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Kriminalität

Pariser Prozess um Sex mit Kind vertagt

Ein Prozess zu "einvernehmlichem" Sex mit einer Elfjährigen ist in Frankreich vertagt worden. Die Richter erklärten, der 29-jährige Beschuldigte müsse wegen Vergewaltigung angeklagt werden. Der Fall geht an die nächste Instanz. Er sorgt in Frankreich für Empörung.
Die Anwälte des 29-jährigen Beschuldigten treffen beim Gericht in Pontoise bei Paris ein.
Bild: KEYSTONE/AP/FRANCOIS MORI

In dem Verfahren, das am Dienstag in Pontoise bei Paris begann, musste sich der Angeklagte zunächst nur wegen "sexueller Beeinträchtigung" des Mädchens verantworten, nicht wegen Vergewaltigung. Anders als in der Schweiz gibt es in Frankreich kein Schutzalter für Minderjährige, die Regierung will dies aber nun ändern.

Die Anwältin der Familie des Mädchens sprach nach der Entscheidung der Richter von einem "Sieg für die Opfer". Ihr gehe es um die "Würde" der Elfjährigen. Die Familie hatte verlangt, den Täter wegen Vergewaltigung vor Gericht zu stellen.

Die Anwälte des Angeklagten betonten, es handele sich "nicht um Vergewaltigung", da die Elfjährige keinen Widerstand geleistet und damit ihr Einverständnis signalisiert habe. Da auch die Staatsanwaltschaft dieser Logik folgte, drohten dem Mann bislang nur bis zu fünf Jahre Haft. Seine Anwälte verlangten einen Freispruch. Bei einer Verurteilung wegen Vergewaltigung drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Der Fall hat auch die französische Regierung auf den Plan gerufen: Präsident Emmanuel Macron will erstmals ein gesetzliches Schutzalter von 15 Jahren für einvernehmlichen Sex festlegen. In der Schweiz liegt dieses Schutzalter bei 16 Jahren.

In Frankreich ist es bisher den Gerichten überlassen, über die sexuelle Reife eines Kindes zu urteilen. Eine Online-Petition für ein einheitliches Schutzalter für Minderjährige wurde von fast 370'000 Menschen unterzeichnet. (sda/afp)