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Sein Herz schlägt für Brasilien

Adailton França da Silva Muheim lebt seit 2009 in Altdorf und arbeitet als Licht- und Tontechniker im Theater Uri. Trotz seiner schweren Kindheit hat er den Humor nie verloren und glaubt an den WM-Titel Brasiliens.
Adailton Muheim ist Licht- und Tontechniker im Theater Uri. (Bild: Philipp Zurfluh)

Er ist eine Frohnatur, wie sie im Buche steht. Gemächlich, aber trotzdem cool und lässig mit aufgesetzter Sonnenbrille tritt Adailton França da Silva Muheim in Erscheinung. Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigt er zwar noch einige Berührungsängste. Dies habe aber vor allem mit seinem gebrochenen Deutsch zu tun. «Deutsche Sprache, schwere Sprache», witzelt er und lacht.

Der 41-jährige Brasilianer lebt seit 2009 in Altdorf, unweit des Theaters Uri, wo er als Licht- und Tontechniker arbeitet. «Mir gefällt mein Job, er ist sehr spannend und abwechslungsreich.» Eigentlich wollte er als Kind immer Schauspieler werden und besuchte sogar eine Schauspielschule. Doch aus seiner Wunschvorstellung wurde nichts: «Als dunkelhäutige Person sind in Brasilien die Chancen automatisch schlechter», bedauert er. Doch diesem geplatzten Traum weint er nicht mehr nach: «Jetzt stehe ich als Licht- und Tontechniker hinter der Bühne, das passt auch gut zu mir.»

Aufgewachsen mit 14 Geschwistern

Geboren und zur Schule gegangen ist er in Salvador, der drittgrössten Stadt Brasiliens mit rund 2,6 Millionen Einwohnern. Der Brasilianer hat eine bewegte Kindheit hinter sich: «Unserer Familie lebte in einem armen Viertel und hatte fast kein Geld, wir kämpften täglich ums Überleben. Es war eine schwierige Zeit. Das hat mich geprägt», sagt er mit bedrückter Stimme. Zusammen mit 14 Geschwistern wuchs er auf.

Schon als kleiner Bub musste er auf die Strasse, um Geld zu verdienen. «Mit Autoscheibenputzen und Müllverkaufen versuchte ich, meiner Familie zu helfen.» Doch Adailton Muheim lernte auch die schöne Seite des Lebens kennen und hatte die Möglichkeit, in seiner Freizeit viel Sport zu treiben. So liess er sich fürs Boxen, Tanzen und Fussball begeistern.

Engagement für ein Kinderprojekt

Seinen Weg in den Kanton Uri fand «Adi», wie er von allen genannt wird, 2009 über Frankreich. Dort lernte er bei einem Aufenthalt eine Urnerin kennen. Mit ihr liess er sich in Altdorf nieder. Ihre gemeinsame Tochter arbeitet beim roten Kreuz. Seine Frau verstarb leider früh. In seiner ersten Heimat Brasilien fand er neues Glück. Vor knapp einer Woche durfte der Licht- und Tontechniker eine freudige Nachricht entgegennehmen: Seine Freundin in Brasilien hat eine Tochter geboren. «Ich freue mich, dass ich sie nächste Woche in Brasilien besuchen kann», sagt er.

Adailton Muheim ist mindestens einmal pro Jahr im grössten Land Südamerikas. Er hilft seit 2005 zusammen mit Freunden bei einem sozialen Projekt einer Nicht-Regierungs-Organisation mit, das Kindern auf der Strasse eine Perspektive gibt. «Es gibt so viele Kindern mit versteckten Talenten in Brasilien, nur leider werden sie nicht entdeckt», bedauert der Familienvater.

«Seit langem nicht mehr so eine gute Mannschaft»

Für das WM-Spiel morgen Sonntagabend um 20 Uhr drückt er den Südamerikanern die Daumen und zeigt sich überzeugt, dass die Ballkünstler von der Copacabana den Schweizern den Schneid abkaufen. «3:1 für Brasilien», sagt der 41-Jährige. Das Spiel werde er voraussichtlich zu Hause mit Freunden verfolgen. Wer schliesslich nach dem WM-Finale den goldigen Pokal in die Höhe stemmen wird, ist für ihn klar. «Brasilien, weil sie seit Langem nicht mehr so eine starke Mannschaft gehabt haben wie an diesen Weltmeisterschaften.»

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