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National League

Biel lernt schnell

Der EHC Biel überrascht weiter. Nach dem 5:3-Heimsieg führt der Dritte der Qualifikation in der Serie gegen Davos mit 2:1 Siegen. Die Fortschritte im Vergleich zum Playoff-Start sind eindrücklich.
Ein Mann mit viel Playoff-Erfahrung an der Bieler Bande: Antti Törmänen
Bild: KEYSTONE/MARCEL BIERI

Antti Törmänen schmunzelt. Ein bisschen verschmitzt, vielleicht auch maliziös. Auf jeden Fall aber zufrieden. "Es gibt in dieser Mannschaft ja schon Leute mit Playoff-Erfahrung", streicht der Trainer des EHC Biel heraus. Wahrscheinlich denkt er dabei in erster Linie an sich selber. Törmänen hat nicht nur genug Erfahrung, der 47-jährige Finne weiss auch, wie man Meister wird (2013 mit dem SC Bern). Er gibt aber immerhin zu, dass "wir als Team über wenig Playoff-Erfahrung verfügen". Es sei deshalb wichtig, "schnell zu lernen."

Genau das scheinen die Bieler, die als Dritte das Überraschungsteam der Qualifikation waren, zu tun. Der Unterschied zwischen dem ersten Heimspiel zum Auftakt und dem zweiten ist frappant. Am Samstag startete Törmänens Team gut, nachdem Davos auf 1:2 verkürzt hatte, verlor es aber Konzept und Ordnung komplett. Am Donnerstag lagen die Seeländer bei Spielmitte 0:2 im Hintertreffen, gingen bis neun Minuten vor Schluss 4:2 in Führung und verwalteten diese am Ende souverän. Das heisst, sie blieben aktiv und beschränkten sich eben nicht auf das Verwalten.

Nervosität abgelegt

"Eishockey ist eben ein 60-Minuten-Spiel", meint Törmänen und lacht wieder. Gegenüber der Nachrichtenagentur sda erklärt der Finne: "Die Spieler haben gelernt, dass es nicht gescheit ist, nervös zu sein." So einfach ist das. Den Fehlstart in das dritte Spiel führt er denn auch nicht auf Nervosität zurück. "Sie wollten zu viel, haben zu viel nachgedacht." Wieder eine Lektion gelernt also. "Ja", bestätigt Törmänen lachend. "Nichts kommt einfach." Das erste Drittel sei "sehr schlecht" gewesen. "Wir haben aber verstanden, dass das nicht gut genug ist." Mit dem Rest war er sehr zufrieden. "Was für ein Team-Effort!"

Zur Fraktion derer, die mit reichlich Playoff-Erfahrung gesegnet sind, gehört Beat Forster. Der giftige Verteidiger, der auf diese Saison hin nach fünf Meistertiteln mit dem HC Davos (und einem mit den ZSC Lions) zu Biel gewechselt hatte, wäre der ideale Insider, um die Geheimnisse des HCD für Coach Törmänen zu entschlüsseln. Es gehört aber zum neuen Selbstbewusstsein der Bieler, dass sie davon kaum Gebrauch machen. "Über Davos mache ich mir nicht so viele Gedanken", behauptet der Trainer. "Wir konzentrieren uns auf uns."

Forsters rarer Sieg

Auf dem Eis ist der 35-jährige Forster mit seiner Routine, seiner Physis und nicht zuletzt seinem Ehrgeiz aber ein wichtiges Steinchen im Erfolgsmosaik des EHC Biel. Dazu gehört auch, dass der Appenzeller nicht übermotiviert ans Werk geht, obwohl er im vergangenen Frühling nicht ganz freiwillig und nicht ohne Nebengeräusche das Landwassertal verlassen musste. "In den Playoffs ist der Gegner eigentlich egal", versichert er. An Siege gegen seinen Ex-Klub muss er sich dennoch erst gewöhnen. "Die waren bisher eine Rarität."

Tatsächlich gewann Biel in der Qualifikation nur eines von vier Spielen gegen den HCD, und auch der Cup-Halbfinal ging zuhause verloren. Nach der selbst verschuldeten Niederlage im ersten Playoff-Spiel hätte also leicht Panik aufkommen können. Stattdessen bewahrten Törmänen und seine Spieler die Ruhe und scheinen nun den Schlüssel zum Erfolg gefunden zu haben. Vor allem sind die Bieler auch in der Breite mindestens gleich gut besetzt wie die sehr jungen Davoser. Alle vier Linien haben in den ersten drei Spielen schon geskort. Im dritten Spiel überzeugten zudem zum ersten Mal auch die Ausländer Toni Rajala (2 Tore), Jacob Micflikier (1 Tor) und Marc-Antoine Pouliot (2 Assists).

Die Playoff-Erfahrung schien vor der Serie der grösste Davoser Trumpf. Für Törmänen zählt anderes. "Auch zehn Jahre Erfahrung nützen nichts, wenn du nichts dazulernst." Die Bieler lernen aber rasend schnell. Mit dem ersten Heimsieg in dieser Serie haben sie sich deshalb eine gute Ausgangslage geschaffen, um erstmals seit 1990 die Playoff-Halbfinals zu erreichen. (sda)

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