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Luzern

Ein neuer Begegnungsort am Rontaler Höhenweg in Ebikon sorgt für Konflikte – noch bevor die Pläne konkret sind

Pächter der Familiengärten beim Rütihof haben die Kündigung erhalten: Die Gemeinde Ebikon will dort einen Begegnungsort am Rontaler Höhenweg schaffen. Worum es sich konkret handelt, wird aber nicht kommuniziert.
Mirsad Muslimovic in seinem Garten samt Häuschen auf dem Areal Rütihof in Ebikon. (Bild: Patrick Hürliman (Ebikon, 28. Mai 2020))

Beatrice Vogel

Was hat die Gemeinde Ebikon mit der Parzelle Rütihof vor? Diese Frage stellt die SVP Ebikon in einem offenen Brief an den Gemeinderat. Es gehen nämlich diverse Gerüchte um – offiziell kommuniziert hat die Gemeinde aber noch gar nichts.

Das Areal Rütihof liegt am Lamperdingenweg und gehört der Gemeinde Ebikon. Der Rontaler Höhenweg führt daran vorbei. Auf der Parzelle befinden sich unter anderem ein Pfadiheim, die gemeindeeigene Scheune sowie Land, das landwirtschaftlich genutzt wird. Zudem wird ein Teil des Grundstücks als Familiengärten an Privatpersonen verpachtet. In der Nähe liegen auch Gärten des Familiengärtnervereins Luzern, die sich im Besitz der Stadt befinden und nichts mit dem Ebikoner Grundstück zu tun haben.

Nun haben die vier Pächter der Ebikoner Familiengärten per Ende Oktober die Kündigung erhalten. Der Grund: Eigenbedarf der Gemeinde; an diesem Standort soll ein Begegnungsort am Rontaler Höhenweg entstehen. Bis Ende Oktober dauert es nicht mehr allzu lang. Pläne für das Areal hat die Gemeinde jedoch nicht veröffentlicht. Laut dem Brief der SVP wird umso mehr spekuliert:

«Von einer Brätelstelle mit Kinderspielplatz über Urban Gardening bis hin zu einem öffentlichen Naschgarten geistern viele Gerüchte herum.»

Trotz des baldigen Aus für die Familiengärten scheint das Projekt Begegnungsort noch nicht besonders konkret zu sein. Alex Mathis, Geschäftsführer der Gemeinde Ebikon, antwortet auf Anfrage:

«Die Parzelle Rütihof soll im Sinne eines Mehrwerts für die Gesamtbevölkerung von Ebikon zu einer Begegnungs- und Familienzone gestaltet werden.»

Sobald sich das entsprechende Projekt konkretisiere – was unter anderem budgetabhängig sei – werde es selbstverständlich zu einer öffentlichen Kommunikation kommen. «Mit den direkt betroffenen Pächtern wurde stets ein offener Dialog geführt. Dabei wurden auch gemeinsam alternative Standortmöglichkeiten eruiert.» Weitere Auskünfte könne er im Moment nicht geben, so Mathis, die Fragen der SVP würden aber «in den nächsten Tagen» beantwortet.

SVP fordert offene Kommunikation

Für die SVP ist nicht verständlich, warum die Gemeinde ihre Absichten nicht öffentlich kommuniziert. Sie stellt deshalb im offenen Brief einen Katalog von Fragen zu Plänen, Finanzierung und zum Sinn der Kündigung der Familiengärten – schliesslich werde ein anderer Teil des Areals derzeit nicht genutzt. «Wir wollten Einsicht in die Akten, was aber nur gegen eine Gebühr möglich gewesen wäre», sagt SVP-Präsident Stefan Bühler. «Wir finden jedoch, dass die Gemeinde offen kommunizieren sollte, was sie mit dem grossen Areal vorhat.» Wenn die Pläne noch nicht konkret seien, würde man dann zumindest wissen, woran man sei – und könnte Gerüchten den Wind aus den Segeln nehmen.

Immerhin: Die Gemeinde hat die Pächter bereits vor einem Jahr über die beabsichtigte Kündigung informiert, die sie im November 2019 ausgesprochen hat. Auch versprach sie, sich für die Pächter einzusetzen, sofern diese eine Parzelle vom Familiengärtnerverein Ebikon pachten möchten. Doch für die Pächter bricht eine Welt zusammen. Sie haben eine Petition zum Erhalt ihrer Gärten eingereicht, Einspruch gegen die Kündigung erhoben und mittlerweile bei der Schlichtungsbehörde einen Antrag gestellt, dass die Kündigung aufgeschoben wird, bis ein bewilligtes Projekt vorliegt.

Braucht es eine Umzonung?

Jakob Gehringer, einer der vier Pächter, bewirtschaftet seine Parzelle seit 46 Jahren. «Um das Areal umzunutzen, bräuchte es eine Umzonung», ist er überzeugt. Denn im Bau- und Zonenreglement ist es als Zone für Sport- und Freizeitanlagen mit dem expliziten Zweck «Familiengärten» ausgewiesen. Allerdings müsste eine Umzonung vors Volk, sodass es noch Jahre dauern könnte, bis eine Bewilligung für das neue Projekt vorliegt und die Gärten weg müssen. «So lange könnten wir noch hier bleiben», sagt Gehringer. Besonders hart trifft die Kündigung Mirsad Muslimovic. Er ist erst seit rund acht Jahren Pächter. In seine Parzelle hat er viel Zeit und Tausende von Franken investiert, ein Häuschen gebaut, die Erde eigenhändig umgepflügt und bepflanzt. Nun sagt er frustriert:

«Jetzt, wo endlich die Rosen blühen, die Trauben und Feigen reifen, und ich meinen Garten und seine Früchte geniessen kann, soll ich alles wieder abreissen.»

Nachbar Felix Joller unterstützt die Pächter. Ihm gehört der Esel, der auf dem Nachbargrundstück weidet und bei Ebikoner Kindern beliebt ist. Joller ist es ein Rätsel, wie die Gemeinde im Rütihof eine Grillstelle, einen Naschgarten oder dergleichen finanzieren will: «Die Gemeinde hat nicht einmal genügend Geld um den Schmiedhofpark umzugestalten, wieso will sie jetzt noch ein neues Projekt anfangen?»

Zudem haben die Pächter der Gemeinde einen Kompromissvorschlag unterbreitet, erzählt Joller: «Als öffentliche Begegnungszone könnte der Platz vor der Scheune und die heute ungenutzte Wiese unterhalb der Gärten umgestaltet werden.» Wenn die Gärtner ihre Parzellen weiter bewirtschaften dürften, würden sie sich bereit erklären, im Gegenzug die Infrastruktur der Begegnungszone zu unterhalten. «Das würde die Gemeinde im Unterhalt entlasten und die Pächter könnten ihre kleinen Paradiese behalten», so Joller. Auf den Vorschlag eingestiegen ist die Gemeinde bisher nicht.

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