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Wahlen 2019

Grüne mobilisieren neue Wählerschaft

Die Grünen haben viele neue Wählerinnen und Wähler mobilisieren können. Gemäss zwei Nachwahlbefragungen im Auftrag von Tamedia sowie der SRG punkteten sie besonders bei denjenigen, die 2015 nicht gewählt haben. Auch SP-Wählende wechselten aber zu den Grünen.
Unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen sind viele, die an den letzten Wahlen 2015 nicht teilgenommen haben. Zu ihrer Mobilisierung trugen wohl auch die Klimademonstrationen bei. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Gemäss der Tamedia-Studie haben 20 Prozent der SP-Wählerschaft von 2015 bei den Wahlen vom Sonntag die Grünen gewählt. Gemäss der SRG-Umfrage waren es deren 8 Prozent. Auch der GLP konnten die Grünen aber Wählende abjagen: 14 Prozent der GLP-Wählerschaft von 2015 unterstützten gemäss der Tamedia-Umfrage diesmal die Grünen.

Im rechten Lager gab es gemäss dieser Nachwahlbefragung wenig Wählerbewegungen zwischen den Parteien. 9 Prozent der FDP-Wählerschaft von 2015 wechselte zur SVP, während 4 Prozent der SVP-Wählerschaft von 2015 diesmal die FDP gewählt hat.

Bei den unterschiedlichen Anteilen der FDP und SVP deutet dies auf eine relativ ausgeglichene Bewegungsbilanz zwischen den Parteien hin. Bei der SRG-Auswertung der Forschungsstelle Sotomo waren die Wählerwanderungen bei den rechten Parteien noch geringer.

SVP konnte Basis nicht mobilisieren

Die Verluste der SVP sind insbesondere mit einer vergleichsweise tiefen Mobilisierung bei der eigenen Basis und einer unterdurchschnittlichen Unterstützung bei denjenigen zu erklären, die 2015 nicht an den Wahlen teilgenommen haben. Eine von zehn Personen, die vor vier Jahren noch SVP gewählt hatte, blieb dieses Mal der Urne fern, wie die SRG-Umfrage zeigt.

Die Grünliberalen gewannen Wählerinnen und Wähler aus mehreren Parteien, insbesondere von der BDP und zusätzlich von der FDP, SP und den Grünen - wobei sie auch Wählerinnen und Wähler an die Grünen abgaben.

Gemäss Analysen von Sotomo sind die Grünen bei den Jungen klar die stärkste Partei. Bei den 18- bis 25-Jährigen liegt der Wähleranteil demnach bei 21 Prozent.

Sorgen wegen Klimawandel

Die Wählerinnen und Wähler wurden auch nach Themen gefragt, die sie beschäftigen. Den Klimawandel erachten laut Tamedia-Studie 63 Prozent der Befragten als grosses oder eher grosses Problem. Unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen sind es gar 93 Prozent, unter jenen der FDP 56 Prozent. Der Klimawandel wird in allen Altersgruppen als Problem gesehen.

Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg kommt hingegen nicht durchs Band gut an. 35 Prozent gaben an, die häufige Berichterstattung über Greta nerve sie. 24 Prozent stimmten der Aussage zu "ich finde sie super". Weitere finden ihr Engagement beeindruckend, obwohl sie ihre Position nicht teilen. Nur 3 Prozent sagten, sie würden sie nicht kennen. Am besten kommt Greta bei den 18- bis 34-Jährigen an.

Gesundheitskosten und AHV

Auf die Frage, welches Problem das neue Parlament als Erstes anpacken sollte, wurden die Gesundheitskosten am häufigsten genannt, gefolgt vom Verhältnis zur EU und dem Klimawandel. Bei der SRG-Befragung war das dringendste Anliegen die Reform der Altersvorsorge, gefolgt von Massnahmen zur Entlastung der Krankenkassenprämie und einem griffigen Gesetz zur Eindämmung des CO2-Ausstosses.

Geteilt sind die Meinungen zur Frage, ob die Zeit reif sei für einen grünen Bundesrat. 51 Prozent der von Tamedia Befragten finden, die Zeit sei nicht reif, 40 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. Die rechtlichen 9 Prozent sagten, sie wüssten es nicht.

In der SRG-Umfrage dagegen sind 60 Prozent der Wählenden der Ansicht, dass die Grünen (oder allenfalls die Grünliberalen) einen Sitz im Bundesrat erhalten sollten. Interessant dabei: Eine Mehrheit von 55 Prozent der CVP-Wählerschaft wünscht sich demnach einen Bundesrat aus dem ökologischen Spektrum. Auch 48 Prozent der Wählenden der FDP unterstützen dies.

Beide Umfragen mit grosser Datenbasis

Die am Montag von Tamedia veröffentlichten Resultate basieren auf der Befragung von über 33'000 Personen aus allen Sprachregionen. Sie wurden nach demografischen, geografischen und politischen Variablen gewichtet. Die Umfrage wurde von der LeeWas in Zusammenarbeit mit Tamedia entwickelt und durchgeführt.

Die SRG-Nachwahlbefragung der Forschungsstelle Sotomo stützt sich auf Daten von über 20'000 Wahlberechtigten, für einzelne Auswertungen wurden die Angaben von rund 4000 Personen berücksichtigt. (sda)