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Luzern

Die Luzerner CVP kann ihre Sitze im Nationalrat halten, GLP gewinnt ein Mandat

Die GLP holt ihr Nationalratsmandat zurück. SVP und FDP büssen je einen Sitz ein. Für die grösste Überraschung sorgt aber die CVP.
Die CVP in Festlaune (von rechts): Die wieder gewählten Nationalräte Ida Glanzmann, Leo Müller und Andrea Gmür sowie Priska Wismer, die im Falle einer Wahl von Andrea Gmür ins Stöckli in den Nationalrat nachrücken könnte. Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 20. Oktober 2019)

Lukas Nussbaumer

Dass es im Kanton Luzern bei den Nationalratswahlen Verlierer geben wird, war vor dem gestrigen Wahlsonntag klar. Schliesslich kann Luzern nur noch neun statt wie bisher zehn Nationalräte nach Bern schicken. Hochgradig gefährdet waren die dritten Sitze der CVP und der SVP, während dem links-grünen Lager ein Mandatsgewinn zugetraut wurde. So lauteten die Prognosen.

Herausgekommen ist es anders. Die CVP kann ihre drei Mandate genauso überraschend verteidigen wie die FDP eines verliert. Damit kann die Luzerner FDP erstmals nur noch einen Nationalrat stellen. Peter Schilliger wurde abgewählt, während Albert Vitali die Bestätigung schaffte (persönliche Resultate auf Seite 26). Ebenfalls eine Abwahl verkraften muss die SVP. Felix Müri, mit 16 Jahren der amtsälteste Luzerner Nationalrat, wird sein Pult räumen müssen. Wieder nach Bern reisen darf dafür Roland Fischer. Der GLP-Präsident holte für seine Partei zum zweiten Mal nach 2011 einen Sitz.

Grüne mit grösstem Plus – SVP mit stärkster Einbusse

Bei der Parteistärke machten die Grünen mit einem Plus von 5,1 auf 12,2 Prozent den grössten Sprung nach vorne (siehe Grafik). Die CVP legte um 1,6 auf 25,5 Prozent zu, womit sie die SVP bei den Nationalratswahlen als wählerstärkste Partei wieder abgelöst hat. Der GLP reichte ein Plus von 1,3 auf 7,1 Prozent, um den vor vier Jahren an die SVP verlorenen Sitz zurückzugewinnen.

Die grösste Einbusse erlitt die SVP, die um 3,7 Prozent auf 24,8 Prozent absackte. Die FDP verlor 2,9 Prozent und landete bei 15,6 Prozent. Die SP erreichte 13,5 Prozent – gegenüber 2015 eine minime Einbusse von 0,1 Prozent.

CVP: Parteipräsident Christian Ineichen und Wahlkampfleiter Pirmin Jung strahlten um die Wette. Jung: «Das ist ein sagenhaftes Gefühl. Unsere Partei war aktiv wie nie.» Hauptgründe für die gestiegene Parteistärke seien die starke Liste mit bekannten Persönlichkeiten und die sieben, viele Stimmen beisteuernden Unterlisten gewesen. Auch Ineichen zeigte sich sehr zufrieden: «Die Verteidigung des dritten Sitzes haben uns nur wenige zugetraut. Umso schöner ist dieser Erfolg.» Damit meinte der auf dem fünften Listenplatz gelandete Marbacher auch den Vergleich mit den Kantonsratswahlen, wo die CVP beim Wähleranteil 3,4 Prozent verlor. Bei den nationalen Wahlen ist sie nun die einzige bürgerliche Partei, die sich steigern konnte – und wie.

GLP: Präsident und Neo-Nationalrat Roland Fischer befand sich in einem ähnlichen Gefühlshoch wie die CVP-Spitze. Der Sitzgewinn sei der «Lohn für die gute Arbeit meiner Partei in den letzten Jahren.» Er habe nicht mit einem Sitzgewinn gerechnet, jedoch darauf gehofft. Bei den Kantonsratswahlen legte die GLP mit einem Plus von 2,3 Prozent noch stärker zu als jetzt bei den nationalen Wahlen.

Grüne: Präsident Maurus Frey hat im Laufe des Nachmittags sämtliche Gefühlslagen erlebt, wie er sagte. Nach dem fulminanten Start in den ländlichen Gemeinden sei kurzfristig gar der Gedanke an einen zweiten Sitz aufgekommen. Dafür habe es nun «leider nicht gereicht. Doch ich gönne der GLP das Mandat. Genauso wie ich es auch der SP gegönnt hätte.» Die Grünen konnten mit einem Gewinn von 5,1 Prozent Wähleranteilen das sehr gute Resultat von den kantonalen Wahlen (plus 5 Prozent) sogar noch übertreffen.

SVP: Präsidentin Angela Lüthold bezeichnete den Verlust des dritten Mandats gestern Abend zwar als «schmerzlich.» Doch ihre Partei habe «angesichts des Grünen Hypes damit rechnen müssen.» Die Stärke der Grünen sei denn auch der Hauptgrund für die Verluste der SVP gewesen, so Lüthold weiter. Dazu komme, dass sich alle gegen ihre Partei gestellt hätten. «Wir mussten ganz allein kämpfen, CVP und FDP haben ein Päckli gemacht.» Aufgeben komme für die SVP aber nicht in Frage: «Wir werden den Gewählten ganz genau auf die Finger schauen.» Ein schwacher Trost ist für die SVP, dass sie weniger stark einknickte als bei den kantonalen Wahlen, wo sie 4,5 Prozent verloren hatte.

FDP: Präsident Markus Zenklusen sprach nach dem Bekanntwerden des Sitzverlusts von einer «riesigen Enttäuschung.» Er nehme das Resultat zur Kenntnis und werde es genau analysieren. Sicher sei: «Die Listenverbindung mit der CVP hat sich für uns nicht ausgezahlt.» Gleichzeitig zeigte er sich etwas ratlos: «Ich weiss nicht, was unsere Partei noch hätte machen können, um den zweiten Sitz zu verteidigen.» Die FDP verlor bei den Kantonsratswahlen 1,4 Prozent, nun sind es 2,9 Prozent.

SP: Präsident sowie National- und Ständeratskandidat David Roth sprach davon, «grundsätzlich zufrieden» zu sein. Seine Partei habe das Resultat von 2015 halten können. Wie vor vier Jahren habe der SP jedoch das Quäntchen Glück gefehlt, um einen zweiten Sitz zu gewinnen. Laut Roth haben dafür rund 250 Stimmen gefehlt. Positiv sei die Steigerung des Wähleranteils im links-grünen Lager. Bei den Kantonsratswahlen gehörte die SP mit einem Plus von 1,9 Prozent noch zu den Siegern. Jetzt stagniert sie.

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