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Luzern

Nach langer Durststrecke erhalten Hebammen für ihre Vermittlungsarbeit eine Entschädigung

Der Kanton Luzern übernimmt seit diesem Jahr den Grossteil der Kosten für die Hebammenvermittlung des Vereins hebamme-zentralschweiz.ch. Dennoch ist der Verein weiter auf Sponsorensuche.
Hebamme Eva Zumbühl kümmert sich beim Besuch einer Wöchnerin um den kleinen Camil. (Bild: Boris Bürgisser (Horw, 14. Januar 2022))

Roseline Troxler

Über die Plattform hebamme-zentralschweiz.ch können werdende oder frischgebackene Eltern innert kurzer Zeit eine Hebamme finden. Der gleichnamige Verein vermittelt Familien freipraktizierende Hebammen für die Zeit des Wochenbetts. Denn längst nicht alle Eltern haben diese bereits vor der Geburt ihres Kindes organisiert. Dass dennoch jede Familie nach dem Austritt aus dem Spital betreut werden kann, das ist das grosse Ziel des Vereins. «Und dieses Ziel haben wir im vergangenen Jahr erreicht», sagt Co-Präsidentin Lea Kobler zufrieden.

2021 sind im Kanton Luzern über 4500 Babys auf die Welt gekommen. In dieser Zeit hat der Verein 760 frischgebackenen Müttern eine Hebamme vermittelt. Das sind etwas mehr als noch 2020. 470 Frauen haben erst nach der Geburt über die Plattform nach einer Hebamme gesucht, brauchten also sehr zeitnah eine Lösung. Mit gut 400 Vermittlungen stammt der Grossteil von Frauen, die im Luzerner Kantonsspital geboren haben.

Leistungsvereinbarung über zwei Jahre unterzeichnet

Vor kurzem gab es für den 2019 gegründeten Verein einen weiteren Grund zur Freude. Lea Kobler: «Wir werden seit diesem Jahr für unsere Vermittlungsarbeit entschädigt.» Während mehr als zwanzig Jahren hat der Vorgängerverein von hebamme-zentralschweiz.ch, die Hebammenzentrale Zentralschweiz, die Vermittlung unentgeltlich übernommen. Doch weil Mütter nach der Geburt nur noch wenige Tage im Spital bleiben und die Zahl der Geburten stark gestiegen ist, wurde die Vermittlungsarbeit immer kurzfristiger und aufwendiger.

Für den Vorstand von hebamme-zentralschweiz.ch war daher klar, dass er mittelfristig für die Vermittlungsarbeit vergütet werden will. Hebamme Lea Kobler sagt:

«Denn gerade die öffentliche Hand profitiert von unserem niederschwelligen Angebot.»

Im November 2021 konnte der Verein schliesslich eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Luzern unterzeichnen. Sie gilt vorderhand für zwei Jahre. Laut Kobler erhält der Verein nun bis zu einem Kostendach von 50'000 Franken 80 Prozent der Kosten vom Kanton Luzern vergütet. «Wir sind sehr glücklich über diese Lösung», sagen die beiden Co-Präsidentinnen Karin Bachmann und Lea Kobler.

Verein soll sich mit Beitrag weiter etablieren

David Dürr, Leiter der kantonalen Dienststelle Gesundheit und Sport, sagt zur Unterzeichnung:

«Mit der Leistungsvereinbarung soll der kantonale Beitrag an die Finanzierung der Vermittlungsplattform geregelt werden.»

Welche konkreten Aktivitäten damit finanziert werden, sei im Vertrag festgehalten. «Wir äussern uns aber nicht zu Vertragsinhalten mit Dritten», führt er aus. Zu den Gründen, weshalb sich der Kanton beteiligt, meint er: «Zum einen hat der Kantonsrat die Mittel dafür gesprochen, zum anderen bestehen die gesetzlichen Grundlagen für solche Projekte und nicht zuletzt soll die Finanzierung dem Verein ermöglichen, sich zu etablieren und finanziell unabhängig zu werden.»

Die übrigen 20 Prozent der Kosten sollen von den Mitgliedern, also den Hebammen, sowie von Sponsoren übernommen werden. Heute zählt der Verein 92 Hebammen. «Für das Sponsoring sind wir im Gespräch mit der Klinik Hirslanden und mit dem Geburtshaus Terra Alta», sagt Lea Kobler. Beide Institutionen haben die Vermittlungsarbeit der Hebammen – anders als das Luzerner Kantonsspital – schon in der Vergangenheit finanziell unterstützt. Für den Aufbau und das Pilotjahr, das bis Ende Januar 2021 dauerte, erhielt der Verein auch Gelder des Lotteriefonds des Kantons Luzern und einen Beitrag der Albert Koechlin Stiftung.

Verein erhält Zuwachs von neuen freiberuflichen Hebammen

Lea Kobler und Karin Bachmann sind guten Mutes, dass die Plattform weiter zum Fliegen kommt. Dies liegt auch an den Hebammen im Kanton Luzern.

«Wir haben kaum Abgänge von Mitgliedern. Neue freiberufliche Hebammen melden sich sogleich bei unserem Verein an. Das ist ein sehr schönes Zeichen.»

Ausserdem würden viele Hebammen den Mitgliederbeitrag bezahlen, obwohl sie auch ohne die Plattform genügend Frauen betreuen könnten.

Das Ziel für das laufende Jahr ist laut Lea Kobler nebst dem Gewinnen von Sponsoren auch die Ausweitung auf andere Kantone. «Wir sind derzeit im Gespräch mit Nidwalden, Obwalden und Schwyz», sagt Karin Bachmann. Mittelfristig will der Verein auch dort Vermittlungsarbeit leisten.

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