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Luzern

Bald soll die «Frauenquote light» für staatsnahe Luzerner Betriebe in Kraft treten

Das Parlament hat sich 2017 klar dafür ausgesprochen, dass künftig mindestens 30 Prozent beider Geschlechter in Leitungsgremien von staatsnahen Betrieben sitzen sollen. Einige Organisationen haben noch Nachholbedarf.
Der Kanton Luzern ist an 23 Organisationen beteiligt. Dazu zählt auch die Stiftung Schloss Wyher. Das Schloss befindet sich in Ettiswil.  (Bild: Nadia Schärli
(20. Mai 2020))
Auch an der Speicherbibliothek AG hält der Kanton Luzern eine Beteiligung. Das Gebäude der Speicherbibliothek befindet sich in Büron.  (Archivbild: Eveline Beerkircher)
Das Gebäude der Universität Luzern, an welcher der Kanton Luzern beteiligt ist. (Bild: Pius Amrein (13. Oktober 2020))
Der Kanton Luzern ist Eigner des Luzerner Kantonsspitals. (Archivbild: Patrick Hürlimann)

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Vor gut drei Jahren hat der Luzerner Kantonsrat eine «Frauenquote light» beschlossen. Betriebe, an welchen der Kanton Luzern beteiligt ist, sollen künftig von Gremien geleitet werden, in denen rund 30 Prozent von beiden Geschlechtern vertreten sind. Den Antrag zur Beteiligungsstrategie 2018 stellte die heutige Kantonsratspräsidentin Ylfete Fanaj (SP, Luzern). Der Antrag wurde mit 83 zu 28 Stimmen gutgeheissen.

Die klare Zustimmung dürfte auch daran gelegen haben, dass von einer 30-prozentigen Vertretung beider Geschlechter abgewichen werden kann. Dann braucht es allerdings eine Begründung. Einfluss auf die Zusammensetzung von Leitungsgremien hat ausserdem, dass in gewissen Gremien Personen wie Regierungsräte von Amtes wegen vertreten sind.

Kantonsrat soll im Herbst über Beteiligungsstrategie befinden

Wie schaut es drei Jahre später mit der Umsetzung der Vorgabe aus? Hansjörg Kaufmann, Leiter der Dienststelle Finanzen, erklärt auf Anfrage: «Die Beteiligungsstrategie, die zuletzt 2018 aktualisiert wurde, wird alle vier Jahre überarbeitet.» Daher ist die Vorgabe derzeit noch nicht in der Beteiligungsstrategie festgehalten. Bei dieser handelt es sich um einen Zusammenzug aller Eignerstrategien von Organisationen, an welchen der Kanton Luzern beteiligt ist. Das sind derzeit 23 Eignerstrategien. «Die Beteiligungsstrategie 2022 soll in der Oktobersession 2021 beraten werden», kündigt Kaufmann an. Im November 2020 haben die einzelnen Departemente den Projektauftrag erhalten, die jeweiligen Eignerstrategien zu überarbeiten. «Die Regierung will die Bemerkung einer Geschlechtervertretung in die Beteiligungsstrategie 2022 integrieren», so der Dienststellenleiter weiter.

Auf der Website des Kantons sind Eignerstrategien mit 23 Organisationen aufgeführt. Für diese soll die Vorgabe künftig gelten.

Die 30-Prozent-Vertretung soll in den obersten Leitungsgremien, also etwa in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, umgesetzt werden. «Bei den Minderheitsbeteiligungen kann der Kanton Luzern aber lediglich auf die Umsetzung hinwirken, da die übrigen Partnerorganisationen für das Anliegen gewonnen werden müssen», erklärt Hansjörg Kaufmann.

Wie sich die Situation in den Leitungsgremien von Unternehmen präsentiert, die vom Kanton ganz oder teilweise finanziert sind, will GLP-Kantonsrätin Ursula Berset aus Buchrain wissen. Am Montag reichte sie einen entsprechenden Vorstoss ein.

