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Nidwalden

Das Nidwaldner Frauezmorge stand im Zeichen von Frauenpower auf dem Bauernhof

Dass Frauen fähig sind, sich in einem männerdominierten Berufsfeld wie der Landwirtschaft zu behaupten, zeigt Daniela Schwegler in ihrem Buch «Landluft». Am Frauezmorge wurde es vorgestellt.
Die Jodlerin Sonja Morgenegg führte literarisch und musikalisch durch das Frauezmorge. (Bild: Carina Odermatt (Stans, 3. November 2018))

Carina Odermatt

Luzia Biber liebt das Alleinsein. Schon mit 13 Jahren riss sie für ein halbes Jahr von Zuhause aus und lebte im Wald bei den Tieren. Und noch heute liebt sie Tiere mehr als Menschen. Besonders die Hühner haben es ihr angetan; sie sieht sich als deren Schutzpatronin und Königin. Damit sie sich wohlfühlen, ist ihr Stall mit Rosentapeten ausgekleidet und hat sogar Vorhänge. Dabei ist Luzia Biber eine robuste Frau, die auch den tiefsten Winter auf der kleinen Alp im Näcki ob Intschi in Uri verbringt, wenn ihr Mann mit dem Vieh ins Tal zieht.

Auf die Alp kam sie «wie die Jungfrau zum Kind». Ohne Älplererfahrung hat die ehemalige Sterbebegleiterin und Sargmacherin vor zehn Jahren nach nur einem Tag Einarbeit die Alp eines verstorbenen Älplers übernommen und brachte alle hundert Tiere gesund durch den Sommer. Seither weiss Luzia Biber: Auf der Alp, zwischen den Wäldern und grünen Wiesen, liegt ihr Glück.

Die Älplerin mit der ungewöhnlichen Lebensgeschichte ist eine von zwölf Frauen, die Daniela Schwegler in ihrem Buch «Landluft – Bergbäuerinnen im Porträt» vorstellt. Die Autorin knüpft damit an den Erfolg ihrer Bücher «Traum Alp» und «Bergfieber» an.

Jodlerin sprang für Autorin ein

Daniela Schwegler sollte am Frauezmorge am Samstag in Stans eine Lesung halten, stattdessen lag die Autorin krank im Bett. «Am Anfang waren wir natürlich geschockt. Wir haben erst eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn erfahren, dass die Referentin nicht anwesend sein kann», erzählte Vreni Niederberger aus Dallenwil, Präsidentin des Frauenbundes Nidwalden, der das alljährliche Frauezmorge organisiert.

Die 130 angemeldeten Frauen erschienen dennoch, und die Jodlerin Sonja Morgenegg, die lediglich für die musikalische Begleitung gesorgt hätte, übernahm kurzerhand das ganze Programm. «So etwas ist mir noch nie passiert, doch zum Glück gehört Improvisation zu meinem Beruf», lachte die Sängerin.

So las sie auch die Texte aus Schweglers Buch, die von den Bildern des Fotografen Stephan Bösch untermalt wurden. Mit ihrer charmanten und natürlichen Art meisterte Morgenegg diese Herausforderung hervorragend und bescherte dem Publikum viele Lacher. Mit ihrem Gesang, den sie mit der Gitarre, der Handpan oder dem Monochord begleitete, bewegt sich Sonja Morgenegg zwischen den Welten. Sie verbindet traditionellen Naturjodel mit modernem, experimentellem Jodel. Dabei ist sie das, was die Bäuerinnen im Buch auch sind: eine Vorreiterin, die (noch) in kein Schema passt.

Morgenegg las vor: «Waren die Frauen auf dem Hof früher eher im Hintergrund tätig, so wollen junge Bäuerinnen heute selbst Verantwortung übernehmen.» Dies zeige sich in den steigenden Frauenquoten in landwirtschaftlichen Ausbildungen und in der Betriebsleitung: Die Landwirtschaft wird weiblicher.

Von spannenden Frauen beeindruckt

Die zwölf Frauen im Alter von 18 bis 87 Jahren, die Daniela Schwegler in ihrem Buch porträtiert, beeindruckten die Zuhörerinnen sehr. «Das sind spannende Frauen, die für ihre Ziele leben und in der Landwirtschaft ihren Lebenssinn gefunden haben», fand etwa Alice Zimmermann aus Emmetten, die das Frauezmorge schon seit Jahren kennt.

Wie viele der vorgestellten Frauen hat auch sie mehrere Berufe, ist Serviceangestellte, Köchin und Mutter und nebenbei politisch und ehrenamtlich tätig. Als Bauerntochter weiss sie, was es bedeutet, in der Landwirtschaft tätig zu sein. «Die Lesung war sehr bereichernd. Ich bewundere die Frauen, die weg vom hektischen Leben und zurück zu den Wurzeln wollen», meinte Alice Zimmermann.

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