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Bauarbeiter demonstrieren für Rente mit 60

Der Streit zwischen Gewerkschaften und den Baumeistern geht weiter. Morgen Samstag gehen die Bauarbeiter in Zürich auf die Strasse, um für die Rente mit 60, mehr Lohn und besseren Schutz für ältere Bauarbeiter zu demonstrieren. Rund 10'000 Teilnehmer werden erwartet.
Bauarbeiter gehen am Samstag in Zürich auf die Strasse, um für mehr Lohn und die Rente mit 60 zu kämpfen.
Bild: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Für die Bauarbeiter gehe es dieses Jahr um sehr viel, sagte Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia, an einer Medienkonferenz am Freitag in Bern. In den nächsten Monaten steht nicht nur die Sanierung der Frühpensionierung an, sondern auch eine Erneuerung des Landesmantelvertrags (LMV).

Der Druck auf den Baustellen sei zudem stark gestiegen. Auch deshalb verlangen die Bauarbeiter an der morgigen Demonstration einen Gesamtarbeitsvertrag mit mehr Schutz für die Arbeitnehmenden, wie die Unia gemeinsam mit der Gewerkschaft Syna mitteilte.

So fordern die Bauarbeiter etwa eine Begrenzung der Arbeitstage. Die Regelarbeitszeit soll im Sommer auf 8,5 Stunden beschränkt werden. Auch die Temporärarbeit soll beschränkt werden. Diese hat laut Gewerkschaften zwischen 2015 und 2016 auf dem Bau um 15 Prozent zugenommen, bei den Arbeitnehmern über 50 sogar um 20 Prozent.

Ausserdem brauche es nach "vier Jahren Stillstand trotz bester Baukonjunktur" eine Lohnerhöhung für alle, sagte Lutz.

Frühpensionierung auf der Kippe

Auch für die Rente mit 60 wollen die Bauarbeiter am Samstag demonstrieren - ein weiterer Brennpunkt im Streit zwischen den Gewerkschaften und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV).

Denn die Stiftung Flexibler Altersrücktritt (FAR), über die bisher die frühzeitige Pensionierung finanziert wird, gerät zusehends in finanzielle Schieflage, weil die Babyboomer-Generation bis 2024 ins Rentenalter kommt.

Dieses Problem sei vorübergehend und lösbar, sagte Guido Schluep, Branchenleiter Bau der Syna. Die Bauarbeiter seien bereit, während dieser Zeit ihren finanziellen Beitrag zu leisten.

In die Stiftung bezahlen Arbeitgeber bisher 5,5 Lohnprozente, Bauarbeiter 1,5 Prozent ihres Lohns. Der Vorschlag der Bauarbeiter: Die Beiträge werden vorübergehend von 7 Prozent auf 7,75 Prozent erhöht. Diese zusätzlichen 0,75 Prozent teilen sich die Bauarbeiter und die Firmen auf.

Dazu sollen die FAR-Beiträge an die berufliche Vorsorge zwischen 60 und 65 reduziert werden. Nach 2024 könnten diese Sanierungsmassnahmen wieder zurückgefahren werden, sagte Schluep weiter.

Gewerkschaften drohen mit Streik

Die Baumeister ihrerseits schlagen ein "flexibles System" vor. Mit diesem sollen die Bauarbeiter zusammen mit dem Arbeitgeber entscheiden können, ob sie frühzeitig in Pension gehen und eine Renteneinbusse in Kauf nehmen oder ob sie länger arbeiten, wie SBV-Zentralpräsident Gian-Luca Lardi gegenüber Keystone-SDA ausführte.

Bei einem Rentenalter zwischen 60 und 61,5 Jahre, müssten die Bauarbeiter beispielsweise mit Leistungskürzungen von 10 bis 25 Prozent rechnen.

Die Gewerkschaften sehen solche Vorschläge als "Angriff auf die Würde der Bauarbeiter". Rentenalter und Rentenhöhe seien rote Linien. "Die Bauarbeiter gehen mit 60 in Rente, weil sie körperlich verbraucht sind und die Firmen ihnen gar keine Stellen mehr bieten", sagte Lutz.

Der SBV wirft den Gewerkschaften vor, die nachhaltige Sanierung des gesamten Systems Frührente Bau zu blockieren. Die Gewerkschaften wiederum werfen dem Baumeisterverband vor, die Verhandlungen über eine Lösung bei der Stiftung zu verweigern.

Verweigere der Baumeisterverband weiterhin Lösungen, dann seien die Bauarbeiter ab Herbst auch bereit zu streiken, sagte Lutz. Das hätten Streikabstimmungen der Unia auf Baustellen gezeigt. (sda)