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Bundesratswahlen

Uri-Stier und Kafischnaps in Erstfeld

Mit dem Uri-Stier als Maskottchen, Kafischnaps und Volksmusik haben am Mittwochmorgen gegen hundert Urnerinnen und Urner die Bundesratswahlen in Erstfeld auf Grossleinwand mitverfolgt. Die Nichtwahl von Z'graggen nahmen sie mit bodenständiger Gelassenheit.
Mit Fähnchen und Volksmusik: Die Urnerinnen und Urner in Erstfeld nahmen die Nichtwahl von Heidi Z'graggen mit bodenständiger Gelassenheit.
Bild: SRF/Marian Balli

Nein, nein, die Welt gehe nicht unter, wenn Regierungsrätin Heidi Z'graggen heute nicht in den Bundesrat gewählt werde, sagt Josef Zgraggen-Zgraggen und lacht. Er ist Gemeindevizepräsident von Erstfeld, dem Wohnort der Urner Regierungsrätin und Bundesratskandidatin. Aber die Freude, die wäre natürlich schon sehr, sehr gross, würde sie gewählt, fügte er an.

Es ist kurz nach halb acht, der Tag ist noch nicht angebrochen. Die vielen Kerzen auf den Tischen und die gelben T-Shirts des Servicepersonals mit dem Uri-Stier drauf erhellen das Pfarreizentrum von Erstfeld. Die ersten eingesottenen Fans sitzen an den Tischen - mit Kaffee (wohl noch ohne Träsch, Chrüter oder Zwetschgen) und Gipfeli.

Noch ahnt niemand, dass die gemütliche Stimmung schneller als gewünscht zu Ende sein wird. Über der Bühne, wo das Duo Bay-Zgraggen an diesem Morgen für die musikalische Unterhaltung sorgen soll, wacht ebenfalls das schwarze Tier mit dem roten Ring in der Nase.

Für Gottes Segen ist gesorgt

Nach und nach füllt sich der Saal, Schulklassen trudeln ein. Sie alle wollen den (allenfalls) historischen Akt in Gesellschaft miterleben. Schliesslich wäre Heidi Z'graggen die erste Urner Vertretung in der Landesregierung.

Es werden Uri-Fähnli verteilt, die Stimmung steigt. Auch für Gottes Segen ist gesorgt: Der Erstfelder Pfarrer Viktor Hürlimann taucht auf.

Just als die Wahlzettel im Bundeshaus ein erstes Mal eingesammelt werden, verstummt die Liveübertragung. Das Duo Bay-Zgraggen überbrückt die Wartezeit.

Dann, endlich, ist es so weit. Es ist 9.20 Uhr, Nationalratspräsidentin Marina Carobbio verliest das Resultat des ersten Wahlgangs. Gewählt ist: Viola Amherd. Die Stimmen im Saal in Erstfeld verstummen.

Dann sagt alt Gemeindepräsident von Erstfeld und alt Landratspräsident Paul Jans (CVP) sichtlich getrübt, ja, er sei deprimiert, auch überrascht, wie schnell und deutlich Amherds Wahl erfolgt sei. Das sei schade für Z'graggen, für Uri, für Erstfeld. Aber das Leben gehe weiter, im kommenden Jahr seien Wahlen. "Wir sind trotzdem stolz auf sie." Und: "Sie bleibt eine von uns", sagt er schliesslich. Die Welt ist tatsächlich nicht untergegangen. (sda)