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Luzern

Ein Lehrgang als Beitrag zur Erneuerung der Kirche

Der Luzerner Stadtpfarrer Ruedi Beck (57) hat zusammen mit Pfarrerin Sabine Brändlin und anderen einen ökumenischen Studiengang im Luzerner Reusshaus gegründet.
Stadtpfarrer Ruedi Beck. (Bild: Vera Rüttimann)

Vera Rüttimann

Das Reusshaus an der St.Karlistrasse 11 liegt idyllisch gelegen direkt am Wasser – wie geschaffen für Begegnungen. Wöchentlich treffen sich die Bewohner der WG und weitere Gäste zu Eucharistiefeier, Lobpreis und gemeinsamem Abendessen. Regelmässig finden hier weitere Veranstaltungen statt, an denen sich die Türen für Interessierte öffnen. «Es ist toll, mit so verschiedenen Leuten hier zusammen zu wohnen», sagt Ruedi Beck. In diesem Haus, in dem sich früher eine Molkerei befand, entsteht jetzt das «Institut im Reusshaus». Bereits im September soll hier der erste Lehrgang mit zehn Personen starten.

Das Institut im Reusshaus ist eine spannende Neugründung. Es bietet eine dreijährige ökumenische Berufsausbildung in Theologie und Gemeindebildung an. Träger ist der Verein Institut im Reusshaus. Neben Studiengeldern wird das Institut aus Zuwendungen von Stiftungen, Institutionen und Privatpersonen finanziert. Das Interesse am neuen Studiengang sei bislang gross, sagt Ruedi Beck. Der Stadtpfarrer von Luzern spricht von zwei Kategorien an Leuten, die sich für das Institut interessieren: Da seien Leute zwischen 24 und 30 Jahren, welche diese Ausbildung wählen. Und dann seien da die Leute Mitte 40, die in ihrem Leben noch mal etwas Neues beginnen wollen. Evangelisch-reformierte und römisch-katholische Christinnen und Christen, die kirchlich sehr engagiert sind.

Im Bewerbungsgespräch fiel Ruedi Beck vor allem das Wort «Reich Gottes» auf. «Die Bewerberinnen und Bewerber wollen mithelfen, es mit ihrem Tun aufzubauen», sagt er. Die Ausbildung wird mit einem Diplom abgeschlossen, das dem Niveau eines Bachelors entspricht, aber keine akademische Anerkennung hat.

Der Funke sprang in London über

Die Initialzündung für diesen neuen ökumenischen Bildungsgang für die beiden Kirchen in der Deutschschweiz erlebten Ruedi Beck und seine Kolleginnen und Kollegen bei einer Studienreise nach London. Der Besuch galt der anglikanischen Kirche. Die Reise wurde vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft der Universität Freiburg organisiert. «Die anglikanische Kirche von London befindet sich seit einigen Jahren in einem erstaunlichen Aufbruch», stellt Ruedi Beck fest.

Vorbild für die Gründung des Institutes im Reusshaus ist für die Initiantinnen und Initianten das St.Mellitus College in England, welches Ruedi Beck besuchen konnte. Die dortigen Lehrgänge haben Ruedi Beck inspiriert. Er sagt:

«Das Studium wird kombiniert mit Praxis und den Erfahrungen des persönlichen Glaubenslebens.»

Zudem studieren dort Leute aus unterschiedlichen theologischen Strömungen und kirchlichen Welten zusammen. Die Ausbildung sei eingebunden und getragen von einer dynamischen Kirchenentwicklung. Ruedi Beck: «Das St.Mellitus College hat bereits mehrere Ableger im In- und Ausland.»

Der 57-Jährige leitet das In­stitut zusammen mit der reformierten Pfarrerin Sabine Brändlin. Die beiden werden von ­namhaften Leuten aus der Kirchenszene wie Urban Federer, Abt von Einsiedeln, Martin Schmidt, Kirchenratspräsident der reformierten Kirche des Kantons St.Gallen, Walter Dürr, Direktor des Studienzentrums Glaube und Gesellschaft in Fribourg, oder Christian Hennecke, Generalvikariatsrat im Bistum Hildesheim, unterstützt.

Studium, Praxis und persönlicher Glaubensweg

Das Programm, mit dem die Studierenden ab September am Institut im Reusshaus beginnen, hat es in sich: Jeweils am Dienstag wird der Bildungsgang «Gemeindebildung» unterrichtet, am Mittwoch die theologische Grundausbildung. Ein Tag pro Woche ist für das Selbststudium erforderlich. Zwei weitere Tage werden die Studierenden kirchliche Praxis sammeln in den Pfarreien oder Gemeinden ihrer Konfession. Ruedi Beck ist zudem wichtig, dass in dieser Ausbildung «Studium, Glaube und persönlicher Glaubensweg miteinander verknüpft werden.» Auch das Gesellige soll nicht zu kurz kommen. Eine Gemeinschaft soll entstehen, die sich trägt. Dozieren werden Professorinnen und Professoren der theologischen Fakultäten beider Konfessionen in der Schweiz und in Deutschland sowie weitere qualifizierte Fachpersonen.

Impulse für die Erneuerung

Für viele ist wohl der Punkt «Gemeindebildung» im Lehrgang mit am spannendsten. Die erlernten Disziplinen sollen Studierende befähigen, bestehende Gemeinden mit neuen Inputs weiterzuentwickeln und neue christliche Gemeinschaften zu gründen und zu formen.

Der neue Lehrgang im In­stitut im Reusshaus soll auch einen Beitrag zur Erneuerung der Kirche leisten. So wünschen es sich Ruedi Beck und seine Mitinitiierenden jedenfalls. Von den frisch ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen sollen im Idealfall auch die Gemeinden in der Schweiz profitieren, die Ruedi Beck in «einer starken Suchbewegung» sieht. Allein schon deshalb dürfte das Institut im Reusshaus für Aufmerksamkeit sorgen.

Infotag am 2. Mai von 15 bis 19 Uhr im Institut im Reusshaus in Luzern. www.reusshaus.ch

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