Sandra Monika Ziegler
Sandra Monika Ziegler
Vor 30 Jahren zogen die Dörigs in Gunzwil von der Dorfmitte auf den Hof Seeble und haben hier ihr Glück gefunden, wie Grossvater Anton Dörig erzählt. «Hätte mein Vater damals keine Söhne gehabt, wäre der Name Dörig ausgestorben», sagt der 73-Jährige. Der Name lebt aber weiter und auf Seeble leben nun drei Generationen mit acht Familienmitgliedern.
Den Hof aufgebaut hat Anton Dörig zusammen mit seiner Frau Doris (67). Heute betreiben ihn sein Sohn Urs zusammen mit seiner Frau Judith, die sich im Militärdienst kennen gelernt haben. Doch es wurde nicht nur der Hof weitergegeben, sondern auch die Anzahl Kinder, lacht Grossvater Anton, und zeigt sichtlich stolz auf seine vier Enkel: Valentina (6), Ladina (4), Ursin (2) und Andrina (5 Monate).
Frauen mussten zurück stehen
Grossvater Anton zeigt rüber zum Sendeturm Beromünster: «Früher konnte man dort drüben am Dachkennel stehen und Radio hören.» Er und seine Frau Doris fanden sich aber nicht beim Radiohören, sondern bei einem anderen Anlass. Kaum gefunden, zogen sie zusammen auf den Hof. «Damals konnte man den Bauernalltag nicht so geniessen wie heute», erinnert sich Doris. Frauen mussten zurückstehen und schuften.
Heute ist das Zusammenleben harmonisch und wertschätzend. Jeder führt seinen eigenen Haushalt. Zweimal die Woche setzen sich die Generationen an einen Tisch, essen, diskutieren, streiten und lachen gemeinsam.
Jetzt sind drei Generationen auf dem Hof, ist damit die Nachfolge auch schon geregelt? Urs, der Vater der vier Kinder lacht: «Bei mir war das selbstverständlich, ob meine Kinder das auch so sehen, steht in den Sternen.» Für ihn war klar: Ist schulfrei, dann hilft er auf dem Hof und geht nicht etwa in die Pfadi. Natürlich sollte das Ziel sein, den Hof an die Kinder weiterzugeben. Dass die Landwirtschaft eine Zukunft hat, daran glaubt Urs Dörig: «Ganz lo verrecke, können sie uns ja nicht.»
Innovation sichert das Überleben
Das Bauern habe sich aber enorm verändert, werde zunehmend reglementiert und nicht nur zum Guten, sagt Urs Dörig. Und das erleben die Dörigs hautnah: «Über die Runden kommt man nur, wenn man den Betrieb innovativ führt. Und das bedeutet auch, viel zu investieren. Reich wird man nicht, aber man kann damit leben», beschreibt er den Bauernalltag.
Auf dem Hof Seeble werden intensive Milchwirtschaft und eine Pouletmast betrieben. Dazu legte bereits Grossvater Dörig den Grundstein. Er war schon früh darum besorgt, für die Expansion genügend Pachtland zu haben. Urs Dörig sagt: «Man muss den Betrieb an allen Orten und Ecken immer wieder kontrollieren, die Schwächen sehen und versuchen, diese zu verbessern. Sinkt der Milchpreis weiter, kann man den Verlust nur mit noch mehr Kühen auffangen, doch das hat seine Grenzen. Es wird zunehmend komplizierter, eine Balance zwischen rentabel und tiergerechter Produktion zu finden.»
Ein fairer Milchpreis wäre ein Segen
Bei der Milch sei der Preiszerfall 2,5 Rappen, für seinen Betrieb mache das monatlich ein Minus von rund 1500 Franken aus. Mit einem fairen Preis bräuchte es auch keine Direktzahlungen. Das würden sich alle wünschen und sei, seit es den Milchpreis gebe, ein Thema. Dem pflichtet auch Bäuerin Judith Dörig bei: «Alle reden von ökologisch, doch die wenigsten sind bereit, etwas mehr zu bezahlen. Die Schweiz ist so klein und die Grenzen so nah, in zwei Stunden bist du im Ausland und kaufst günstiger ein.»
Mit Corona habe sich das geändert, so Judith Dörig und fügt an: «Da waren die Hofläden wieder gefragt, die haben geboomt und die Mühlen sind auf Hochtouren gelaufen, um die Mehlnachfrage zu decken.» Die Dörigs selber betreiben keinen Hofladen, verkaufen ab und an Fleisch vom Hof. Judith Dörig gibt zu bedenken: «Beim Lockdown haben wir doch gemerkt, dass es gemeinsam geht. Dass alle ihren Platz haben und wir uns selber versorgen können. Verhungert wären wir in der Schweiz nicht und genügend WC-Papier hat es auch.»
Ohne Neid wäre es einfacher
Doch das sei nicht alles, so Urs Dörig: «Alle reden drein, alle wissen es besser.» Dass die Bauern mit ihrer Gülle immer wieder in die Kritik kommen, ärgere ihn auch. Denn ein Golfplatz oder ein Fussballfeld sei nicht einfach so grün. «Auf diesen bearbeiteten Böden kann man rumhacken. Anpflanzen wäre auf solchem Grund wohl nicht mehr möglich und da fliesst auch kein Wasser mehr ab», so Dörig. Der sorgfältige Umgang mit Wasser sei lebenswichtig, doch dazu müssten die Böden auch aufnahmefähig sein.
Die Dörigs sind trotz harter Arbeit glücklich in der Seeble und sind sich einig: «Wir sind doch hier im Paradies. Es wird oft zu viel gejammert, anstatt zusammenzustehen und es gemeinsam zu meistern, sind einige immer neidisch auf die anderen.
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