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Südafrika

Südafrika bestattet Nobelpreisträger Tutu

Südafrika hat sich am Samstag von seinem Volkshelden und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu verabschiedet.
Menschen verfolgen die Trauerfeier des emeritierten anglikanischen Erzbischofs Desmond Tutu auf einem Großbildschirm in Kapstadt. Südafrikas Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Foto: Jerome Delay/AP/dpa
Bild: Keystone/AP/Jerome Delay

In der St.-Georgs-Kathedrale von Kapstadt fand am Samstagmorgen die Trauerfeier für den am Sonntag zuvor verstorbenen weltbekannten Menschenrechtler und emeritierten anglikanischen Erzbischof statt.

"Wenn wir den Begriff ,globale Ikone' so verstehen, dass sie grosse moralische Statur hat, aussergewöhnliche Qualitäten und einen Dienst an der Menschheit vollbringt, kann es keinen Zweifel geben, dass er sich auf den Mann bezieht, den wir heute beerdigen", sagte Präsident Cyril Ramaphosa während seiner Trauerrede. Tutu sei ein Kreuzritter im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden gewesen, nicht nur in Südafrika, sondern weltweit.

Ramaphosa beschrieb Tutu als "demütigen und tapferen Menschen", der sich für die Unterdrückten und Leidenden der Welt ausgesprochen habe. Seit Ende der Apartheid hatte sich Tutu auch für die Kämpfe gegen den Klimawandel, HIV, Kinderheirat sowie Geschlechterdiskriminierung eingesetzt. "Er hat nie aufgehört zu kämpfen, er hat nie aufgehört, seine Meinung zu sagen, und er hat nie aufgehört sich zu sorgen", sagte Ramaphosa. Tutu sei Südafrikas "moralischer Kompass und nationales Gewissen" gewesen.

Im Anschluss überreichte Ramaphosa Tutus Witwe Leah Südafrikas sechsfarbige Flagge, aufgrund derer Tutu den Begriff der "Regenbogennation" münzte, der das friedliche Zusammenleben von Südafrikas zahlreichen Bevölkerungsgruppen nach der Apartheid beschreibt. Tutus Asche sollte später in einem Mausoleum innerhalb der Kathedrale beigesetzt werden, von deren Kanzel Tutu für viele Jahre gegen die Brutalität des Apartheidregimes gepredigt hatte.

Gemeinsam mit Nelson Mandela hatte Tutu gegen das südafrikanische System der Apartheid gekämpft, das die Menschen nach Hautfarbe in Rassen einteilte und den Weissen die Vorherrschaft über die grosse Mehrheit der Schwarzen sicherte. Während Mandela 27 Jahre lang in Haft war, wurde Tutu zur Stimme des Widerstands. 1984 wurde ihm für seinen gewaltfreien Einsatz der Friedensnobelpreis verliehen.

Tutu und Mandela wurden Gründerväter des demokratischen Südafrikas. Nach Ende der Apartheid setzte sich Tutu für die Aussöhnung von Schwarzen und Weissen und gegen Armut ein. Auf Bitten Mandelas, der 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt wurde, übernahm er 1996 den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die die Verbrechen der Apartheidzeit aufarbeite und dabei Tutus Motto "Vergeben, aber nicht vergessen!" folgte.

Der Geistliche war am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seither wehen die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast; die Kirchenglocken in ganz Südafrika werden seit Sonntag täglich zu Tutus Ehren geläutet. Am Donnerstag und Freitag konnten sich Südafrikaner von Tutu an seinem in der St.-Georgs-Kathedrale aufgebahrten Sarg verabschieden.

Der für seine Bescheidenheit gerühmte Tutu wurde in einem einfachen Sarg aufgebahrt, während die Familie um gemeinnützige Spenden anstelle von Blumen bat. Die Trauergäste der gewollt einfachen Zeremonie beschränkten sich auf enge Freunde und Familie, Geistliche und wenige internationale Gäste, unter ihnen König Letsie III. aus dem benachbarten Lesotho.

"Wir haben ihn mit der Welt geteilt, und ihr haben einen Teil der Liebe, die ihr für ihn hattet, mit uns geteilt ... Wir sagen danke, Daddy, für die vielerlei Wege auf denen du uns Liebe gezeigt hast, für die vielen Wege durch die du uns herausgefordert hast", sagte Tutus Tochter Naomi. Mandelas Witwe Graҫa Machel und die ehemalige irische Präsidentin Mary Robinson lasen Gebete. Tutu werde "weltweit für sein Engagement für Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit respektiert. Heute betrauern wir seinen Tod, bekräftigen aber unsere Entschlossenheit, seinen Glauben am Leben zu erhalten", schrieb Robinson im Kurznachrichtendienst Twitter. Südafrikaner verfolgten die Trauerfeier live im Fernsehen. (sda/dpa)