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Deutschland sucht nach Antworten

Deutschland ist nach dem missglückten Start in die WM auf der Suche nach Antworten. Bis am Samstag hat der Weltmeister Zeit, Korrekturen anzubringen, ohne grössere Unruhe aufkommen zu lassen.
Mats Hummels sprach Klartext nach der Niederlage gegen Mexiko
Bild: KEYSTONE/EPA/PETER POWELL

Einen Tag nach dem 0:1 gegen Mexiko wollte die deutsche Nationalmannschaft vor allem eines: Ruhe. Die Journalisten wurden vom Training ausgeladen, Medientermine gab es keine, und selbst der vermeintlich unverfängliche Auftritt von Philipp Lahm, dem Botschafter der deutschen EM-Bewerbung 2024, fiel vorerst der Niederlage zum Opfer. Das 100 Hektar grosse Gelände mit dem deutschen Mannschaftsquartier im Moskauer Vorort Watutinki blieb für Aussenstehende verschlossen.

Hinter dem mächtigen grünen Zaun, der den Weltmeister vor neugierigen Blicken schützt, wurde aber ohne Zweifel viel geredet. Die Aussagen der Spieler unmittelbar nach dem Match im Luschniki-Stadion lassen erkennen, wie schwierig es ihnen fällt, die Partie einzuordnen. Liegt ein tieferes Übel vor oder war es bloss ein Ausrutscher? Nachdem Thomas Müller das Szenario der Partie wiedergegeben und von verpassten Torchancen geredet hatte, schloss er, von seiner Zusammenfassung offenbar selbst nicht so überzeugt: "Es ist schwer, hier die Worte zu finden, die alle Gemüter beruhigen, die aber gleichzeitig das Spiel korrekt analysieren."

Einige verzichteten auf den aufmunternden Teil und sprachen Klartext, etwa die beiden Innenverteidiger Jérôme Boateng und Mats Hummels, die sich Mal für Mal alleine den mexikanischen Offensivleuten stellen mussten. Hummels sagte: "Ich verstehe nicht so ganz, warum wir so gespielt haben, weil wir eigentlich schon einen Schuss vor den Bug bekommen hatten." Nach den letzten Tests gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) seien die Probleme angesprochen worden: fehlende Ballsicherheit und ungenügende defensive Absicherung.

"Wir werden wieder aufstehen"

Zahlreiche Probleme haben auch die deutschen Medien erkannt. Die "Bild" zählte elf Dinge auf, die der Weltmeister besser manchen muss, die "Süddeutsche Zeitung" sieht ein Fundament, das wackelt, und bei "RTL" ist die Rede von Riesenfrust im DFB-Lager. Joachim Löw ist auf jeden Fall gefordert. Vielleicht so sehr wie noch nie in seiner zwölfjährigen Amtszeit, die von Erfolg und vor allem von guten Leistungen geprägt ist. Es sei eine absolut ungewohnte Situation, gestand der Bundestrainer, bevor er die kurze Rückreise vom Moskauer Stadion ins Hotel antrat.

Im Hotelkomplex mit dem in den kommenden Tagen passenden Namen "Gesundheitsfördernde Einrichtung Watutinki" wird Löw darauf achten müssen, die Probleme zu benennen, ohne gleich Panik zu schüren. Denn der Druck auf das Team wird im zweiten WM-Match gegen Schweden am Samstag gross sein. Der Fluch der Titelverteidiger - drei der letzten vier Weltmeister scheiterten zuletzt in der Vorrunde - dürfte dann zumindest im Hinterkopf präsent sein. "Uns wird das nicht passieren", versicherte Löw. "Wir werden wieder aufstehen."

Obwohl die Situation für die Deutschen ungewohnt ist, können durchaus Parallelen zur erfolgreichen WM 2014 gezogen werden. Im Achtelfinal gegen Algerien (2:1 n.V.) stürmte der spätere Sieger auch etwas unkoordiniert und lief in zahlreiche Konter der Afrikaner. Danach wurden aber offensichtlich die richtigen Schlüsse gezogen, die defensive Stabilität wurde gefunden.

Die Spieler, um wieder auf Kurs zu kommen, hat Deutschland auch in Russland dabei. Über den Formstand einiger Leistungsträger kann aber nach der Partie gegen Mexiko diskutiert werden. Thomas Müller, zweitbester Skorer von vor vier Jahren, war genauso wie Mesut Özil oder Sami Khedira sehr weit von seinem besten Niveau entfernt. Ist die Zeit nun schon reif, den einen oder anderen WM-Helden in der Startformation zu ersetzten? Auch das ist eine Frage, die sich Löw bis Samstag stellen wird. (sda)

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