notifications
Weinbau

Schlechtwetterpilz bedroht Weinernte

Das Regenwetter der vergangenen Wochen begünstigt die Ausbreitung des Falschen Mehltaus in den Schweizer Weinreben. Die Winzer rechnen wegen der Pilzkrankheit mit grossen Ernteausfällen.
Johannes Rösti, Leiter der Neuenburger Weinbaustation in Auvernier, kontrolliert die Qualität der Trauben. (Archivbild)
Bild: Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

"Es hat noch nie so viel geregnet, soweit wir uns erinnern können", sagt Pierre-André Roduit, Leiter des Walliser Weinbauamtes, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Deshalb habe sich der Falsche Mehltau, eine epidemische Pilzkrankheit, die sich bei nassen und kühlen Bedingungen am wohlsten fühlt, explosionsartig ausgebreitet.

"Dieses Jahr gab es jeden Tag neue Pilzinfektionen. So etwas haben wir noch nie erlebt", sagt Pierre-Antoine Héritier, Präsident des Walliser Winzerverbands. Wie gross der durch das Wetter verursachte Schaden ausfällt, ist noch nicht bekannt.

In einzelnen Anlagen ist jedoch bereits abzusehen, dass es zu gewaltigen Ernteausfällen kommen wird. Einige Winzer rechnen mit Verlusten bis zu 80 Prozent wegen des Falschen Mehltaus, wie der "Walliser Bote" kürzlich schrieb. Roduit geht davon aus, dass der Schaden durch Pilzkrankheiten deutlich höher ausfällt als in anderen Jahren.

Zuerst Hagel

Mit grossen Ernteausfällen rechnen auch die Weinbauern in der Waadt. Die Situation sei ungewöhnlich, sagt Olivier Viret, Leiter des Waadtländer Kompetenzzentrum für Spezialkulturen. "Im Jahr 2016 trat der Mehltau verstärkt vor der Blüte auf. In diesem Jahr ist es kurz nach der Blütezeit."

"Nach einem heissen Juni, in dem die Reben sehr stark wuchsen, hat der Regen, der vom 20. Juni bis heute fiel, den Infektionszyklus eingeleitet", erklärt Viret. "Wir haben es mit einer Kombination negativer Faktoren zu tun." Er erwähnt den Hagel, der kürzlich alle Regionen des Kantons mit Ausnahme der Côte heimgesucht und grosse Schäden an den Gemüse- und Obstkulturen bis zum Totalausfall verursacht hat.

Auch südlich der Alpen sind die Winzerinnen und Winzer schlecht dran. Das Nordtessin, wo zwei Hagelstürme im Juli an einigen Orten wie Bellinzona bis zu 90 Prozent der Ernte zerstörten, kämpft ebenfalls gegen die Ausbreitung von "bereits sichtbaren und schwer zu kontrollierenden Pilzkrankheiten", wie Giovanna Gilardi, Sprecherin des Tessiner Landwirtschaftsdienstes sagt. Auch im Südtessin, das seit Tagen unter Wasser steht, befürchten die Bauern nun die Ausbreitung des Falschen Mehltaus.

Glimpflich davon gekommen ist Graubünden und sein Hauptanbaugebiet in der Bündner Herrschaft. Falscher Mehltau sei zwar ein Thema, im Vergleich mit anderen Kantonen hielten sich die Schäden aber in Grenzen, sagte Rebbaukommissär Walter Fromm. Graubünden habe Glück gehabt. "Im Frühling sind wir am Frost vorbeigeschrammt und nun wurden wir von Hagelzügen verschont."

Regen erschwert Eindämmung

Um Pilzkrankheiten wie den Falschen Mehltau zu bekämpfen, müssen die Reben präventiv mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Doch wegen des nassen Wetters ist auch die Eindämmung des Pilzes schwierig. Denn bei Regen können keine Fungizide gespritzt werden. Zudem müssen einige Pestizide häufiger angebracht werden, weil sie weniger regenfest sind

Seit Ende Juni ist es manchmal notwendig, zweimal pro Woche auszufahren, um zu schwefeln", erklärt Johannes Rösti, Leiter der Neuenburger Weinbaustation in Auvernier. "Das Schwierigste ist es, ein Wetterfenster zu finden, an dem wir sie einsetzen können", erklärt er. (sda)