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US-Wahlen

Trump und Biden streiten im TV-Duell

In der vermutlich chaotischsten TV-Konfrontation der jüngeren US-Geschichte trafen am Dienstag (Ortszeit) US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden aufeinander. Besonders Trump unterbrach ständig und musste vom Moderator zur Ordnung gerufen werden.
US-Präsident Donald Trump (links) und der demokratische Herausforderer Joe Biden haben sich beim ersten TV-Duell über zahlreiche Wahlkampfthemen heftig gestritten.
Bild: KEYSTONE/EPA/JIM LO SCALZO

Inhaltlich brachte die von Anschuldigungen und Beleidigungen geprägte Debatte nichts Neues. So weigerte sich Trump erneut zuzusagen, dass er das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl unabhängig vom Ausgang anerkennen werde.

Trump malte einmal mehr das Szenario von massiven Betrug bei Briefwahlen und wich der Frage aus, ob er eine Niederlage akzeptieren würde. Trump weigerte sich auch neuerlich, Rechtsradikale und bewaffnete rechte Gruppen eindeutig zu verurteilen. "Fast alles, was ich sehe, ist vom linken Rand, nicht vom rechten Rand", sagte er.

Auf Drängen von Moderators Chris Wallace sagte Trump schliesslich, diese Gruppen sollten sich zurückhalten, distanzierte sich aber nicht direkt von ihnen, sondern griff die linke Gruppierung Antifa an: "Jemand muss etwas gegen Antifa und die Linke tun, weil dies kein Problem des rechten Flügels ist, sondern ein Problem des linken Flügels".

Disput um Stellenbesetzung

Begonnen hatte die Debatte mit einem lebhaften Schlagabtausch über die Neubesetzung einer freien Stelle am Obersten Gericht der USA. Trump sagte zu seiner Nominierung der konservativen Richterin Amy Coney Barrett: "Wir haben die Wahl gewonnen und deswegen haben wir das Recht, sie auszuwählen." Biden forderte hingegen, mit der Besetzung der Stelle bis Februar 2021 zu warten, "weil wir mitten in einer Wahl sind, die bereits begonnen hat".

Beide Kandidaten stritten daraufhin über Themen, die schon bald dem Supreme Court zur Entscheidung vorgelegt werden könnten. Trump warf Biden vor, seine Demokratische Partei strebe eine sozialistische Gesundheitsversicherung an. Mit Blick auf die von Expräsident Barack Obama eingeführte Gesundheitsversorgung sagte Trump: "Obamacare ist eine Katastrophe, das ist zu teuer." Biden konterte in der Debatte mit einer Frontalattacke gegen Trump, warf ihm Lügen vor und sagte, Trump sei keine Hilfe für die vielen Menschen, die auf eine bezahlbare Gesundheitsversorgung angewiesen seien.

Heftiger Schlagabtausch

Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie warf Biden Trump vor, "keinen Plan" zu haben. Der Demokrat rief den Präsidenten dazu auf, aus seinem "Bunker" und von seinem Golfkurs zu kommen und Leben zu retten. Trump entgegnete, China sei Schuld an dem Virus. Wenn man auf Biden gehört hätte, wären die USA "weit offen gewesen". Er aber habe das Land "geschlossen" und einen "grossartigen Job" beim Umgang mit der Pandemie gemacht. Wiederholt fiel Trump Biden ins Wort und nannte ihn unter anderem "eine Katastrophe". Biden warf Trump vor, vollkommen unverantwortlich gewesen zu sein, zu lügen und im Angesicht der Pandemie in "Panik geraten" zu sein.

Biden hielt Trump ausserdem vor, er habe nach dem Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai versucht, "rassistischen Hass zu erzeugen, rassistische Spaltung". Trump antwortete, angesichts der gewaltsamen Unruhen im Anschluss an den Tod von Floyd in Minneapolis habe er dort wieder für Ruhe gesorgt, "weil wir an Recht und Ordnung glauben - und du tust das nicht, Joe", fügte der Präsident hinzu.

Bei allen Themen rutschte das Streitgespräch meist in ein chaotisches Wortgefecht ab, in dem Trump und Biden durcheinander sprachen. Insbesondere fiel der US-Präsident seinem Herausforderer ins Wort. "Es ist schwer, mit diesem Clown auf den Punkt zu kommen", beschwerte sich Biden an einem Punkt. (sda/dpa/reu/afp/apa)