notifications
Luzern

Luzerner Mittelschulen bereiten sich auf erneuten Fernunterricht vor

Noch betrifft der Shutdown die Schülerinnen und Schüler nicht. Doch weitere Entscheide des Bundesrates könnten dies bald ändern.
Szene aus der Kanti Alpenquai: Der Alltag der Schülerinnen und Schüler könnte sich bald schon wieder deutlich verändern. 

(Bild: Nadia Schärli (Luzern, 17. August 2020))

Christian Peter Meier

Die Rückkehr zum Fernunterricht liegt in der Luft – zumindest für Mittelschülerinnen und Berufsschüler sowie deren Lehrpersonen. Zwar hat der Bund in dieser Frage noch keinen Entscheid gefällt. Doch die Rufe nach einer erneuten Schliessung der Schulen werden lauter – vor allem natürlich wegen der Gefahr, dass sich hochansteckende Coronamutationen demnächst auch bei uns im grossen Stil ausbreiten könnten.

So forderte etwa der Epidemiologe Marcel Tanner, der eben seinen Rücktritt aus der Coronataskforce angekündigt hat, in einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung» eine möglichst schnelle Rückkehr zum Fernunterricht. In Luzern wurde dieser Tage eine Petition mit der gleichen Stossrichtung lanciert. Begründet wird das Anliegen unter anderem mit dem Hinweis, dass sich Schülerinnen und Schüler in den Pausen und über Mittag häufig in Gruppen und ohne geeigneten Schutz zusammenfinden würden.

Werden also die erhofften Effekte des aktuellen Shutdowns durch den regulär weiterlaufenden Schulbetrieb ausgehebelt? Mit dieser Frage wird sich aktuell auch der Bundesrat beschäftigen. Er hat bei der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren und bei der Coronataskforce Berichte zu möglichen weiteren Massnahmen im Unterrichtsbereich eingefordert. Es ist also sehr gut möglich, dass die Regierung den Takt auch in dieser Frage demnächst wieder vorgeben wird. Über den Umfang der Massnahmen wird derweil munter spekuliert: Würde es allenfalls reichen, gewisse Fächer zu streichen? Oder jeweils halbe Klassen zu unterrichten? Oder nur die oberen Jahrgänge auf Distanz zu unterrichten? Wer weiss.

«Wir sind auf Stand-by»

Klar ist: Die Luzerner Kantonsschulen stellen sich auf alle Möglichkeiten ein – also auch auf konsequenten Fernunterricht. Oder sie sind sogar bereits «auf Stand-by», wie es Martin Bisig, Rektor der Kantonsschule Willisau, formuliert. «Wir haben von der Dienststelle Gymnasialbildung den Auftrag erhalten, uns im Rahmen einer Eventualplanung auf verschiedene Szenarien von Fernunterricht oder reduziertem Präsenzunterricht vorzubereiten, und könnten jederzeit loslegen», sagt er auf Anfrage.

Dies macht Bisig auch in einem E-Mail an die Eltern der Willisauer Kantonsschülerinnen und Kantonsschüler deutlich. Darin schreibt er, eine Änderung des Unterrichtsmodus sei frühestens ab dem kommenden Montag zu erwarten. «Die Schule wäre bereit, wenn eine teilweise oder ganze Schulschliessung verordnet würde.» Er werde umgehend informieren, wenn es in der Sache Neuigkeiten gebe. Und: «Die Klassenlehrpersonen orientieren ihre Klassen diese Woche zudem prophylaktisch über mögliche Formen von reduziertem Präsenz- oder Fernunterricht.»

Trotzdem blicken viele Lehrpersonen nicht gerade freudig auf eine mögliche neue Schulschliessung voraus. Dies lässt etwa auch Hans Hirschi durchblicken. Der Rektor der Kantonsschule Alpenquai in Luzern schreibt in seinem «Corona-Update» an die Eltern: «Im Moment sind wir froh, dass wir weiter an der Schule unterrichten können.» Mit Blick auf die unsichere Situation bereits abgesagt hat die Schulleitung indes die im Frühling stattfindende Studienwoche.

«Wenn es unbedingt sein muss, wäre es jetzt ideal»

Auch der Verband der Luzerner Mittelschullehrerinnen und Mittelschullehrer hat sich in der jüngsten Vergangenheit dafür ausgesprochen, den Präsenzunterricht wenn immer möglich aufrechtzuerhalten. Dies bestätigt deren Präsident Markus Elsener, selbst Lehrer an der Kantonsschule Reussbühl in Luzern. «Aber wir Lehrpersonen hatten und haben natürlich im Hinterkopf, dass sich das wieder ändern kann», sagt er und bestätigt: «Die Schulleitungen bereiten eine mögliche Umstellung auf Fernunterricht vor.»

Persönlich ist Elsener froh, dass das erste Semester ordentlich abgeschlossen werden kann – auch wenn es noch nicht ganz zu Ende ist. «Doch die Noten sind weitgehend gemacht, die Zeugnisse so gut wie erstellt.» Darum bezeichnet der Verbandspräsident den aktuellen Zeitpunkt als «besten aller schlechten Zeitpunkte». «Wenn es unbedingt sein muss, dann wäre Fernunterricht zwei Wochen vor den Sportferien und zwei Wochen danach ideal» – zumal in dieser Phase weniger Prüfungen stattfänden. Gemäss diesem skizzierten «Fahrplan» sollte das Homeschooling also tatsächlich am nächsten Montag losgehen.

Elsener ist im Übrigen optimistisch, dass erneuter Fernunterricht zumindest in technischer Hinsicht problemlos funktionieren wird: «Die meisten Schulen sind mit Laptops ausgerüstet, das gilt zumindest für die Obergymnasien.» Und der Umgang mit dem im Schulbereich verbreiteten «Teams» sowie anderen Kommunikationsplattformen sei allen geläufig. Falls jedoch die Fernunterrichtsphase länger dauern sollte, dann müssten mindestens die Prüfungen an den Schulen geschrieben werden können, da die bestehenden Tools valide und «betrugssichere» Fern-Leistungskontrollen bis jetzt nicht ermöglichten.

«Warten den konkreten Entscheid aus Bern ab»

Das Bildungs- und Kulturdepartement bestätigt in aller Kürze die Aussagen der befragten Lehrer und Rektoren: «Die Luzerner Schulen sind auf alle Eventualitäten vorbereitet, wir warten aber den konkreten Entscheid aus Bern ab», schreibt Kommunikationsleiterin Regula Huber – um zu relativieren: «Die Umstellung auf den Fernunterricht würde eine gewisse Vorlaufzeit benötigen.»

Kommentare (0)