Reto Bieri
Der Kantonsrat hat ein Postulat von Melanie Setz Isenegger (SP, Emmenbrücke) zwar gutgeheissen, allerdings nur teilweise (91 Ja- zu 20 Nein-Stimmen). Das Parlament folgte damit dem Regierungsrat. Dieser anerkennt zwar das Anliegen, will es aber im Rahmen des Projekts Schulentwicklung 2035 anschauen. Dort soll unter Einbezug der Gemeinden geprüft werden, wie die Tagesstrukturen weiterentwickelt werden sollen und inwieweit ein Ausbau sinnvoll und notwendig sei.
Vergeblich appellierten Claudia Huser (GLP, Luzern) und Urban Sager (SP, Luzern) an die Ratskolleginnen und Ratskollegen, mutig zu sein und den Prüfauftrag vollständig zu überweisen. Melanie Setz sagte: «Was in anderen Ländern und Kantonen selbstverständlich ist, steckt in Luzern noch in den Kinderschuhen.» Die Gründe dafür seien, dass die Fremdbetreuung der Kinder einen eher schlechteren Ruf habe und sich viele Eltern lieber privat organisieren.
Bisherige Strukturen funktionieren gemäss Bürgerlichen gut
Karin Stadelmann (Mitte, Luzern) sagte, in ihrer Partei bestünden Vorbehalte gegenüber dem Vorstoss, weil sie den Verlust der Wahlfreiheit befürchten. Sie liess aber durchblicken, dass sie persönlich das Postulat begrüsst, da es zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitrage. Eltern könnten durchaus wählen, entgegnete Claudia Huser, ob ihre Kinder eine Tagesschule besuchen sollen oder nicht. Die GLP-Fraktionschefin verwies auf den Kanton Zürich, wo bis 2025 flächendeckend Tagesschulen eingeführt werden und für die Eltern Wahlfreiheit besteht, ob sie ihre Kinder an- oder abmelden wollen.
Auf bürgerlicher Seite wurde auf die bestehenden, gut funktionierenden Tagesstrukturen verwiesen. So sagte Rosy Schmid (FDP, Hildisrieden): «Es ist in keiner Gemeinde verboten, eine Tagesschule einzuführen.» Laut Angela Lüthold (SVP, Nottwil) gebe es auch Familien, die bewusst verzichten und die Eigenbetreuung der Kinder bevorzugen.
Gertrud Galliker (Grüne, Beromünster) erinnerte vergeblich daran, dass es lediglich um die Prüfung und nicht die Einführung von Tagesschulen gehe.
«Wir können das Rad nicht zurückdrehen. Familien, wo der Mann das Geld nach Hause bringt und die Frau zu Hause bleibt, gibt es immer seltener. Auch, weil ein Gehalt alleine meist nicht reicht.»
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