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Presseschau

Sonntagspresse über Zugtüren und Zweitjobs

Mehr defekte Zugtüren, mehr Schweizer mit Mehfachjobs und Bundespräsident Ueli Maurers Plan für eine Staatszeremonie für WEF-Gründer Klaus Schwab: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
Die Sonntagszeitungen schreiben in ihren jüngsten Ausgaben über defekte Zugtüren und immer mehr Schweizer mit Mehrfachjobs. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/GAETAN BALLY

"SonntagsBlick":

Nach dem Unfalltod eines Zugchefs haben die SBB bei Wagenkontrollen mindestens 20 Türen mit defektem Einklemmschutz entdeckt. Bislang seien 250 Wagen und damit Tausend Türen untersucht worden, erklärte SBB-Chef Andreas Meyer in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". Insgesamt sind in der Schweiz 493 Wagen des betreffenden Wagentyps EW IV im Einsatz. Der 58-jährige Bahnmanager betonte, die Sicherheit sei gewährleistet. Es würden nur Wagen wieder in den Verkehr gegeben, die sicher seien. Zudem hätten die Zugbegleiter eine erhöhte Aufmerksamkeit bei dem vom Defekt betroffenen Wagentypen. Warum genau der SBB-Mitarbeiter vor zwei Wochen am Bahnhof Baden AG in der Tür eines Interregio-Zugs eingeklemmt und mitgeschleift wurde, wird weiter untersucht. Meyer erklärte erneut, der Abfertigungsprozess sei sicher. Ob der getötete Zugchef die Vorschriften eingehalten hatte, ist unklar. "Ich möchte über den Sachverhalt nicht spekulieren", sagte Meyer. "Der verstorbene Kundenbegleiter war ein langjähriger, sehr zuverlässiger und geschätzter Kollege."

"NZZ am Sonntag":

Im neuen Parlament nach den eidgenössischen Wahlen im Herbst zeichnet sich offenbar eine Mehrheit für ein höheres Rentenalter ab. Dies prognostiziert die "NZZ am Sonntag" mit Verweis auf eine Auswertung von neuen Kandidatenangaben bei der Onlinewahlhilfe Smartvote. Bei dieser stimmten rund die Hälfte der Kandidierenden für den Nationalrat der Frage zu, ob das Rentenalter zum Beispiel auf 67 Jahre erhöht werden soll. Die Analyse beruht auf den Rückmeldungen von zwei Dritteln der Kandidaten. Auf die derzeitigen Sitzverhältnisse umgerechnet, resultiere so ein Ja-Anteil von 55 Prozent, schreibt die Zeitung. Selbst unter Einbezug der prognostizierten Sitzgewinne für Rot-Grün ergäbe sich noch immer eine Mehrheit. Der diesjährige Smartvote-Fragebogen wird am Dienstag aufgeschaltet. Ab dann können die Wähler ihr Profil mit demjenigen der Kandidaten abgleichen.

"SonntagsZeitung":

Bundespräsident Ueli Maurer (SVP) will WEF-Gründer Klaus Schwab für dessen Verdienste um das World Economic Forum und die Schweiz in einer staatlichen Zeremonie ehren. Dabei soll der Deutsche Schwab durch den Kanton Graubünden auch das Schweizer Bürgerrecht erhalten, wie die "SonntagsZeitung" berichtet. Maurer habe seine Pläne am Mittwoch dem Bundesrat vorgestellt. Anlass sei das 50-Jahr-Jubiläum des WEF im nächsten Januar in Davos. An der Feier soll Maurers Plänen zufolge möglichst der Gesamtbundesrat anwesend sein. Unklar ist, wie und warum Schwab, der bisher den Schweizer Pass explizit nicht wollte, das Bürgerrecht erhalten soll. Schwab ist im Genfer Vorort Cologny niedergelassen. Eine ordentliche Einbürgerung müsste demnach vom Wohnkanton vorgenommen werden. Im Bundesrat seien nicht alle mit Maurers Plänen einverstanden, schreibt die Zeitung. Auch aus Maurers Partei kommt Kritik: "Herrn Schwabs Verdienste sind unbestritten, aber die staatliche Ehrung von Einzelpersonen ist unschweizerisch. Wir haben schliesslich auch keine Verdienstorden", sagte Maurers Parteikollge und SVP-Präsident Albert Rösti der Zeitung.

"SonntagsBlick":

In der Schweiz haben fast 400'000 Menschen mehr als einen Job - Tendenz steigend. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS), die dem "SonntagsBlick" vorliegen. Demnach arbeiteten im 1. Quartal 2019 393'000 Leute in der Schweiz für zwei oder mehr Arbeitgeber. Das sind 8,7 Prozent aller Erwerbstätigen - so viele wie noch nie. Waren es 1991 noch rund vier Prozent, sind es heute mehr als doppelt so viele. Frauen seien deutlich häufiger mehrfacherwerbstätig als Männer, schreibt die Zeitung. Mehr als jede zehnte weibliche Berufstätige habe zwei oder mehr Jobs, von den Männern gerade mal jeder Zwanzigste. Auf keinem Arbeitsmarkt in Europa sei der Unterschied zwischen den Geschlechtern dermassen eklatant. Oft seien es wirtschaftliche oder familiäre Zwänge, die Menschen in solche Arbeitssituationen zwingen würden. Am weitesten verbreitet sei Mehrfacharbeit unter Hilfskräften ohne Ausbildung, namentlich in der Reinigungsbranche oder auf dem Bau.

