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Luzern

Querschläger

Plötzlich ausbrechende Wutanfälle und ihre Folgen
Redaktorin Yasmin Kunz. (Bild: Pius Amrein)

Yasmin Kunz

Der letzte hat gerade mal drei Wochen überstanden. Sein Vorgänger drei Monate. Das vorige Exemplar ein halbes Jahr. Die Rede ist von meinem Squashschläger. Davor gab es noch weitere Rackets mit unterschiedlicher Lebensdauer.

Qualitätsmängel beim Material können ausgeschlossen werden. Ich kaufe jedes Mal ein Racket einer anderen Marke: Head, Wilson, Prince, Dunlop. Kostenpunkt: etwa 150 Franken. Kürzlich habe ich gerechnet: Drei bis vier Schläger pro Jahr – das summiert sich ganz schön.

Ich kann schlecht verlieren. Läuft das Match nicht so, wie ich das will, erfasst mich plötzlich eine Wut, weil zu viele Punkte auf das Konto des Gegners gehen. Anstatt auf den Ball zu schlagen, schmeisse ich das Racket dann gegen die Wand, bis der Schlägerhals bricht. Wut setzt enorme Energien frei. Meistens bereue ich meinen Anfall sofort.

Dieses Verhaltensmuster ist nicht löblich, aber menschlich. So bin ich in guter Gesellschaft mit Weltstars wie Tennisprofi Nick Kyrgios.

Er hat schon mehr Tennisschläger zertrümmert, als ich Squashrackets besass. Für seine Zerstörungswut wurde er auch schon gebüsst. Die Liste der Tennisspieler, die ihren Frust über eine (abzeichnende) Niederlage am Racket auslassen, umfasst einige bekannte Namen: Alexander Zverev, Borna Coric, Marco Baghadtis. Angeführt wird die Liste wohl von Schweizer Stan Wawrinka. Im Gegensatz zu mir haben die Weltstars immerhin Sponsoren.

Kürzlich ist es wieder passiert. Nach einem argen Rückstand (1:4) ist mein Schläger dem Frust zum Opfer gefallen. Mit einem Ersatzracket vom Sportcenter konnte ich das Spiel jedoch noch kehren (6:4). Dieser Ausgang ist eigentlich wenig überraschend. Denn: Dank frei gesetzten Energien aus Anfällen gewinne ich auch für verloren gehaltene Matches.

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