So gut wird die künftige Vorgabe derzeit eingehalten

Über alle Organisationen gesehen, liegt der Frauenanteil bei den strategischen Leitungsorganen aktuell bei 27,3 Prozent. Derzeit ist man von der 30-Prozent-Vorgabe an einigen Orten noch entfernt. In fast allen Organisationen sind aber beide Geschlechter in den Leitungsgremien vertreten. Ein paar Beispiele:

  • Bei der Luzerner Kantonalbank ist die Geschäftsleitung rein männlich, im achtköpfigen Verwaltungsrat sitzen aber zwei Frauen.
  • In der Geschäftsleitung der Luzerner Pensionskasse sitzen ebenfalls nur Männer. Im Vorstand sind 10 Männer und 2 Frauen vertreten, was einem Frauenanteil von knapp 17 Prozent entspricht.
  • Die Uni Luzern erreicht die künftige Vorgabe sowohl bei der Universitätsleitung (Frauenanteil: 33 Prozent) wie auch beim Universitätsrat (38 Prozent).
  • Bei der Hochschulleitung der Hochschule Luzern beträgt der Frauenanteil 40 Prozent, beim Fachhochschulrat liegt er bei 44 Prozent.
  • Bei der Pädagogischen Hochschule liegt der Frauenanteil mit 50 Prozent bei der Hochschulleitung und 44 Prozent beim PH-Rat ebenfalls klar über 30 Prozent.
  • In der Geschäftsleitung der Stiftung Brändi sitzen 3 Männer und 3 Frauen, im Stiftungsrat sind 7 Männer und 5 Frauen vertreten.
  • Die künftige Vorgabe wird im Spitalrat der Luzerner Psychiatrie mit 30 Prozent Frauen erreicht. Anders ist es bei der Geschäftsleitung, die aus sechs Männern und einer Frau besteht.
  • Nicht erreicht wird die 30-Prozent-Vorgabe beim Luzerner Kantonsspital. Die Geschäftsleitung besteht aus 13 Männern und 2 Frauen, der Spitalrat aus 9 Männern und 3 Frauen. Dies entspricht einem Frauenanteil von gut 13 Prozent respektive 25 Prozent.

Unmut über Geschlechtervertretung am Luzerner Kantonsspital

Ab Mitte 2021 werden das Luzerner Kantonsspital (Luks) und das Kantonsspital Nidwalden zum Spitalverbund. Im Dezember hat das Luks daher die neue Organisationsstruktur kommuniziert. Die erweiterte Geschäftsleitung setzt sich aus 12 Männern und 2 Frauen zusammen. Der Frauenanteil beträgt also auch künftig rund 14 Prozent.

Die geringe Frauenvertretung am Luks hat bei Mitarbeitenden jüngst Unmut ausgelöst. In einem anonymen Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heisst es etwa:

«Dies sind Zahlen, die Kopfschütteln auslösen, insbesondere wenn man in Betracht zieht, dass das Gesundheitswesen ein sehr frauendominierter Bereich ist.»

Laut dem Luzerner Kantonsspital beträgt der Frauenanteil insgesamt 78 Prozent. Im Brief wird unter anderem die Frage aufgeworfen, wie es möglich ist, «dass bei einem so grossen kantonalen Betrieb von über 7200 Mitarbeitenden so wenig Frauen in der strategischen Führung vertreten sind». Es hätten sich immer wieder kompetente Frauen für die Jobs in den höchsten Führungsstufen beworben. Das Luks äussert sich nicht auf die Frage zum Unmut von Mitarbeitern.

Zwei Positionen in der Geschäftsleitung sind noch zu besetzen

Zur neuen Besetzung der Geschäftsleitung heisst es: «Für die neue Organisationsstruktur wurden Funktionen, welche so oder vergleichbar bereits heute in der Führung des Luks vertreten sind, mit bestehenden und bewährten GL-Mitgliedern besetzt.» Für eine erfolgreiche Überführung des Betriebs in die neue Spitalgruppe sei es dem Spitalrat wichtig, dass langjährige und gut etablierte Führungskräfte erhalten bleiben, sagt Luks-Sprecher Markus von Rotz. Noch zu besetzen seien die beiden neuen Funktionen für die Leitung des Zentrums Luzern und der Regionen. Dabei seien die fachlichen Qualifikationen und Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber entscheidend. Von Rotz sagt aber:

«Ein höherer Frauenanteil in der Geschäftsleitung des Luks wird sehr begrüsst – bei gleichwertigen Bewerbungen ist deshalb vorgesehen, Frauen zu bevorzugen.»

In Bezug auf den Spitalrat verweist das Luks an den Luzerner Regierungsrat als Wahlgremium. Der Spitalrat besteht künftig aus sechs Männern und zwei Frauen, wie der Kanton kürzlich in einer Mitteilung schrieb.

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