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Sport

Weggefährten des Publikumslieblings Leo Betschart erinnern sich

Der aus dem Muotathal stammende Schwinger hat nicht nur im Sägemehlring Akzente gesetzt, sondern sich auch nach seiner Karriere für den Sport engagiert. Am 17. April ist Leo Betschart in Kanada gestorben.
Leo Betschart, unten, bei einem Gang beim Unspunnenfest gegen Jörg Schneider, oben. 
Bild: Paolo Foschini/Keystone 1981
Der Menznauer Daniel Hüsler, links, gewinnt am 28. Mai 2000 in Eschenbach das 81. Luzerner Kantonale Schwingfest im Schlussgang gegen den Eschenbacher Steve Anderhub.
Bild: Keystone/Urs Flüeler
Ernst Schläpfer (hinten) 1985 in Zürich.
Bild: Keystone/Walter Bieri

Roger Rüegger

Während seiner Aktivzeit hat Leo Betschart so manchen Gegner gestellt oder aufs Kreuz gelegt. Der Unspunnen-Sieger von 1981 war vierfacher Eidgenosse und holte 91 Kränze. Beim Schwingklub Cham-Ennetsee war er Teil eines erfolgreichen Teams.

Mit einem Gestellten gegen den Mitfavoriten Ernst Schläpfer beim Eidgenössischen Schwingfest von 1986 in Sion, ebnete er den Weg für seinen Klubkollegen Harry Knüsel, der als erster Innerschweizer Schwingerkönig wurde. 

Auch abseits der Sägemehlrings war der nach Kanada ausgewanderte Betschart ein gern gesehener Kollege und Freund, wie einige ehemalige Weggefährten berichten. Am 17. April verstarb der 31-fache Kranzfestsieger mit 65 Jahren in seiner Wahlheimat. Der Krebs hatte ihn besiegt.

Konnte den Nachwuchs motivieren

Die grosse Wettkampf-Bilanz Betscharts basiert auf seinem offensiven Schwingstil, wie Harry Knüsel festhält. «Leo war ein Angriffschwinger, der oft ein grosses Risiko einging. Wahrscheinlich war dies das Rezept für seinen Erfolg und der Grund, dass er ein Publikumsliebling wurde.»

Knüsel hebt hervor, dass sie damals einen vorbildlichen Teamgeist im Innerschweizer Schwingverband ISV pflegten. Was Betschart ausserdem ausgezeichnet habe, war seine Fähigkeit, die jüngeren Schwinger zu motivieren.

Der heute 51-jährige Daniel Hüsler erlebte einen solchen Motivationsschub als Nachwuchsschwinger am Bergschwinget Schwarzenberg persönlich, als er mit 17 Jahren gegen Betschart antreten durfte.

«Für uns Innerschweizer Burschen war er ein Held. Ihm gegenüberzustehen beflügelte mich einerseits, aber da war auch viele Respekt und fast ein wenig Ehrfurcht. Wir trennten uns mit einem Gestellten, was für mich ein grossartiger Erfolg war», erinnert sich Hüsler.

Man begegnete ihm gerne auf den Schwingplätzen

Was ihn beeindruckte war, dass Betschart ihm damals nicht nur gratulierte, sondern auch gleich ein paar Ratschläge mit auf den Weg gab.

«Das freute mich umso mehr, weil wir beide nicht demselben Schwingklub angehörten. Leo war ein grundehrlicher Typ, dem man auf den Schwingplätzen gerne begegnete.»

Der ehemalige Spitzenschwinger Hüsler ist heute Trainer und Coach von Joel Wicky. Weniger bekannt ist, dass Leo Betschart auch als Ringer aktiv war. Hüsler, der sich auch viele Jahre aktiv und als Funktionär im Ringsport engagierte, ist vom Kampfgeist und dem Talent Betscharts beeindruckt. «Er überzeugte als über 30-Jähriger auch auf der Matte. Das versuchten einige Schwinger, gelungen ist es aber nur wenigen.»

Der Ostschweizer Ernst Schläpfer war einer der erfolgreichsten Schwinger. Er beschreibt Betschart als prägende Figur der Innerschweiz und bestätigt Hüslers Aussage, dass man ihm gerne begegnete.

Das trifft für ihn insbesondere auch ich sportlichen Bereich zu. «Wir wurden einander einige Male zugeteilt. Mit Leo habe ich immer gerne geschwungen», so der zweifache Schwingerkönig, der genau zwei Wochen älter als sein langjähriger Kontrahent ist.

Überdurchschnittlicher Sportsmann

Besonders gern erinnert er sich an das Bergschwinget auf der Rigi 1986, bei welchem er als Sieger hervorging. Zweimal standen sich die beiden Bösen gegenüber: Beim Anschwinget und im Schlussgang.

«Leo griff beim ersten Gang sofort explosiv an, ich hatte Mühe, dass ich stellen konnte. Er war in diesem Gang eigentlich der bessere Schwinger und wollte es im Schlussgang darum wieder wissen. Aber in diesem konterte ich ihn im ersten Zug und gewann so dieses Fest.»

Betschart sei ein überdurchschnittlicher Sportsmann gewesen, ein Schwinger mit Leib und Seele. Dies zeigte sich auch nach seiner aktiven Zeit. «Er hatte dem Schwingen viel zu verdanken, aber er gab dem Sport auch einiges zurück. 

So hat er in meinen Augen auch als Technischer Leiter in seinem Klub und auch beim Zuger Kantonalen Schwingerverband gepunktet und er war Mitglied in der Technischen Kommission im ISV. Dieses Engagement eines ehemaligen Spitzenathleten ist nicht selbstverständlich», sagt Schläpfer. Die Nachricht von seinem Tod habe ihn getroffen.

Leo Betschart war auch viele Jahre der härteste Konkurrent des zehn Jahre jüngeren Eugen Hasler. Der 56-jährige Schwyzer holte in seiner Karriere 101 Kränze, stand zweimal im Schlussgang des Eidgenössischen und triumphierte 1990 beim Kilchberger-Schwinget.

1983 bezwang er am Schwyzer Kantonalschwingfest als 18-Jähriger den favorisierten Betschart. Ein Meilenstein in seiner Karriere. «Ich wusste, wenn ich siegen wollte, dann führt dies nur über Leo. Als ich ihn bezwungen hatte, ahnte ich, dass dies mein Durchbruch bedeuten würde», schildert Hasler einen seiner bedeutendsten Momente mit Betschart.

«Leo gratulierte mir, versicherte aber, dass ich es schwer haben würde. So war es, wir trafen immer wieder aufeinander.»

Er vergleicht Betschart mit dem Skifahrer Peter Müller. «Sein Talent und ein unbändiger Wille waren wohl die Schlüssel zum Erfolg.» Hasler und Betschart pflegten auch nach der aktiven Zeit ein gutes Verhältnis beim Innerschweizer Schwingverband.

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