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Syrien

Syrien-Konflikt schwelt weiter

Eine Dringlichkeitssitzung bei den UNO verstärkt den Eindruck: Eine weiteren Eskalation in Syrien könnte eine folgenschwere Kettenreaktion auslösen.
Der amerikanische Aussenminister, Mike Pompeo, hat der Türkei im Syrien-Konflikt die volle Unterstützung der USA zugesichert. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/AP/Andrew Harnik

Nach der jüngsten Eskalation des Konflikts zwischen Syrien und dem Nato-Mitglied Türkei hat Ankara im UNO-Sicherheitsrat mit Vergeltungsschlägen gedroht. "Wenn sie es auf die harte Tour lernen wollen, können sie das haben. Die Türkei will keinen Krieg", sagte der türkische UNO-Botschafter Feridun Hadi Sinirlioǧlu am Freitag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

Aber die Türkei werde nicht zögern, Gewalt anzuwenden, wenn ihre Sicherheit bedroht seien. Jede Provokation von syrischer Seite werde mit aller Macht beantwortet werden.

33 getötete türkische Soldaten

Die Sitzung des UNO-Sicherheitsrats war kurzfristig nach einem Luftangriff auf die türkische Armee in der nordsyrischen Provinz Idlib einberufen worden. Dabei waren am Donnerstag nach türkischen Angaben mindestens 33 Soldaten getötet worden. Nach dem Vorfall forderte Ankara Beistand der Nato und der internationalen Gemeinschaft und griff als Vergeltung in der Nacht zu Freitag syrische Regierungstruppen an.

Die USA stärkte der Türkei für mögliche weitere militärische Manöver den Rücken. "Die Türkei hat unsere volle Unterstützung, um in Selbstverteidigung auf ungerechtfertigte Angriffe auf türkische Beobachtungsposten zu reagieren, die zum Tod ihrer eigenen Streitkräfte geführt haben", sagte die amerikanische UNO-Botschafterin Kelly Craft. Das gelte auch für die kommenden Tage. Auch US-Aussenminister Mike Pompeo teilte mit, die USA stünden nach dem "verachtenswerten" Angriff an der Seite des Nato-Bündnispartners.

Russland bedauert Vorfall

Russlands UNO-Botschafter Wassili Nebensja äusserte Bedauern über den Tod der türkischen Soldaten, sagte dabei aber auch, dass diese sich ausserhalb eines Beobachtungspostens aufgehalten hätten. "Als klar wurde, dass es passiert ist, ergriff die russische Seite umfassende Massnahmen, um die Feindseligkeiten zu beenden." Er betonte, dass es sich trotz allem bei der Region Idlib um syrisches Staatsgebiet handele.

Idlib ist das letzte grosse Rebellengebiet in dem Bürgerkriegsland. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Rebellen. Mit Russland als Schutzmacht der syrischen Regierung hatte sie ein Abkommen getroffen, um in Idlib eine Deeskalationszone einzurichten, und hatte dort Beobachtungsposten eingerichtet. Eigentlich gilt auch eine Waffenruhe. In den vergangenen Wochen war Syrien mit russischer Unterstützung weiter in dem Gebiet vorgerückt.

Guterres sieht neue Phase

UNO-Generalsekretär António Guterres nahm ebenfalls an der Sitzung des Sicherheitsrats teil. Er warnte, dass der Syrien-Konflikt mit der Eskalation in eine neue Phase eingetreten sei.

Rosemary DiCarlo, Untersekretärin für politische und friedensfördernde Angelegenheiten, forderte ein neue Waffenruhe für Idlib und zeichnete ein düsteres Bild von der Lage vor Ort angesichts der rücksichtlosen Kämpfe. "Zivilisten werden in Lagern für Vertriebene, Schulen und Krankenhäusern getötet. Dies geschieht Tag und Nacht, tagein tagaus. Krankenhäuser zerstört, Schulen zerstört, Menschenleben zerstört."

Neben einer Reihe weiterer UNO-Botschafter forderte auch der deutsche Vertreter Christoph Heusgen eine sofortige Waffenruhe und betonte die "volle Solidarität" mit der Türkei. Dabei wandte er sich auch gegen Syriens Schutzmacht Moskau. "Wir fordern Russland auf, die Unterstützung der Militäroffensive durch das syrische Regime zu beenden." Eine militärische Lösung in dem Konflikt sei unmöglich.

Sondertreffen der Nato

Angesichts der Eskalation des türkisch-syrischen Konflikts war der Nordatlantikrat der Nato am Freitag bereits zu einem Sondertreffen zusammengekommen. Generalsekretär Jens Stoltenberg rief Syrien und Russland danach dazu auf, ihre Offensive zu beenden, internationales Recht zu achten und die Bemühungen der UN für eine friedliche Lösung zu unterstützen. "Diese gefährliche Situation muss deeskaliert werden." (sda/dpa)