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Luzern

Zwischen Gräsern und Maispflanzen: So sehen die Abschlussprüfungen der angehenden Landwirte aus

Diese Woche absolvieren die Lernenden am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain ihre praktischen Abschlussprüfungen ab. Wir haben einen Kandidaten dabei begleitet.
Matthias Egli.
(Bild: Dominik Wunderli (Hohenrain, 1. Juli 2020))
Auch Lehrling Christoph Wangeler (links) legte am Dienstag seine praktischen Abschlussprüfungen ab. Mit im Bild: die Experten Ludwig Grüter und Roman Klauser (von links).

(Bild: Dominik Wunderli (Hohenrain, 1. Juli 2020))
Die Experten Thomas Erni und Matthias Arnold mit Lehrling Matthias Egli (von rechts).

(Bild: Dominik Wunderli (Hohenrain, 1. Juli 2020))
Zeitgleich finden noch andere Prüfungen statt: Hier streift der angehende Landwirt Sandro Glanzmann (rechts) mit dem Experten Alois Hodel durch ein Gerstenfeld.
(Bild: Dominik Wunderli (Hohenrain, 1. Juli 2020))

Livia Fischer

Livia Fischer

Livia Fischer

Livia Fischer

Die Sonne strahlt, es ist angenehm warm, Wolken sind noch kaum welche zu sehen – das Wetter an diesem Dienstagmorgen ist bestens. Darauf angesprochen, lacht Matthias Egli auf.

«Da habe ich schon Glück gehabt, aber als Bauer ist man wetterfest.»

Der 18-Jährige ist angehender Landwirt. Heute finden seine praktischen Abschlussprüfungen statt. Er sei ein bisschen aufgeregt, meint der Nottwiler. Anmerken tut man es ihm nicht. Egli strahlt Ruhe aus, wirkt entspannt.

8.30 Uhr, in fünf Minuten beginnt seine erste Prüfung. Sie sind in drei Disziplinen aufgeteilt: Futterbau, Bodenkunde, Ackerbau – Tierhaltung und Mechanisierung wurden bereits im zweiten Lehrjahr geprüft. Unter einem Zelt warten schon zwei Experten. Sie erklären Egli die Aufgabe, statten ihn mit einem Informationsordner aus und schicken ihn los. Er läuft zu einem Fleckchen Wiese, etwa 200 Meter vom Anfangspunkt entfernt. Während fünf Minuten hat er Zeit, die Fläche genau unter die Lupe zu nehmen.

Laien sehen in der Wiese wohl kaum etwas Auffälliges. Irgendwelche Gräser eben, würde man denken. Eglis Blick aber ist konzentriert. Die rechte Hand in die Hüfte gestemmt steht er da, plant vermutlich das weitere Vorgehen. Dann streift er durch die Gräser, pickt hie und da eins heraus. Die Experten kommen dazu und wollen von Egli die Namen der ausgewählten Pflanzen sowie deren Verwendungszweck wissen. Die Rollenverteilung der Prüfungsabnehmer ist klar: Einer fragt, einer schreibt. Knapp eine halbe Stunde dauerte der erste Teil. Wie es gelaufen ist, kann Egli nur schwierig einschätzen. Viel vorbereitet hat er nicht; es sei schon ein bisschen mehr «Gottvertrauen» als Auswendiglernen, sagt er lachend. Aber:

«Wenn man während der vergangenen drei Jahre gut in der Schule aufgepasst hat, ist es nicht so eine Hexerei.»

Weiter geht’s zum zweiten Posten, der Bodenkunde. Auf dem Weg dorthin – zu Fuss sind es knapp vier Minuten, das gesamte Areal inklusive Gutsbetrieb mit Landwirtschaftsflächen umfasst gut 40 Hektare – erklärt Egli, wie er zu diesem Beruf gekommen ist. Er sei auf einem Bauernhof aufgewachsen – wie 70 Prozent der insgesamt 112 Absolventinnen und Absolventen –, darum habe er «d Freud zum Buurä» schon früh entwickelt. Im ersten Lehrjahr arbeitete er in einem Landwirtschaftsbetrieb in Buttisholz, wohin er übrigens nach den Sommerferien wieder zurückkehren darf. Dann half er einem Bauern in Ruswil aus, nun absolviert er das letzte Lehrjahr auf einem Hof in Oberkirch.

Unter dem Dach einer Scheune warten die nächsten Experten. Die steigende Hitze ist auch bei ihnen sichtbar – auf den Gesichtern bildet sich ein leichter Schweissfilm. Eglis neue Arbeitsfläche: ein Maisfeld. Sein Hilfsmittel: ein Spaten. Zu dritt gehen sie ins Feld hinein. Egli stösst den Spaten mit dem Fuss voller Kraft in den Boden, gräbt ein kleines Loch. Sein neuer Auftrag ist es, mittels einer Spatenprobe den Boden zu analysieren. Auf die Befahrbarkeit hin etwa. Dann erzählt er, welche Insekten sich im Boden verbuddelt haben und was für Auswirkungen diese auf die Maisernte haben. Die Stimmung ist locker, von angespannter Prüfungsatmosphäre keine Spur. Dies zieht sich auch durch den dritten Prüfungsteil – obwohl Egli im Nachhinein sagt, die Fragen zum Ackerbau seien am schwierigsten gewesen.

Die letzte Herausforderung: Egli bekommt von den zwei Experten eine Kultur zugeteilt. Wieder muss er ins Maisfeld. Kurzzeitig verschwindet er zwischen den hochgewachsenen Pflanzen, irgendwann blitzen seine braunen Haare hervor. Egli beantwortet den Experten Fragen zum Unkraut, das zwischen dem Mais wächst sowie zu den Schädlingen im Acker. Er zählt Lösungen auf, wie man diese loswerden kann – sowohl mit Pestiziden als auch mit nicht-chemischen Alternativen. Die praktischen Prüfungen – die eigentlich eher theoretische Prüfungen anhand praktischer Beispiele waren – sind vorerst beendet. Nach dem Mittag geht es mit einem letzten Fachgespräch weiter. Zuerst aber gönnt sich Egli eine Pause.

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