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Geuensee

«Als Kind kletterte ich aufs Autodach»

Astrid Sibon war bei «Ninja Warrior Switzerland» auf TV24 Last Woman Standing. Auch in Deutschland ist die Holländerin aus Geuensee top.
Astrid Sibon beim Training in ihrer Wohnung. (Bild: Dominik Wunderli (Geuensee 29. Juni 2020))
Astrid Sibon (Bild: Eveline Beerkircher (Oberkirch, 13. Februar 2020))

Roger Rüegger

Physiotherapeutin Astrid Sibon (27) ist eine Spitzen-Athletin der TV-Shows Ninja Warrior Switzerland und Germany. Ziel ist, ohne Bodenkontakt Hindernisparcours zu überwinden. Sie tritt gegen Frauen und Männer an und zeigt den meisten, wo der Hammer hängt.

Ihre Wohnung in Geuensee ist mit Klettergriffen, Ringen und Seilen ausgestattet, so kann die Holländerin vom Balken beim Eingang zur gegenüberliegenden Wand hangeln und von dort die Galerie erklimmen. Auch im Freien findet eine Ninja Warrior immer Hindernisse, die gar keine sind.

Baustellen betreten ist für Unbefugte verboten. Gilt das auch für eine Ninja Warrior?

Ja klar, warum auch nicht?

Auf einem Video sieht man, wie Sie sich an einem Baugerüst flink hochschwingen. Es ist eindeutig, dass Sie das öfters machen. Warum?

Das war in Zofingen. Ich trainiere in einem Team von Freerunnern. Wir rennen beim sogenannten Parkour durch Städte, springen von Mauern, über Treppengeländer und solche Dinge. Ich betrachte Gebäude etwas anders als «normale» Leute. Es stellt sich immer die Frage, wie man da hochkommt. Wenn das Haus eingerüstet ist, reizt es mich umso mehr. Es geht aber gut ohne Hilfe des Gerüsts.

Es gibt Fassadenkletterer, die ganz nach oben wollen. Sind Sie eine von denen?

Nein, davor habe ich Respekt. Mein Ziel ist nicht, hoch zu klettern. Ich versuche zum Beispiel, ein Gebäude an der Fassade zu umrunden. Das geht auch am Hochparterre, es muss nicht der 12. Stock sein.

Woher ist der Drang, nicht am Boden zu bleiben?

Meine Mutter sagt, dass ich als Kind nie still sitzen konnte. Ich soll mir dreimal den Ellbogen ausgekugelt haben, als ich in einem Baum hängen blieb. Auch sei ich stets auf das Autodach geklettert, anstatt dass ich mich ins Innere gesetzt hätte.

Das Ninja-Ding wurde Ihnen fast in die Wiege gelegt. Das Hängenbleiben ist bei Ninja Warrior Bedingung. Sie bewältigen Hindernisse, indem Sie von Seilen über Netze, hin zu Stangen und Trapezen springen und sich ins Ziel hangeln. Wie trainierten Sie zuletzt, der neu errichtete Ninja-Park in Sursee war ja geschlossen?

Neben Gerüsten an Häusern findet sich auch in der Natur manche Gelegenheit, sich über der Erde zu bewegen. Auch Spielplätze und eine eigens dafür eingerichtete Scheune bei einem Bauern habe ich genutzt.

Wie fleissig Sie waren, beweisen Bilder und Videos auf Instagram. Sie waren erst gerade bei der Ausscheidung zu Ninja Warrior Germany. Wie gut trainierten Sie?

Die Saison hat tatsächlich gerade eben begonnen. Im Mai und Juni wurde die 5. Staffel von Ninja Warrior Germany gedreht. Wie es ausgegangen ist, erfahren die Zuschauer im Herbst.

Fakt ist, Sie gehören zu den besten Frauen. In Deutschland und in der Schweiz sowieso. Warum betreiben Sie nicht einen normalen Wettkampfsport, eine olympische Disziplin?

Als Kind kämpfte ich in Holland als Kunstturnerin auf hohem Niveau. Es hat mir extrem gut gefallen. Doch mein Körper ist dafür nicht geeignet, also hörte ich auf. Das Turnen erwies sich aber als ausgezeichnete Basis für die heutige sportliche Aktivität, die ich mit Freude ausübe.

Wie sehr wird Ihr Körper beim Ninja Warrior und Freerunning belastet?

Der wird schon belastet, ist ja klar. Ich kenne mich aber aus. Mein Sport ist gut für das Bindegewebe. Ich halte den Körper so, wie ich trainiere, funktionell.

Holland ist im Volleyball stark und im Eisschnelllauf.

Richtig. Für Volleyball auf Spitzenniveau bin ich zu klein. Und Eisschnelllauf; meine Mutter war über 20 Jahre Trainerin. Klar versuchte ich diesen Sport aus. Aber es war zu spät, um mit der Spitze mithalten zu können.

Warum der Ehrgeiz bei Ninja Warrior, es ist nur eine TV-Show und kein Wettkampf?

Es ist eine TV-Show, aber ich will trotzdem mit sportlicher Leistung überzeugen und zeigen, wofür ich trainiere. Ich bin nicht dabei, weil ich ins Profil der Show passe. Dafür gibt es andere. Ich bin ehrgeizig und habe mir dafür sogar einen Mental-Coach geholt. Wenn man sich zu sehr unter Druck setzt, verliert man die Freude, das will ich nicht. Es geht viel über Kraft und Körperbeherrschung, aber ohne mentale Stärke erreichst du nichts. Da ist es in der Parkour-Szene ganz anders. Die Freerunners sind cool drauf. Die machen zwar Wettkämpfe, aber die sind nicht im Vordergrund.

In Deutschland kann man ziemlich Geld beim Ninja Warriors abholen. Ist das für Sie auch ein Anreiz?

Das ist nicht das, was ich anstrebe. Ich habe als Physiotherapeutin in der Schweiz einen super Job in einem tollen Team. Die Arbeit gefällt mir genauso, wie ich sie ausübe, also kann und will ich nicht mehr trainieren.

Und was ist in der Schweiz Ihr Preis gewesen?

Hier habe ich ein ziemlich cooles Fahrrad als Prämie gewonnen. Das steht jetzt als hübsche Dekoration in meiner Stube. Für den Alltag ist es fast zu schade.

Sie waren die beste Frau in der 2. Staffel von Ninja Warrior Switzerland. Nächstes Jahr folgt die 3. Staffel auf TV24. Sind Sie wieder dabei?

Auf jeden Fall.

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