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Luzern

«Gutes Gleichgewichtstraining» oder einfach «genial»: So geniessen die Städter ihre Sponti-Langlaufloipe

Dutzende Langläuferinnen und Langläufer tummeln sich heute auf der kurzfristig präparierten Loipe. Die Verhältnisse sind zwar schwierig, doch die meisten sind euphorisiert vom seltenen Vergnügen hier.
(Bild: Dominik Wunderli (19. Januar 2021))
(Bild: Dominik Wunderli (19. Januar 2021))
(Bild: Dominik Wunderli (19. Januar 2021))

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

Der Morgen dämmert, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als am Dienstag die ersten Langläuferinnen und Langläufer auf der Luzerner Allmend eintrudeln. Ihr Ziel: die am Montag kurzfristig für Skating hergerichtete, rund zwei Kilometer lange Langlaufloipe. Bald kommen immer mehr Leute und im Laufe des Vormittags sind zeitweise bis zu 15 Sportlerinnen und Sportler gleichzeitig auf der Loipe unterwegs.

Unter den Langlauf-Begeisterten ist Alexandra Ottiger (40) aus Luzern – sie sagt: «Es ist einfach super, genial!» Als sie am Montagabend von dieser Loipe gehört habe, sei für sie klar gewesen, dass sie diese unbedingt ausprobieren wolle. «Denn ich habe seit Oktober Langlaufskier im Keller, die ich von einer Kollegin, die nach Belgien ausgewandert ist, bekommen habe», sagt Ottiger und fügt lachend an: «Ich hätte zuletzt gedacht, dass ich diese vor der Haustüre ausprobieren kann.»

Auch Megi Durrer (31, im folgenden Bild links) aus Alpnach-Dorf vernahm am Montag von der neuen temporären Loipe und schrieb ihrer Kollegin Johanna Karrer (32) aus Kriens von der «coolen Idee».

Die beiden verabredeten sich für Dienstagmorgen. «Die Länge der Loipe ist okay, doch leider hat es etwas zu wenig Schnee», sagt Durrer. «Der Untergrund ist zudem sehr hart und eisig, man muss sich schon ziemlich konzentrieren beim Fahren.» Trotzdem finden die beiden:

«Toll, gibt es für Städter diese Loipe so nahe und erst noch gratis – das ist ein Geschenk, gerade in der Coronazeit.»

Erfreut über die grosse Resonanz ist nicht zuletzt SP-Kantonsrat Hasan Candan, der die Loipe zusammen mit dem Verein Pro Eigenthal Schwarzenberg und der Stadt Luzern initiiert hat (wir berichteten): «Ich bin positiv überrascht, dass so viele Leute die Loipe nutzen – ich dachte zuerst, da kommen wohl höchstens ein paar Hartgesottene.» Gewiss gebe es bessere Loipen, «doch die Kulisse ist einmalig.»

Christian Waser (39) aus Kriens schätzt sehr, dass er sein Hobby quasi vor der Haustüre ausüben kann: «Allerdings dürfte es in Anbetracht der Klimaerwärmung ein seltenes Vergnügen bleiben.» Wie es sich für viele Städter gehört, ist er zudem mit dem Velo statt mit dem Auto gekommen:

«Ich habe am Montag extra länger gearbeitet, damit ich mir am Dienstagvormittag Zeit nehmen kann für eine halbe Stunde Langlauf hier», sagt Waser. Er habe diesen Sport vor zwei Jahren entdeckt und sei seither sicher 10- bis 20-mal pro Saison auf den Skiern. Im Fall der Allmend sei es allerdings vor allem «ein gutes Gleichgewichtstraining», denn:

«Es hat wohl etwas zu wenig Schnee, um alle Unebenheiten ausgleichen zu können.»

Das Gleichgewicht erwähnt Peter Schnellmann (70) aus Luzern ebenfalls: «Aufgrund meines Alters muss ich erst recht darauf achten.» Für ihn weckt die Loipe Jugenderinnerungen: «Beim ehemaligen Schützenstand am Zihlmattweg sind wir früher auch zum Langlauf gegangen und haben mit einfachen Mitteln eine klassische Spur gezogen.» Die Loipe hier sei zwar besser als jene damals, aber halt schon nicht top. «Dafür liegt sie in der Nähe meines Wohnortes, das Wetter ist schön – es ist einfach ein geniales Erlebnis», so Schnellmann und ergänzt: «Leider eines, das bald wieder vorbei ist.» Da hat er recht: Mit dem Föhnsturm am Mittwoch dürfte die Loipe zügig wegschmelzen.

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