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Luzern

150 Jahre Abendgesellschaft Reussbühl: Badehosen, Bänkli und Beleuchtung

Die Abendgesellschaft Reussbühl feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Und erfreut sich trotz hohem Alter grosser Beliebtheit. Das Maximum an Mitgliedern ist jedenfalls erreicht.
Die Abendgesellschaft Reussbühl trägt unter anderem Sorge zum historischen Brückenkopf an der Kleinen Emme. (Boris Bürgisser, 24. Oktober 2017, Seetalplatz). 
Die Abendgesellschaft Reussbühl weiht den Findling neben dem Brückenkopf ein. (Bild: PD)

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Dunkle Strassen im Reussbühl im Jahre 1869, das hat so einige Herren damals umgetrieben. «Nach der Gründung der Abendgesellschaft Reussbühl war Strassenbeleuchtung das erste, worum sich die Mitglieder gekümmert haben», erzählt Rico De Bona, seit neun Jahren Präsident der Abendgesellschaft, von der Gründungszeit. Gemeinnütziges Handeln und gemütliches Beisammensein, das sollte Vereinszweck sein. Noch heute orientieren sich die 2017 revidierten Statuten an der Tradition: «Zum Zweck gehört es, das Quartierwohl zu fördern, die Quartierentwicklung zu beobachten und zu beeinflussen, die Mitglieder über das Zeitgeschehen zu informieren und sich für den Erhalt von Kulturgut einzusetzen», sagt der Präsident.

Der Tradition ist der Verein auch in anderen Aspekten verbunden: Um Mitglied zu werden, müssen die Interessierten 20 Jahre alt sein, in Reussbühl wohnen – und männlich sein. «Das wurde wohl bei der Revision der Statuten diskutiert, doch die Tradition war wichtiger», erläutert Rico De Bona. «Ausserdem haben wir das Luxusproblem, dass wir die maximal erlaubte Mitgliederanzahl von 180 bereits erreicht haben und auch nicht unter Nachwuchsproblemen leiden». Wenn Mitglieder wegziehen, bleiben sie im Verein. So hat die Abendgesellschaft Mitglieder aus Weggis oder dem Tessin. Und egal ob im Bus oder beim Einkaufen: Man dürfe als Verein nie nachlassen, mögliche Mitglieder anzusprechen und zu motivieren. Ausserdem merke De Bona, dass Menschen wieder mehr das Bedürfnis nach echter Gesellschaft und Geselligkeit haben.

Auf fehlendes Bänkli aufmerksam gemacht

Juni bis August finden keine Veranstaltungen statt, auch nicht im Dezember. «Das ist wohl auch der Tradition geschuldet, dass damals die Mitglieder in diesen Monaten keine Zeit hatten, um zu den sogenannten Sessionen, zu unseren Treffen, zu kommen», so der Präsident, der seit 28 Jahren Mitglied ist. Neben Referaten von unterschiedlichsten Leuten, wie etwa Xaver Sigrist von der Anliker Gruppe oder Politologe Claude Longchamp geht die Gesellschaft manchmal auch auf Auswärtsbesuche, zum Beispiel in den Gletschergarten. Um die anderen Anliegen kümmert sich vor allem der Vorstand.

«Ein Mitglied hat uns beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass das Bänkli auf dem Weg von der Bushaltestelle Schiff zum Obermättli fehlt. Da sind wir auf die Stadt zugegangen, jetzt hat es dort wieder ein Bänkli», berichtet Rico De Bona. Früher hat die Abendgesellschaft zum Beispiel auch eine Suppenküche für die Schulkinder betrieben, Badehosen für die Kinder besorgt oder Schullager unterstützt. «Als die Gemeinde soziale Strukturen entwickelte, übernahmen diese viele Aufgaben», so der Präsident, der in Reussbühl aufgewachsen ist.

Hitzige Gespräche nach den Sessionen

Zu den Kulturgütern, zu denen die Abendgesellschaft Sorge trägt, gehört zum Beispiel der Brückenkopf am Seetalplatz oder der Uhu, der beim Schulhaus Staffeln stand. «Für den gilt es natürlich, nach dem Neubau einen guten Platz zu finden», betont Rico De Bona. Zur Quartierentwicklung trage die Abendgesellschaft bei, indem sie zum Beispiel bei der Buslinienplanung dabei ist.

Politik spielt in der Abendgesellschaft übrigens durchaus eine Rolle: «Wir sind politisch und konfessionell unabhängig. Aber nach unseren Sessionen, beim geselligen Teil, da wird oft heftig diskutiert. Wir müssen uns dann auch nicht einig werden. Doch beim Engagement in der Abendgesellschaft steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Parteipolitik hat da nichts verloren», betont der ehemalige Sozialvorsteher der Gemeinde Littau.

So breit die politische Ausrichtung der Mitglieder sein kann, so vielfältig sind die Gesellschafter auch in anderen Belangen. De Bona:

«Das jüngste Mitglied ist 22 Jahre alt, der Älteste ist 92. Wir profitieren menschlich viel voneinander. Und auch beruflich möchten wir vielseitig sein. An der GV letzte Woche haben wir zum Beispiel einen Gipser aufgenommen, aber auch einen Kampfjetpiloten.»

Letzte Woche fand nicht nur die Jubiläums-GV, sondern auch Jubiläumsfest statt: Der Findling beim Brückenkopf wurde eingeweiht, Ansprachen, Musik und Show gab's im Zollhaus, wo sich auch verschiedene lokale Vereine präsentierten. «Mit dem Quartierverein Reussbühl arbeiten wir gut zusammen, das wollen wir auch in Zukunft weiterpflegen», so der Präsident.

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