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Morgarten

Morgartenschiessen findet wieder statt – mit Zertifikatspflicht

Am 15. November werden in Morgarten wieder Schüsse zu hören sein. Damit das möglich ist, muss die Zertifikatspflicht umgesetzt werden, was für die Organisatoren einen Mehraufwand bedeutet.
Zum ersten Mal können die Schützen auf die neuen Kugelfangkästen zielen. Bild: Stefan Kaiser

Vanessa Varisco

Schützenfreunde aufgepasst: Das Morgartenschiessen findet dieses Jahr nach der letztjährigen Pause wieder statt. Dies teilte der Morgartenschützenverband mit. Am 15. November 1315, am Tage vor St. Otmar, hätten die «alten Eidgenossen am Morgarten siegreich für Freiheit und Unabhängigkeit» gekämpft, heisst es in der Einladung zum Anlass einleitend. «Zum Gedenken an diesen bedeutenden Tag in der Geschichte der Eidgenossenschaft führt der Morgartenschützenverband Zug nach einem Jahr Zwangspause am Montag, 15. November, wiederum das traditionelle Morgartenschiessen auf 300 Metern durch.»

Dabei sein werden Vertreter von Behörden, Armee, Wirtschaft und Schützenverbänden. Und natürlich die Schützinnen und Schützen: Am letzten und 106. Morgartenschiessen 2019 waren 1410 von ihnen am Start.

Mehraufwand durch Zertifikatsprüfung

Einen Unterschied im Vergleich zu vergangenen Jahren gibt es: Nach Vorgaben des Bundes wird ein Covid-Zertifikat verlangt. «Für den Organisator bedeutet dies einen namhaften Mehraufwand», ist auf der Website des Morgartenschiessens zu lesen. Dies wiederum solle die auf dieses historische Schiessen wartenden Schützinnen und Schützen motivieren, mit «grösstmöglicher Covid-Sicherheit daran teilzunehmen».

Zwecks Zertifikatsprüfung werde das Gelände deshalb eingezäunt, und die Teilnehmer erhielten ein Legitimationsband, welches ihnen eine freie Bewegung «innerhalb und ausserhalb des Geländes» erlaube. Die Morgartenkommission stellt den Schützinnen und Schützen eine Testmöglichkeit zur Verfügung. Der Tagesablauf selbst erfahre keine grossen Änderungen, schreibt Vereinspräsident Urs Hürlimann auf der Website.

Trotz der Zertifikatspflicht und des Mehraufwands: «Das 107. Morgartenschiessen steht im Zeichen, dass allmählich ein bisschen Normalität zurückkehrt», schreibt der organisierende Verein und zeigt sich überzeugt, dass es letztlich ein geselliger Anlass wird. «Es soll wieder ein Tag der Zusammenkunft mit gelebter Kameradschaft, ein Tag des Schiesssports, aber auch ein Tag der Freude und Besinnung sein.»

Bundesrätin Karin Keller-Sutter als Festrednerin

Gestartet wird morgens um 7 Uhr mit der Kranzniederlegung in der Kirche Hauptsee. Dort findet eine öffentliche Andacht für verstorbene Schützenkolleginnen und -kollegen statt. Ab 8.30 Uhr beginnt der sportliche Teil des Schiessens. Besucher können hinter einer gekennzeichneten Absperrung live dabei sein. Mittagessen – oder, wie es beim Morgartenschiessen heisst, das legendäre «Ordinäri», eine klare Fleisch- und Gemüsebrühe a la Pot-au-feu oder «Spatz» – wird in der Morgartenhütte serviert.

Am Nachmittag folgt die musikalische Unterhaltung durch die Harmoniemusik Oberägeri, und rund eine Stunde später, um 16 Uhr, sind der Fahneneinmarsch, eine Rede durch den Präsidenten und die festliche Ansprache von Bundesrätin Karin Keller-Sutter vorgesehen. Anschliessend findet um 17 Uhr die Rangverkündigung statt.

Neu sind Kugelfangkästen im Zielhang montiert

Eine Neuerung gibt es am diesjährigen Morgartenschiessen, nämlich sogenannte Kugelfangkästen. Mit einem militärischen Helikopter, dem Super Puma, wurden jene Anfang September angeflogen und montiert. Gut 90 Mal kreiste der Super Puma in den Tagen der Installation über Morgarten. Grund für diesen aufwendigen Prozess war die Altlastenverordnung des Bundes, welche besagt, dass ab 2020 nicht mehr in den Boden geschossen werden darf.

Für historische Anlässe bleibe zwar mehr Zeit, «aber wenn wir nun so grundlegend sanieren, soll der Boden nicht erneut belastet werden», führte Erwin Barmettler, Mitglied der Morgartenkommission und Leiter des Projekts, gegenüber unserer Zeitung damals aus. 1,5 Millionen Schüsse wurden seit der ersten Austragung im Jahr 1921 in den Zielhang geschossen. 12 Tonnen Blei und 600 Kilogram Antimon (ein Schwer­metall) sind im Boden gelandet. Rund 1,3 Tonnen Aushub wurden in der Zwischenzeit als erster Teil des Sanierungsprojekts abgetragen und in die dafür vorgesehenen Deponien gebracht. Dekontamination und Neuinstallierung kosten insgesamt 1,2 Millionen Franken und werden teils vom Bund bezahlt.

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