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Deutschland

Asylreform: Baerbock will nicht warten

In der festgefahrenen europäischen Asylpolitik macht sich die deutsche Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock für einen Neustart im kleineren Kreis stark.
Annalena Baerbock (Die Grünen), Kanzlerkandidatin, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Theaterplatz in Chemnitz. Baerbock will bei der EU-Asylreform nicht länger auf den ungarischen Ministerpräsidenten, Viktor Orban, warten. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Bild: Keystone/ZB/Robert Michael

"Ich möchte, dass wir mit denjenigen Staaten vorangehen, die bereit sind, das Leid an den Aussengrenzen zu beenden und für eine humane und geordnete Flüchtlingspolitik in der EU eintreten", sagte Baerbock der Nachrichtenagentur DPA.

Für sie gebe es keine Ausreden mehr, warum sich Deutschland nicht mit elf oder zwölf anderen EU-Ländern zusammenfinden solle. "Wir können nicht so lange warten, bis der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban bereit ist, über europäische Flüchtlingspolitik zu reden. Das ist keine verantwortungsvolle europäische Politik", sagte Baerbock.

Länder sollten mit Anreizen zur Teilnahme gewonnen werden, erklärte Baerbock. "Menschen, die an den Aussengrenzen ankommen, werden in gemeinsamen Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht, überprüft, und dann schnellstmöglich innerhalb Europas verteilt", führte die Grünen-Chefin aus. "Dabei erhalten die Staaten, die Geflüchtete aufnehmen und deren Asylverfahren durchführen, Unterstützung aus einem EU-Fonds. Alle anderen zahlen einen fairen Beitrag." Sie unterstütze einen entsprechenden Vorschlag des Europäischen Parlaments.

"Wir wollen die Aussengrenzen kontrollieren, damit wir wissen, wer nach Europa kommt", sagte Baerbock. "Aber klar muss auch sein: Der Zugang zum Grundrecht auf Asyl muss immer gewährleistet sein, wir dürfen die Werte Europas nicht im Mittelmeer untergehen lassen." Es sei ein Irrglaube insbesondere konservativer Parteien, dass Abschottungspolitik zu mehr Ordnung führe. "Denn so sind die Europäerinnen und Europäer zum Spielball von antidemokratischen Akteuren wie zum Beispiel dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geworden." Die Türkei hat zahlreiche Flüchtlinge unter anderem aus dem syrischen Bürgerkrieg aufgenommen und erhält zu ihrer Versorgung finanzielle Unterstützung von der EU. (sda/dpa)