"NZZ am Sonntag":

In Zürich steht eine neue Pädagogische Hochschule vor dem Start, die Lehrkräfte für einen alternativen Schulansatz ausbilden will. Bei diesem sollen nicht mehr die Lehrer sondern die Schüler bestimmen, was sie wann lernen wollen, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Am 18. September werde gut ein Dutzend Personen in Zürcher Büroräumen, dem "Intrinsic Campus", das Studium beginnen. Dieses dauert den Angaben zufolge Vollzeit drei Jahre und soll die Absolventen zu Primarlehrern ausbilden, die künftig auch an öffentlichen Schulen unterrichten könnten. Die Vorstellung, dass alle Kinder zur gleichen Zeit am gleichen Ort das Gleiche lernen, sei veraltet, erklärten die Initianten Christian Müller und Daniel Straub. Die Schule der Zukunft müsse sich an der Leidenschaft, dem Lernwillen und den Eigenschaften jedes einzelnen Schülers orientieren. Bei der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich ist Rektor Heinz Rhyn skeptisch. Man könne den Lehrberuf nicht erlernen, indem man einfach das studiere, was einen interessiere. Die Ausübung des Berufs sei an bestimmte Kompetenzen gebunden. Von Seiten des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse heisst es, das öffentliche Bildungswesen in der Schweiz sei sehr gut, aber es brauche Veränderungen. Auf dem Arbeitsmarkt seien vermehrt Angestellte gefragt, die kreativ seien und eigene Ideen entwickeln könnten, sagte Roger Wehrli, stellvertretender Leiter Bildungspolitik bei Economiesuisse, der Zeitung.

"NZZ am Sonntag":

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) muss Doktoranden in Basel Löhne nachzahlen. Dort seien mehrere Doktoranden zu Tiefstlöhnen angestellt worden und hätten trotz Vollzeitpensum bloss 26'400 Franken pro Jahr erhalten, schreibt die "NZZ am Sonntag". Die Summe entspreche lediglich der Hälfte des Mindestlohnes für Doktorierende. Zwischendurch hätten sie sogar ohne Bezahlung auskommen müssen. Sie waren oder sind alle beim gleichen Professor angestellt. Laut ETH-Vizepräsident Ulrich Weidmann sind Teilzeitlöhne bei Vollzeitarbeit nicht rechtens. "Das ist klar illegal und darf nicht vorkommen", wird er zitiert. "Die zu wenig ausbezahlten Saläre müssen den betroffenen Doktorierenden nachbezahlt werden." Insgesamt gehe es um eine Lohnsumme von ungefähr 150'000 Franken. Die Betroffenen sprechen von 200'000 Franken. Die ETH hat aufgrund dieser Fälle sämtliche Teilzeitarbeitsverträge seit 2015 an ihrer Hochschule untersucht. Am Departement in Basel läuft derzeit eine Administrativuntersuchung. Sie soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden.

"Le Matin Dimanche":

Um den steigenden Gesundheitskosten entgegenzuwirken, haben einige Krankenversicherer beschlossen, mit Apotheken zusammenzuarbeiten. Die damit erzielten Einsparungen seien augenfällig, berichtet die Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Im Gegensatz zu Ärzten werden Apotheken für Konsultationen nicht vergütet. Apotheken können in dieser Partnerschaft neue Kunden hinzugewinnen. Bei dem Modell, das der Versicherer Groupe Mutuel am Montag präsentiert, muss der Patient erst in eine Partnerapotheke gehen. Dort entscheidet der Apotheker, ob er den Patienten selbst behandeln kann oder dieser einen Arzt aufsuchen soll. Die Kassen ÖKK, Sympany und Swica bieten ein solches Modell bereits an. Ausnahmen gelten für Notfälle sowie gynäkologische, pädiatrische und chronische Erkrankungen. Der Apothekerverband PharmaSuisse freut sich in einer Stellungnahme, "dass die Krankenkassen die Rolle der Apotheke im gesamten Basisgesundheitssystem anerkennen". Der Verband weist darauf hin, dass ein zwischen 2012 und 2014 durchgeführter Pilotversuch gezeigt hat, dass 73 Prozent der Fälle mit Patienten in der Apotheke gelöst werden konnten. Das revidierte Heilmittelgesetz erlaubt es Apothekern seit Anfang 2019, verschreibungspflichtige Medikamente ohne ärztliche Konsultation abzugeben.

"SonntagsZeitung":

Beim Schweizer Pharmakonzern Novartis hat es kurz vor Bekanntwerden von Manipulationen bei Testdaten für eine millionenteure Gentherapie einen heiklen Aktienverkauf gegeben, bei dem ein Manager Kasse machte. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, hat am 19. Juli ein Mitglied der Geschäftsleitung oder ein exekutives Verwaltungsratsmitglied 10'000 Novartis-Aktien verkauft und dabei 925'400 Franken eingenommen. Am 28. Juni hatte der Konzern die US-Zulassungsbehörde FDA darüber informiert, dass es bei der Novartis-Tochter Avexis zu Manipulation von Forschungsdaten der Gentherapie Zolgensma kam. Zum Zeitpunkt des Aktienverkaufs wusste die Öffentlichkeit aber noch nichts von dem Fall. Die Information der Öffentlichkeit geschah erst am 6. August durch die FDA. Laut Novartis sei die Transaktion geprüft und genehmigt worden, "die entsprechende Person war nicht im Besitz von materiell relevanten Informationen", sagte ein Konzernsprecher der Zeitung. Ein nicht genannter Grossaktionär kritisierte indes den Verkauf und die Tatsache, dass Novartis den Fall nicht im Halbjahresbericht erwähnt. Das Medikament Zolgensma gegen Muskelschwund bei Babys ist mit einem Preis von gut zwei Millionen Dollar pro Einmaldosis das teuerste Medikament der Welt. Die US-Gesundheitsbehörde wirft Novartis das Verschweigen manipulierter Testdaten vor der Zulassung vor. (sda)