notifications
Ausstellung

Erschöpfte Helden im Landesmuseum Zürich

Der von seinen Idealen erschöpfte Mann steht im Zentrum einer neuen Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Die umfangreiche Schau unternimmt einen Streifzug durch die europäische Kulturgeschichte des Mannes.
Der Todeskampf des Laokoon eröffnet die Ausstellung im Landesmuseum Zürich über "erschöpfte Männer".
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Unter dem Titel "Der erschöpfte Mann" zeigt das Landesmuseum vom 16. Oktober bis 10. Januar Zeugnisse vom Ringen um den Begriff der Männlichkeit aus den vergangenen 2000 Jahren.

Es handelt sich bereits um die vierte Schau der beiden Gastkuratoren Juri Steiner und Stefan Zweifel im Landesmuseum. Die Schau tauche ein in die Geschichte und in die Archetypen der europäischen Mythologie, sagte Steiner am Donnerstag vor den Medien.

Die Ausstellung geht vom Ansatz aus, der Mann scheitere durch die Jahrtausende immer wieder an den heroischen Idealen, die er sich selber setze. Die Idealbilder vom strahlenden Sieger, selbstherrlichen Schöpfer oder gar dem Abbild Gottes entpuppten sich immer wieder als Überforderung, an welcher der Mann schliesslich zerbreche, lautet die These der beiden Ausstellungsmacher.

Die Ausstellung besteht aus drei Teilen. Sie beginne mit einem "Catwalk der Ideale von der Antike bis zum 1. Weltkrieg", erklärte Co-Kurator Zweifel. Der zweite Teil befasse sich mit dem Rückzug des erschöpften Helden in die Wunderwelten seines Inneren. Und nach einem kurzen Intermezzo im "Geschlechterclash der 60er-Jahre" stehe die Transgender Thematik im Zentrum des dritten Teils.

Antike konterkariert mit Moderne

Die Schau ist assoziativ aufgebaut. "Sie konterkariert antike Stärke mit moderner Kunst", sagte Ausstellungsmacher Zweifel. Die Ausstellung wird eröffnet mit der späthellinistischen Skulpturengruppe des Laokoon, welche den Todeskampf des trojanischen Priesters und seiner Söhne mit einer gewaltigen Schlange zeigt.

Der Gipsabguss der weltberühmten Skulptur wird in Kontrast gesetzt zu Videoaufnahmen des französischen Fussballers Zinedine Zidane von 2006. Gezeigt wird, wie der überforderte Fussballgott im WM-Final einen Gegner mit einem hinterhältigen Kopfstoss niederstreckt.

Die Veränderung der Männlichkeitsideale im Lauf der Jahrhunderte und das wiederholte Scheitern daran werden mit etwa 200 kultur- und kunstgeschichtlichen Objekten illustriert. Mit dabei sind hochkarätige Leihgaben aus London, Wien sowie Paris, gezeigt werden Werke von Thomas Hirschhorn, Andy Warhol oder Roman Signer.

Die Exponate reichen von antiken Statuen, über mittelalterliche Rüstungen, bis hin zu modernen Installationen, Fotos und Videos. Die Reihe der schillernden oder scheiternden Helden reicht vom verwundeten Achilles und dem schlafenden Borghese-Hermaphroditen über den sterbenden Rennfahrer Ayrton Senna bis zu einem posierenden Brad Pitt. (sda)