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Luzern

Anbindung an den öffentlichen Verkehr: Das Seetal setzt auf Autostopp

Seit über drei Jahren ist Taxito im Lutherntal Bestandteil des öffentlichen Verkehrs. Auch andere Gemeinden sind am institutionellen Autostopp interessiert, nicht alle haben aber die gleichen Chancen.
Roland Emmenegger, Gemeinderat von Hochdorf und Gabi Lauper von der zuständigen Kommission im Seetal, inspizieren mögliche Taxito-Points in Hochdorf. (Bild: Manuela Jans-Koch , 13. November 2018) 

Stephan Santschi

Ein Wanderer erreicht Luthern-Bad. Das nächste Postauto nach Luzern fährt erst in zwei Stunden. Am Taxito-Point sendet er den Code seines Fahrziels «Willisau» per SMS an die Nummer 8294. Ein Autofahrer sieht die Anzeige auf der Tafel, hält an und bringt den Wanderer nach Willisau, wo er auf den Zug umsteigt.

Das ist ein Beispiel, wie das System Taxito genutzt werden kann. Der institutionelle Autostopp ist auf Gebiete, die vom öffentlichen Verkehr schlecht erschlossen sind, ausgerichtet und soll freie Kapazitäten der Privatfahrzeuge nutzen. Im Juni 2015 stellten sich Luthern, Zell und Willisau für ein Pilotprojekt des Verkehrsverbunds Luzern (VVL) zur Verfügung; Ende 2017 kam es zur definitiven Einführung. Nun, ein weiteres Jahr später, hält Initiant Martin Beutler von der Taxito AG aus Bern fest: «Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Pro Tag verzeichnen wir im Schnitt drei bis vier Fahrten. Das System hat Charme und schafft Nähe unter den Leuten.» Und VVL-Mediensprecher Romeo Degiacomi sagt: «Die Nutzung von Taxito ist erfreulich und erfüllt unsere Erwartungen vollends.»

Grossdietwil und Flühli warten auf Antwort

Statistiken zeigten, dass auch die Nutzung der ÖV-Linien im Lutherntal dank Taxito zugenommen hat. «Die Leute gehen eher raus, weil sie sich nicht mehr Gedanken über das letzte Postauto machen müssen», erklärt Beutler. Er lobt den VVL für den Innovationswillen und die Risikobereitschaft. «Das sind Qualitäten, die man andernorts nur selten antrifft.» Zwischenfälle in Form von Übergriffen und Unfällen habe es keine gegeben. Die Wartezeit beträgt durchschnittlich etwa drei Minuten. Ein Transport kostet nur zwei Franken, wovon einer dem Fahrer zusteht. Ab Dezember sollen besser sichtbare Tafeln eingerichtet werden, die auch mit News aus der Region bespielt werden können.

Die guten Erfahrungen wecken auch anderswo Interesse. Nicht alle scheinen dabei die gleichen Chancen zu haben. Grossdietwil unterhält seinen Taxito-Point auf eigene Kosten, das eingereichte Dossier ist vom VVL noch nicht beantwortet worden. Ebenfalls (noch) nicht auf offene Ohren stiess man in Flühli, das am Abend nach dem letzten Postauto die Strecke zwischen Schüpfheim und Sörenberg mit dem systematischen Autostopp bedienen möchte. «Bis im Herbst haben wir allen Gemeinden die Möglichkeit gegeben, ihre Konzepte einzureichen. Unser Verbundrat wird im ersten Quartal 2019 entscheiden, wo wir das Taxito-Netz erweitern können», sagt Degiacomi. Zentral ist die Frage: Wo konkurrenziert Taxito das Postauto, wo nicht?

Im Seetal sind zwölf Taxito-Points geplant

Bessere Chancen werden dem Luzerner Seetal eingeräumt, das die kantonsübergreifende Erschliessung zum Aargau verbessern will. Hochdorf, Hitzkirch, Aesch, Schongau, Meisterschwanden, Fahrwangen und Bettwil haben einem dreijährigen Pilotprojekt jeweils 9000 Franken zugesichert. «Der Abschnitt zwischen Aesch und Meisterschwanden ist mit dem ÖV nicht erreichbar», erklärt Hochdorfs Gemeinderat Roland Emmenegger. Geplant sind zwölf Taxito-Points von Hochdorf bis Meisterschwanden sowie von Mosen bis Muri. Im Sommer 2019 soll Taxito hier den Betrieb aufnehmen.

Das Lutherntal bleibt vorerst also die einzige Region im Kanton, die Taxito mit Unterstützung des VVL betreibt. Neben dem positiven Echo melden die Gemeinden auch Verbesserungspotenzial. «Die Bewerbung von Taxito findet überhaupt nicht statt. Beispielsweise müsste an Bahnhöfen und in Postautos daraufhin gewiesen werden», sagt Lutherns Gemeinderat Lukas Lustenberger.

Die Kosten seien derweil zu hoch. Ein Taxito-Point beläuft sich mit Installation und dreijährigem Betriebsabonnement auf 16000 Franken. Davon sollen Gemeinde und VVL künftig je die Hälfte übernehmen. Lustenberger fordert, dass der VVL ein Konzept erstellt, das alle Standorte einschliesst. «Erst dann kann verhandelt werden. Ist ja logisch, dass der Stückpreis bei einem Taxito-Point höher ist als bei 1000.»

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