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Ein Afghane organisiert den Flüchtlingstag in Sarnen mit

Am Samstag ist Weltflüchtlingstag. Mit im Team für Obwalden arbeitet Mostafa Mozaffari. Der 24-jährige Afghane ist ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Er arbeitet bei der Maxon Motor und hat viele Freunde hier.
Mostafa Mozaffari (rechts) mit seinem Vorgesetzten Roman Portmann am Arbeitsplatz in der Logistikabteilung bei der Firma Maxon. (Bild: Corinne Glanzmann (Sachseln, 30. Mai 2018))

Exotisches Fingerfood am Marktstand, Spiele ab Nachmittag in der Dreifachturnhalle und am Abend ein Buffet mit Spezialitäten aus aller Welt. Der diesjährige Weltflüchtlingstag steht unter dem Motto «Land in Sicht – Hand reichen zur Aufnahme». Mit im Vorbereitungs-Team in Obwalden ist wie immer in den vergangenen drei Jahren Mostafa Mozaffari aus Afghanistan. «Bisher habe ich immer beim Kochen geholfen», erzählt er.

Der 24-Jährige hat in der Schweiz ein neues Zuhause gefunden. «Er kann gut Deutsch und hat sich schnell integriert», erzählt Silvia Harvey aus Sachseln, die ebenfalls zum Vorbereitungsteam des Weltflüchtlingstags gehört. Auch Mostafa Mozaffaris Chef bei der Maxon Motor, wo dieser seit sieben Monaten arbeitet, zeigt sich von ihm begeistert: «Mostafa ist unheimlich engagiert und wissbegierig, ein ruhiger ‹Schaffer›. Er macht seine Sache sehr effizient und arbeitet sehr schnell. Qualität ist ihm wichtig», lobt Roman Portmann, Leiter der Spedition.

Schadensumme könnte schnell vierstellig sein

Sorgfalt ist bei Mostafas Job in der Spedition gefragt. Wenn Motoren beim Transportieren von der Produktion in die Spedition zu Boden fallen würden, ginge der Schaden möglicherweise in den drei- bis vierstelligen Bereich. Roman Portmann wäre daran interessiert, den jungen Mitarbeiter aus Afghanistan als Logistiker EFZ auszubilden. Für eine Lehrstelle ab diesem Sommer hat es zeitlich nicht mehr gereicht, da Mostafa zunächst Abklärungen bei der Berufsberatung und der für ihn zuständigen sozialen Fachstelle treffen musste. Mittlerweile waren die Lehrstellen für dieses Jahr bereits vergeben. Portmann ist zuversichtlich, dass es nächstes Jahr klappt – wenn Mostafa dann noch wolle. Die Bewerbung habe dieser übrigens selbst geschrieben, betont sein Chef.

Der junge Immigrant ist unterdessen froh, durch die Stelle bei Maxon nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Auf die Frage, was er in der Schweiz erreichen möchte, nennt er eins seiner Ziele, das er bereits verwirklicht hat: «Hier in Sicherheit leben.» Zwei Jahre war Mostafa nach seiner überdurchschnittlichen schulischen Ausbildung als Dolmetscher für amerikanische Einsatzkräfte tätig. Als diese abrückten, geriet er in Gefahr durch die Taliban. Der junge Afghane gehört zur Volksgruppe der Hazara, einer verfolgten und diskriminierten Minderheit. 2013 floh er aus seinem Heimatland.

Gefährliche Flucht über Berge und Meer

Mozaffaris Weg in die Schweiz ist eins der unzähligen Flüchtlingsschicksale. Eine gefährliche Flucht, die eineinhalb Jahre dauerte: zu Fuss über die Berge zwischen Afghanistan, Iran und Türkei. «Du kannst ein Problem haben auf den zehn- bis zwölfstündigen Wanderungen und stirbst – niemand hilft dir», sagt er. Den Weg zwischen der Türkei und Griechenland nahm er mit einem überfüllten Boot. Oder später auf dem Landweg, 15 bis 20 Personen von Schlepperbanden in ein Auto gepfercht. «Wenn man da einen Unfall gehabt hätte», mag sich der junge Mann nicht ausmalen.

Heimweh nach seiner Familie

Von Serbien kam er in die Schweiz, Schlepperbanden brachten ihn bis zur Grenze. Von St. Gallen wurde er nach Obwalden geschickt, beantragte Asyl. «Damals gab es noch die Caritas. Es war schön, als man mir eine Wohnung zuwies, ich habe mich sicher gefühlt», erinnert er sich noch genau an seine Gefühle. Einfach ist es für ihn hier nicht immer. Mostafa vermisst seine Familie, die er seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat. Er hofft auf sichere, stabile Zustände in seinem Land. Dann könnte er zurückkehren. Wann das sein wird, weiss er nicht. «Das macht mich traurig», erzählt er. Bis dahin telefoniert Mostafa mit ihnen. Physiotherapeut wäre Mostafa in seiner Heimat gerne geworden – wenn die Verhältnisse andere gewesen wären. Hier seien die Sprachbarrieren zu hoch, eine pflegerische Grundausbildung habe er auch nicht.

«Ich habe Kollegen, wir treffen uns, wandern und singen zusammen, das hilft mir sehr», erklärt er. Die nächste Wanderung auf den Pilatus ist bereits geplant. Einer seiner Lieblingsplätze ist das Seefeld in Sarnen. Mostafa ist einer, der sich nicht unterkriegen lässt. Dass er Deutsch lernen muss, war ihm schnell klar: «Ich lernte viel zu Hause und machte einige Sprachkurse», erzählt er. Und Mundart? «Das kommt langsam», erklärt er. Ob er ein Anliegen hat? Der junge Mann mit dem offenen Blick muss nicht lange überlegen: «Es wäre prima, wenn die Menschen hier Flüchtlingen mehr Chancen geben würden. Manche Betriebe haben Probleme mit dem Flüchtlingsstatus. Und: Es braucht Zeit, bis man die Sprache versteht.»

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