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Schweiz - Brasilien 1:1

Schwyzer Fans jubeln in Russland

Die Schweiz brilliert beim WM-Auftakt. Gegen Rekordchampion Brasilien erzwingt die SFV-Auswahl in Rostow am Don dank einem Kopfball von Steven Zuber das Comeback zum 1:1. Auch Fans aus Schwyz waren im Stadion. Drei von ihnen kamen im Fernsehen steil raus.
Geni Rickenbacher steht die Freude ins Gesicht geschrieben.
Bild: Screenshot SF
Steven Zuber sorgt mit seinem Ausgleich gegen den fünffachen Weltmeister Brasilien für den ersten Schweizer Jubel-Moment an der WM
Bild: KEYSTONE/AP/FELIPE DANA

Die drei Schwyzer Fussballfans brachten die Freude über das 1:1 auf den Punkt: Geni Rickenbacher und Roli Steinegger liegen sich jubelnd in den Armen. Die herrliche Szene lief nach Matchende in der Übertragung auf SF sogar in Zeitlupe.


Rechts im Bild Alexander Zalokar, ebenfalls aus Schwyz. Er dreht der Kamera gerade den Rücken zu, unterhält sich mit einem Brasilien-Fan. Sicher waren da ein paar tröstende Worte angebracht, nachdem der Favorit keinen Sieg nach Hause bringen konnte.

Sie könnten nicht auf das Glück warten, hatten die Schweizer seit ihrer Ankunft im Osten immer wieder unisono betont und von einem maximalen Ertrag beim Turniereinstieg geträumt. Ein Unentschieden gegen einen Kontrahenten, der 1978 bei der Endrunden-Ouvertüre Punkte letztmals eingebüsst hat, entspricht im Prinzip nahezu dem Optimum.

Und nachdem es Petkovics Ensemble nun gelungen ist, die Mannschaft des global wertvollsten Stars Neymar zu stoppen, ist die Zuversicht grösser denn je, den erfolgreichen Weg in die Achtelfinals am kommenden Freitag gegen die Serben (1:0 gegen Costa Rica) wie erhofft fortzusetzen. Der Coup zum Auftakt ändert allerdings am bereits wegweisenden Charakter der Aufgabe in Kaliningrad nichts Grundlegendes.

Für die Seleção hingegen bahnen sich frühzeitig ungemütliche Sommertage an. Die russische Mission ist an sich als Projekt der Wiedergutmachung vorgesehen. Das 1:7 im Halbfinal gegen Deutschland hallt vier Jahre später noch immer nach. Deshalb wird das aus ihrer Optik mittelprächtige Ergebnis in der nervösen Kommentatoren-Entourage des fünffachen Titelträgers mutmasslich sofort wieder Unruhe auslösen.

Aus Sicht der Schweiz ist das zweite Remis in der zweiten WM-Begegnung mit den Südamerikanern innerhalb von 68 Jahren als grosse Performance zu werten. Das Ergebnis ist ein weiterer Beleg der schon seit Jahren positiven Entwicklung dieser Mannschaft, die seit dem EM-Achtelfinal-Out einzig gegen den Europameister Portugal verloren hat und kaum mehr zu beeindrucken ist.

Keiner der Beteiligten hatte sich im Vorfeld hinter Parolen eines Statisten verschanzt. Die SFV-Protagonisten erinnerten sich couragiert an ihre überzeugenden Auftritte in jüngerer Vergangenheit - und die Fraktion um Granit Xhaka natürlich auch daran, Neymar und Co. schon einmal gestoppt zu haben: Im Oktober 2009 - auf dem Weg zum U17-Titelgewinn.

Bereits in der guten ersten Halbzeit hatten die Schweizer Wort gehalten. Sie begnügten sich keineswegs nur damit, die eigene Zone abzuschirmen. Sie hatten Konstruktives im Sinn. Zu Beginn überraschte der Aussenseiter eine der weltweit teuersten Mannschaften mit einigen Vorstössen. In den beiden Couloirs beanspruchten der auffällige Hoffenheimer Steven Zuber und Xherdan Shaqiri die ersten Akzente.

Mit etwas Verzögerung kam auch die Seleção auf und erzeugte vorübergehend jenen Druck, der angesichts ihrer spektakulären Besetzung zu erwarten war. Die "Fab Four" unterhielten die mehrheitlich gelbfarbene Kulisse zumindest während einer längeren Druckperiode wunschgemäss: Neymar dribbelte, Gabriel Jesus beschleunigte, Willian kanalisierte und Coutinho traf - nach einer missratenen Kopfballabwehr Zubers drehte der Barça-Professional den Ball wunderbar via Pfosten zum 1:0 am machtlosen Keeper Yann Sommer vorbei.

Vom ungünstigen Verlauf liess sich Petkovics Team indes keinesfalls entmutigen oder einschüchtern. Keiner verlor die Contenance, keiner reagierte konfus, keiner verlor die Nerven. Im Kollektiv gelang den Schweizern sogar eine markante Steigerung. Bis zur Pause erreichten sie in der Passbilanz sogar ein Übergewicht.

Die Balance stimmte immer, nur im entscheidenden Korridor fehlte die Präsenz zunächst. In der ausschlaggebenden Hälfte Brasiliens sackten die Prozentzahlen spürbar ab. Im Angriff fehlte nicht nur die Präsenz, sondern auch die Substanz, die restlose Überzeugung, die Prominenz nachhaltig bedrängen zu können, ihr richtig wehtun zu können - bis Zuber mit seinem Kopfballtor des Abends alle Eindrücke widerlegte.

Wie entschlossen und solidarisch Sommer und seine robusten Kollegen das Remis verteidigten, spricht für ihre gehobene internationale Klasse in der Rückwärtsbewegung. So sehr Brasiliens Kreativabteilung wirbelte, der Herausforderer überstand den heiklen Finish unbeschadet - obwohl zwei der Stützen in der Schlussphase nicht mehr zur Verfügung standen: Behrami und Lichtsteiner mussten den Rasen angeschlagen verlassen. sda/gh

Das Telegramm:

Brasilien - Schweiz 1:1 (1:0)

Rostow. - 43'109 Zuschauer. - SR Ramos (MEX). - Tore: 20. Coutinho 1:0. 50. Zuber (Shaqiri) 1:1.

Brasilien: Alisson; Danilo, Thiago Silva, Miranda, Marcelo; Paulinho (67. Renato Augusto), Casemiro (60. Fernandinho), Coutinho; Willian, Gabriel Jesus (79. Firmino), Neymar.

Schweiz: Sommer; Lichtsteiner (87. Lang), Schär, Akanji, Rodriguez; Behrami (70. Zakaria), Xhaka; Shaqiri, Dzemaili, Zuber; Seferovic (80. Embolo).

Bemerkungen: Brasilien ohne Fred (verletzt), Schweiz komplett. Verwarnungen: 31. Lichtsteiner (Foul). 47. Casemiro (Foul). 65. Schär (Foul). 68. Behrami (Foul).

Die Rangliste der Gruppe E:

1. Serbien 1/3 (1:0). 2. Brasilien 1/1 (1:1). 2. Schweiz 1/1 (1:1). 4. Costa Rica 1/0 (0:1). (sda)

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