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Flüchtlinge

Mehr Schutz für Flüchtlinge im Mittelmeer

Die Länder an der zentralen Mittelmeerroute haben bei einem Ministertreffen in Tunesien erklärt, härter gegen Menschenhandel vorgehen zu wollen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte in Tunis jedoch, ohne ein stabiles Libyen werde die Flüchtlingskrise andauern.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der Flüchtlings-Konferenz in Tunis.
Bild: KEYSTONE/EPA/MOHAMED MESSARA

"Die Krise in Libyen ist sehr komplex. Diese Situation wird leider noch andauern", sagte Sommaruga in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur sda. "Solange es keine Stabilisierung in diesem Land gibt, können wir das Problem nicht lösen", fügte die Justizministerin an.

Am Treffen nahmen sieben europäische und sechs afrikanische Länder teil, welche an der zentralen Mittelmeerroute liegen. Über die Route versuchen zahlreiche Flüchtlinge nach Europa zu gelangen. Viele ertrinken jedoch bei der gefährlichen Überfahrt von Libyen nach Italien. Allein in diesem Jahr starben laut der Internationalen Organisation für Migration bereits mehr als 2000 Menschen bei der Fahrt über das Mittelmeer.

Gemeinschaftliches Ziel der Konferenzteilnehmer sei die Rettung von Menschenleben dank weniger Wüsten- und Meeresüberquerungen, teilte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) am Montag mit. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sich die teilnehmenden Ministerinnen und Minister dafür aus, die tieferliegenden Ursachen der Migration in den Ursprungs- und Transitländern zu bekämpfen.

Sommaruga erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr 16 Prozent aller in Italien angekommenen Flüchtlinge unbegleitete Minderjährige waren. Diese Kinder und Jugendlichen bräuchten besonderen Schutz.

Afrikanische Länder einbeziehen

Das Treffen in Tunis war bereits das zweite dieser Art, nach einer ersten Konferenz in Rom im März. Neu anwesend waren Vertreter aus Algerien, Mali, Niger und Tschad. Für Sommaruga ist es wichtig, auch jene Länder miteinzubeziehen, aus welchen die Menschen den langen Weg nach Europa antreten.

Die regelmässigen Kontakte zwischen den Ministern der betroffenen Staaten würden helfen, Vertrauen zwischen den europäischen und afrikanischen Ländern aufzubauen, sagte Sommaruga. Auch Minister aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, Malta, Slowenien, Libyen und Tunesien nahmen an der Konferenz teil ebenso wie der EU-Kommissar für Migration.

"Die EU und Afrika haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten. Kein Land kann allein mit der Flüchtlingskrise umgehen", sagte auch Italiens Innenminister Marco Minniti. Die afrikanischen Staaten engagieren sich laut EJPD beim Ausbau ihrer Grenzverwaltung; die europäischen Staaten willigten ein, "sich in ihren Entwicklungshilfekonzepten den Herausforderungen der Migration zu stellen."

Die Schweiz hat vorgeschlagen, das nächste Ministertreffen zu organisieren, wie Sommaruga weiter sagte. Zum genauen Ort und Datum machte sie allerdings keine Angaben. (sda)