabei von Zuschauern gehalten wurden, sieht er die Schuld bei den Musikern: "Sie müssen sich mit dem Zuschauern abgesprochen haben, weil das ihr Symbol ist. Seit wann geben sich Homosexuelle öffentlich zu erkennen?" Bei dem Konzert waren tausende Zuschauer, die Fahnen tauchten in unterschiedlichen Bereichen des Publikums auf.

Homosexualität ist in Ägypten zwar nicht gesetzlich verboten, aber ein gesellschaftliches Tabu. In der Vergangenheit wurden angeblich schwule Männer trotzdem unter anderem wegen Verachtung der Religion verurteilt.

Um in Ägypten spielen zu dürfen, brauchen ausländische Bands eine Erlaubnis des Musiker-Verbands, der Zensurbehörde und einem Sicherheitsbüro im Innenministerium. Letztere hat dem Verband zufolge im Zweifelsfall das letzte Wort. (sda/dpa)