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Nidwalden

Am Nidwaldner Ferienpass kommt’s hart auf hart

Selbstverteidigung ist an einem Tag lernbar – zumindest deren Grundlagen. Der Nidwaldner Ferienpass macht’s möglich.
Kursleiterin Valerie Ritz trainiert mit Jessica Gander. (Bild: Jakob Ineichen, Stans, 17. Juli 2019)

Matthias Piazza

Die zwölfjährige Schülerin verlässt die Turnhalle und begibt sich auf den Heimweg, der über den Pausenplatz führt. Eine Gruppe Jugendlicher passt sie ab und pöbelt sie an. Sie fühlt sich wehrlos. In der Schülertoilette zehren Schülerinnen einer Klassenkameradin an den Haaren und reissen ihr die Jacke vom Leib. Im Bus wird ein Mädchen von einem Mann belästigt. Es sind drei Beispiele, die wohl das eine oder andere junge Mädchen schon erlebt hat.

Dass man solchen Situationen nicht hilflos ausgeliefert ist, lernen neun Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren am vergangenen Mittwoch am eintägigen Selbstverteidigungskurs im Rahmen der zweiten Nidwaldner Ferienpasswoche.

Dabei kommen nicht nur die Hände und die Füsse zum Einsatz. So üben die Mädchen auch mit klaren Worten, Grenzen zu setzen, was schon gut gelingt. Ein lautes, unmissverständliches «Stopp» hallt durch die Stanser Tellenmatt-Turnhalle. Für den Fall, dass Worte nicht reichen, werden verschiedene Selbstverteidigungstechniken geübt, die es auch zierlichen Mädchen erlauben würden, sich auch aus den Fängen eines grösseren Mannes zu befreien. «Hält er euch an beiden Handgelenken fest, tritt ihm kräftig ans Schienbein, das lenkt ihn ab und ihr könnt euch befreien», erklärt Kursleiterin Valerie Ritz den Mädchen, gefolgt von einer Demonstration, welche die Effektivität dieser Technik beweist. Auch weitere wirkungsvolle Selbstverteidigungstricks werden gelehrt und geübt.

Für den Fall der Fälle gewappnet sein

«Es klappt schon sehr gut», zieht Jessica Gander (10) aus Stans nach der Einführung und den ersten Übungen Zwischenbilanz. Selbstverteidigung will sie lernen, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Darum habe sie auch am letztjährigen Ferienpass schon einen ähnlichen Kurs belegt. Selbstverteidigung ist aber bei Weitem nicht ihre einzige Aktivität am diesjährigen vierwöchigen Ferienpass. So fuhr sie Kanu, ritt, zauberte und wagte sich aufs Skateboard.

Valerie Ritz, Kursleiterin und Pallas-Trainerin (Schweizerische Interessengemeinschaft Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen), ist sich bewusst, dass die Möglichkeiten an einem eintägigen Kurs beschränkt sind, sie spricht von einem Tropfen auf einem heissen Stein. «Trotzdem kann ich den Mädchen Grundlagen vermitteln, so etwa die Befreiung aus dem Handgelenk. Auch verschiedene bedrohliche Alltagssituationen, die auf dem Pausenplatz oder im Bus auftreten können, können wir üben.»

Während es bei älteren Mädchen um sexuelle Belästigung gehe, stehe bei den 10- bis 14-jährigen Ferienpass-Mädchen vor allem im Vordergrund, Grenzen zu setzen, Nein sagen zu können, sich selber kennen lernen, den Mut haben, den Mund aufzumachen, wenn sie nicht einverstanden seien. «Mädchen in diesem Alter sind in der Regel scheu, dabei geht es unter Mitschülern oft rau zu und her, wie ich aus Erfahrung weiss», erzählt sie.

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