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Luzern

Gestörtes Vertrauensverhältnis mit dem Gemeinderat: Verwaltungsrat der Badi Reiden AG tritt in corpore zurück

Bei der Sanierung der Badi Reiden ist es im Verlauf der Bauarbeiten zu Mehrkosten gekommen. Dies führt nun zu gröberen Misstönen.
Die sanierte Badi Reiden von aussen.  (Bild: PD)

Susanne Balli

Der gesamte dreiköpfige Verwaltungsrat der Badi Reiden AG tritt per sofort zurück. Der Grund liege «in einem gestörten Vertrauensverhältnis zum Gemeinderat», teilte die Badi Reiden AG am Donnerstagvormittag mit. Hintergrund ist eine deutliche Kostenüberschreitung bei der Sanierung des Hallenbades. Dem Verwaltungsrat sei es entgegen all seinen Anstrengungen leider nicht gelungen, das Vertrauen des Gemeinderats in seine Arbeit zurückzugewinnen und die Ursachen für die Kostenüberschreitungen verständlich aufzuzeigen. Und weiter heisst es: «Diese unterschiedlichen strategischen Auffassungen von Gemeinderat und Verwaltungsrat, aber auch der ausgesprochene Vertrauensentzug hindern den Verwaltungsrat, seine Arbeit gewissenhaft und sorgfältig im Sinne der Gesellschaft beziehungsweise der Sache weiterzuführen.»

Tatsächlich hat der Gemeinderat den Rücktritt des gesamten Verwaltungsrats gefordert. Dies geht aus einer Mitteilung hervor, die der Gemeinderat nur wenige Stunden nach der Mitteilung der Badi Reiden AG an die Medien verschickte. So wollte der Gemeinderat das Aufsichtsorgan mit Blick auf die kommende Generalversammlung am 31. Mai neu bestellen. Dies sei dem Verwaltungsrat kürzlich eröffnet worden. Gemeindepräsident Hans Kunz sagt auf Anfrage: «Der Verwaltungsrat hat nun vorgegriffen. Damit mussten wir rechnen.» Kunz findet klare Worte:

«Der Verwaltungsrat als strategisches Organ hat seine Aufgabe als Führungs- und Kontrollorgan zu wenig wahrgenommen.»

In der Mitteilung der Gemeinde wird dies konkretisiert: Die Verwaltungsratsmitglieder bildeten gleichzeitig im operativ tätigen Steuerungsausschuss des Sanierungsprojekts die Mehrheit. Diese Konstellation habe dazu geführt, dass im Verwaltungsrat die für Kontrollaufgaben nötige kritische Distanz zum operativen Geschäft gefehlt habe. Weil gleichzeitig die Planung und Kostenkontrolle ungenügend gewesen sei, seien im Rahmen der bisherigen Sanierungsarbeiten Ausgaben und Projektanpassungen mit Mehrkosten bewilligt worden, nachdem die bewilligten Mittel des Kredites längst aufgebraucht gewesen seien.

9,5 anstatt 7,3 Millionen Franken

Was war im Vorfeld geschehen? 2019 sprachen die Stimmbürger für die Sanierung der Badi an der Urne einen Kredit in der Höhe von 7,3 Millionen Franken. Der Baustart erfolgte im April 2020. Während der Sanierungsarbeiten traten verschiedene Probleme auf, die sich in Mehrkosten niederschlugen. Verwaltungsratspräsident Pius Schumacher schätzte die effektiven Kosten für die Gesamtsanierung – also den Innen- und Aussenbereich – im letzten Dezember gegenüber unserer Zeitung auf rund 9,5 Millionen Franken. Davon wollte die Badi Reiden AG rund 1,1 Millionen Franken selber finanzieren. Für den Rest sollte die Gemeinde nochmals Geld sprechen. Der Gemeinderat setzte daraufhin eine Taskforce ein, um die Kostenüberschreitungen zu untersuchen.

Laut Schumacher waren die Kostenüberschreitungen «unvermeidbar» und der Gemeinderat «über seinen Vertreter im Steuerungsausschuss hierüber stets im Bild». Als Hauptgrund dafür sieht er mangelnde Grundlagen in den Kostenberechnungen durch den damals eingesetzten Architekten, der sich noch während der Hallenbadsanierung zurückzog. Es sei in der Planung «geschlampt» worden, die Zahlen seien im Nachhinein «nicht belastbar» gewesen. Schumacher räumt aber ein: «Wir haben uns zu stark auf diese Zahlen verlassen.»

Im Hinblick auf die ausstehende Sanierung des Freibads sagt er: «Wir haben die Umgebungsarbeiten mehrfach nach Kostenoptimierungspotenzial durchgearbeitet. Die Zitrone ist ausgepresst. Will man die Kosten für die Sanierung des Freibades vermindern, geht diese nur über den Verzicht von Attraktionen.» Konkret könne nur wesentlich Geld eingespart werden, wenn der Spielplatz gestrichen würde. Doch dann gehe der gesamte Finanzplan nicht mehr auf. Denn über den Spielplatz wollte man in der Nebensaison Besucher aufs Badigelände locken und so Umsatz in der Gastronomie generieren.

Dennoch steht der Eröffnung der Freibadsaison am 22. Mai offenbar nichts im Weg, nachdem es provisorisch Instand gestellt wurde. Der Gemeinderat schreibt: Wenn Reiden die Sanierung der Aussenanlage in der Winterpause 21/22 doch noch in Betracht ziehen wolle, müsste der Gemeindeversammlung im Herbst ein entsprechendes Geschäft vorgelegt werden. Zur Höhe des Betrags kann Kunz noch nichts sagen.

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