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Luzern

Schutzverband-Präsident Luzius Hafen: «Es braucht dringend mehr Schonzeiten für den Flugverkehr»

Der 2000 gegründete Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen (SFE) ist ein politisch breit abgestützter Verein mit dem Ziel, die Bevölkerung vor Immissionen im Zusammenhang mit dem Betrieb des Flugplatzes Emmen zu schützen. Wir sprachen mit dessen Präsident Luzius Hafen (55), Rechtsanwalt und Mitglied der Grünen.
Braucht es ein Fest zum 80-Jahr-Jubiläum des Flugplatzes Emmen?Luzius Hafen: Es ist legitim, dass ein runder Geburtstag gefeiert wird, und nachvollziehbar, dass der runde Geburtstag eines Flugplatzes mit Flugbetrieb verbunden ist. Unsere Grundhaltung bleibt aber die gleiche: je weniger Flüge, desto besser. Und keine Flugdemonstrationen über dicht besiedeltem Gebiet!Sind Sie enttäuscht darüber, dass die Armee die neuen Kampfjetmodelle in Payerne und in Meiringen, nicht aber in Emmen testet?Natürlich sind wir enttäuscht, so kann sich die Bevölkerung kein Bild machen. Die Armee argumentiert, dass die Verhältnisse in Payerne denen in Emmen sehr ähnlich sind. Topographisch mag das stimmen. Die Auswirkungen des Schalls in den Häuserschluchten, die Reflexion des Lärms durch Gebäude ist rund um den Flugplatz Emmen jedoch eine andere als im wenig besiedelten Gebiet um Payerne.Wie wirkt sich das aus?Am deutlichsten wird das bei Überflügen der Patrouille Suisse. Die mögen auf dem freien Feld, wo man das ganze Flugmanöver mitverfolgen kann, für viele faszinierend sein. Wenn man aber zwischen Gebäuden unterwegs ist, ist der plötzlich und knallartig auftretende Lärm ein Schock. Auf der Wiese vor dem Restaurationsgebäude im Freibad Mooshüsli beispielsweise ist die Landung einer F/A-18 fast nicht zu ertragen.Was sind die Hauptanliegen des Schutzverbands heute?Die drei Hauptanliegen sind grundsätzlich die gleichen wie bei der Gründung vor bald zwanzig Jahren: Begrenzung der Flugbewegungen, Einhaltung der Ruhezeiten über Mittag, in der Nacht und am Wochenende und sukzessive Senkung des Fluglärms. Neu dazu kam die Forderung nach einer sechswöchigen Sommerflugpause; bisher waren es vier Wochen. Wir betreiben keine Fundamentalopposition gegen den Flugplatz. Unser Ziel ist im Gegenteil, dass die Belastung durch den Betrieb des Flugplatzes so in Grenzen gehalten wird, dass die Akzeptanz trotz steigendem Siedlungsdruck bei der Bevölkerung erhalten bleibt.Braucht es mehr Schonzeiten?Wenn mehr und lauter geflogen wird – Stichwort Tiger-Ersatz durch neue, deutlich lautere Kampfjets – braucht es zwingend mehr Schonzeiten. Zugenommen haben auch die «ausserplanmässigen» Nachtflüge. Vorletzte Woche ist die Bevölkerung zwischen 1 Uhr nachts und halb 5 Uhr morgens drei Mal durch tief fliegende landende Drohnen aus dem Schlaf gerissen worden. Die Einhaltung der ordentlichen Flugbetriebszeiten ist für die Bevölkerung existenziell wichtig – aber auch für den Flugplatz.Welche Erfolge hat der Schutzverband bisher erzielt?Die grössten Erfolge des Schutzverbands waren sicherlich die zweimalige Verhinderung der Einrichtung eines Regionalflugplatzes. Als Erfolg werten wir auch, dass die Gemeinden um den Flugplatz und auch die Kantonsregierung sich unseren Standpunkt zu eigen gemacht haben und ihn mit mehr oder weniger Herzblut verteidigen: Begrenzung der Flugbewegungen, Einhaltung der Ruhezeiten und keine touristische Öffnung der Flugplatzes. Wir schreiben es uns auch ein Stück weit auf die Fahnen, dass in Emmen (noch) keine F/A-18 Staffel stationiert ist, sondern der Flugplatz für die Armee immer noch ein Ausweichflugplatz ist.Welche Ziele haben Sie verfehlt?Die sechswöchige Sommerflugpause haben wir noch nicht erreicht. Und wir haben auch die Verlagerung der PC-21-Flüge von Sion nach Emmen nicht verhindern können. Offen ist auch noch die Begrenzung der Kampfjetbewegungen auf 3 000. Da ist unseres Erachtens aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, wir bleiben dran.Wie wichtig ist der Flugplatz für Emmen aus wirtschaftlicher Sicht?

Unbestritten wichtig für die ganze Region sind die qualifizierten Arbeitsplätze in technischen Nischen, zum Beispiel für die Raumfahrt oder die Zivilluftfahrt. Es sind auch diese Arbeitsplätze, die viel Arbeit auf wenig Flüge generieren. Die Zukunft des Flugplatzes muss in der Weiterentwicklung dieser Betriebe liegen. Insgesamt stiftet der Flugplatz aus unserer Sicht bestenfalls wirtschaftlich keinen Schaden.

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