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Hölloch

«Im Nachhinein sind wir immer schlauer»

Sicher noch bis Mittwoch wird die Touristengruppe im Hölloch bleiben müssen. In der Samstagnacht hatte der Sturm eine Antenne beschädigt. Das verzögerte die Hochwasserwarnung. Der Veranstalter gesteht ein, man hätte die Tour besser abgesagt.
Einsatzleiter Franz Auf der Maur im Interview.
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz
Die Medienorientierung fand im Feuerwehrgebäude Muotathal statt.
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz
Peter Draganits, Trekking Outdoor Team, antwortete auf Kritik.
Bild: Keystone

Den eingeschlossenen Männern gehe es gut, sagte Peter Draganits von vom Trekking Outdoor Team, das die zweitägige Tour in die Höhle organisiert hat. Sie würden nun das Abenteuer ihres Lebens bestehen und später unverletzt das Hölloch auf dem Weg verlassen, auf dem sie es betreten hätten.

Die Männer sind 25 bis 55 Jahre alt und stammen aus der deutschen Schweiz. Sie halten sich nach Angaben Draganits in einem gut sowie ausreichend mit Nahrung und Medikamenten ausgerüsteten Touristenbiwak auf. Ein mögliches Problem wegen Höhlenkoller stelle sich erst nach mehreren Tagen, sagte er.

Die Eingeschlossenen haben etwa die Möglichkeit, kurze Touren in hochwassersichere Gebiete der Höhle zu machen. Auch Kaffeetrinken und Jassen sorgen für Abwechslung. Ein Biwak ohne Jasskarten gebe es nicht, sagte Franz Auf der Maur von Speleo-Secours, der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung.

Syphon mit Wasser gefüllt

Die Touristen waren am Samstagmorgen zu ihrer Tour aufgebrochen und hätten am späteren Sonntagnachmittag die Höhle wieder verlassen sollen. Im Verlaufe der Nacht zeichnete sich ab, dass es Hochwasser gibt. Ein Syphon füllte sich mit Wasser. Der Weg zum Ausgang ist seither versperrt.

Vier Männer der Rettungskolonne Muotathal der Speleo-Secours Schweiz hatten sich im Verlaufe des Sonntags auf dem Weg zu den Eingeschlossenen gemacht. Sie stiegen rund 300 Höhenmeter durch teils nasse Schächte ab und erreichten nach acht Stunden die Touristengruppe im Biwak. Wegen einer Panne war die Kommunikation mit den Eingeschlossenen vorübergehend eingeschränkt.

Die Höhlenexperten gelangten über einen alternativen Eingang ins Hölloch. Dieser sei anspruchsvoll und nur für Profis geeignet, sagte Franz Auf der Maur. Dieser Weg kommt als Rückweg für die Touristengruppe nicht in Frage.

Im Kontakt mit den Eingeschlossenen

Am Montagnachmittag geht Speleo-Secours auf Grund der Wetterprognosen davon aus, dass die Männer noch weitere 48 Stunden im Hollöch bleiben müssen. Die Einsatzleitung steht in Kontakt mit den Männern im Biwak und deren Angehörigen, hiess es.

Voraussehbar war das Unglück gemäss den Experten nicht. Sowohl Auf der Maur wie auch Draganits rechneten mit mehr Schnee- und weniger Regenfällen. Der Trekking-Anbieter sagte, es habe bei seinen Touren im Hölloch in 30 Jahren keine Einschlüsse oder Unfälle gegeben. sda

Auszüge aus der Medienkonferenz

Folgende Personen gaben am Montagnachmittag an der Orientierung im Muotathaler Feuerwehrgebäude Auskunft:

  • Franz Auf der Maur, Einsatzleiter, Speleo-Secours Schweiz

«Wir hatten am Sonntag per Zufall eine Rettungsübung hier in Muotathal. Wir waren so schon vor Ort. Der Weg für unsere vier Leute war einfacher als erwartet. Sie legten 300 Höhenmeter zurück. Sie konnten im Biwak die Gruppe beruhigen und ihnen ausrichten, dass die Angehörigen informiert seien.

Neuste Meldung vom Montag aus dem Biwak: Alle sind "zwäg". Es hat genug Essens- und Benzinvorräte. Jetzt müssen wir abwarten. Im schlimmsten Fall könnte man einen Höhlenarzt ins Biwak bringen. Im Moment geht es darum, die Kommunikation aufrecht zu erhalten.

Aktuell nimmt der Wasserstand wieder zu. Der Grundwasserspiegel ist hoch. Man muss mit einem langsamen Ablaufen rechnen. Wir empfehlen der Gruppe, ein paar lokale Touren vom Biwak aus zu machen oder einen Jass. Sobald kalte Wintertage kommen, wird der Wasserpegel stark zurückgehen.»

  • Peter Draganits, Trekking Outdoor Team

«Man hätte die Expedition besser abgesagt. Im Nachhinein sind wir immer schlauer. Menschen machen Fehler. Die Schneefallgrenze war höher als erwartet. Wahrscheinlich werden wir daraus Schlüsse ziehen. Vielleicht muss eine Wetterstation 200 Meter weiter unten aufgestellt werden. Zu Beginn der Expedition am Samstagmorgen waren die Wetterverhältnisse meiner Meinung nach gut.

Am Abend des ersten Tages kam eine Cave-Link-Meldung vom Guide, wonach alles OK sei. Dummerweise war dann im Sturm in der Nacht eine Antenne bei der Höhle kaputt gegangen. Ich konnte den Führer vorerst nicht mehr erreichen und ihn auf den steigenden Wasserstand hinweisen. Der Führer hat 25 Jahre Erfahrung.

Am Samstag hat die Natur zugeschlagen mit 80 Liter Regen pro Quadratmeter. Sonntagmorgen bot man zusätzliche Guides und Forscher auf. Eine Vierergruppe war am Sonntagabend um 21.30 Uhr im Biwak.

Ich stehe seit Anfang an mit den Angehörigen in Kontakt. Es ist ja kein Unfall. Die Leute sind einfach eingeschlossen in einer Wohlfühl-Oase. Die Leute sind wohlbehütet und sicher. Das wird das Abenteuer ihres Lebens werden. Wir behalten aber im Auge, ob Höhlenkoller ein Thema werden könnte.»

  • Florian Grossmann, Mediensprecher Kantonspolizei Schwyz

«Wir gehen davon aus, dass die Leute noch mindestens 48 Stunden im Hölloch bleiben müssen. Sobald das sicher möglich ist, wird man die Männer aus der Höhle holen. Die persönliche Betreuung wäre über längere Zeit sichergestellt. Es wird weiterhin aktiv kommuniziert.» gh

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