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Luzern

Lozärner Usdröck: «Rüüdig»

Das Wort «rüüdig» hat innerhalb der letzten 100 Jahre einen kometenhaften Aufstieg erlebt und ist ein positives Verstärkungswort. Früher bedeutete es etwas ganz anderes.

Dieses Wort kennen alle Luzerner – und nicht nur sie. Vor allem in Zusammenhang mit der «rüüdig verreckte Lozärner Fasnacht» hört man es häufig. «Rüüdig» wird anstelle von «sehr» verwendet und ist ein Kennwort für das Luzerndeutsche. Was aber viele nicht wissen: Dieses Verstärkungswort hat einen fast kometenhaften Aufstieg hinter sich. Der vor 100 Jahren erschienene Idiotikon-Wortartikel kennt die heutige Bedeutung noch gar nicht. Früher bedeutete «rüüdig» etwas ganz anderes, nämlich räudig, von Krätzmilben befallen, hautkrank. Hätte man damals von einer «rüüdige Fasnacht» gesprochen, hätte man wohl nur wenige dafür begeistern können. Auch wer auf eine schönere Wortwahl achtet und lieber auf das langweilig-blasse Wort «sehr» setzt, entwendet dieses seiner ursprünglichen Bedeutung. Es stand für versehrt oder wund. Allerdings: Was den Zustand der Fasnächtler während den närrischen Tagen betrifft, ist versehrt wohl treffender als hautkrank. Bei einigen könnte man auch von einer «schampar» wilden Fasnacht reden. Das Wort, das heute verwendet wird, um etwas Positives hervorzuheben, stand früher für schändlich oder schamlos. (cgl)

Hinweis: Kennen Sie typische Lozärner Usdröck, die in Vergessenheit geraten sind? Wir sammeln die Wörter und erklären sie. Vorschläge können Sie direkt per Mail einschicken: dialekt@luzernerzeitung.ch

Das Schweizerdeutsche Online-Wörterbuch: www.idiotikon.ch

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