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Nidwalden

Die reformierte Kirche Nidwalden in die Zukunft führen – aber wie?

Die Evangelisch-reformierte Kirche Nidwalden befindet sich im Wandel, will und muss sich reformieren. Dabei hat sie nun prominente Unterstützung erhalten.
Gottfried Locher (links) diskutierte mit Wolfgang Gaede und den Anwesenden über den Reformprozess. (Bild: Irene Infanger, Buochs, 16. April 2019)

Irene Infanger

Hoher Besuch gastierte am Dienstagabend in der reformierten Kirche in Buochs. Für einmal stand nicht Pfarrer Heinz Brauchart im Zentrum, sondern ein anderer: Gottfried Locher. Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und damit der höchste Reformierte überhaupt. Unter dem Titel «Die Reformation der Reformierten» lud die Evangelisch-reformierte Kirche Nidwalden zu einem Diskussionsabend, um mit Gottfried Locher den Nidwaldner Reformprozess zu beleuchten. Welche Gremien braucht die Kirche heute? Wie werden die Kompetenzen verteilt? Welche Aufgaben haben Pfarrerinnen und Pfarrer? Sollen sie Manager oder Seelsorger sein?

Diese und weitere Fragen wurden von den Beteiligten lebhaft diskutiert. Dabei kam Gottfried Locher immer wieder auf die Kernaufgabe der evangelischen Kirche zurück: die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat. Als Institution sei die Kirche auf gewisse Rahmenbedingungen von Seiten des Kirchenrates angewiesen. Im Mittelpunkt müsse jedoch die geistliche Aufgabe stehen, betonte Locher. Dabei sei es nicht zentral, alle Gläubigen anzusprechen, sondern glaubwürdig zu bleiben. «Das können wir nur, wenn wir sagen, woran wir glauben.»

Austausch auf Augenhöhe

In der Diskussionsrunde mit den Anwesenden kam denn auch deutlich hervor, dass die Seelsorge gestärkt werden müsste. «Gebt den Pfarrern Freiheiten und deckt sie nicht mit Projekten ein», forderte der höchste Reformierte. Das göttliche Wort zu verkünden, sei nicht immer angenehm und könne bedeuten, bisweilen Missstände anzuprangern. Hierfür müsse man den Pfarrern Spielraum und Kompetenzen geben, ihnen Vertrauen schenken. Geistlichkeit und Kirchenrat hätten unterschiedliche Aufgaben und müssten sich auf Augenhöhe begegnen. Dies sei heute nicht der Fall.

Für Wolfgang Gaede, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Nidwalden und an diesem Abend Moderator der Diskussionsrunde, war dies die Kernbotschaft des Abends. «In dieser Form haben wir dies noch gar nicht überlegt.» Dabei sei es naheliegend, dass sich die geistliche Leitung um die Seelsorge und der Kirchenrat um die administrativen Arbeiten kümmern sollten. Mit dem heutigen Nidwaldner Modell samt den drei Gremien Kirchenrat, Gemeindekreise und Pfarrkonvent sei dies nicht machbar. Das Problem liege bei der Kompetenzverteilung: «Es ist nicht ganz klar, wer für was zuständig ist.»

«Strukturen kommen und gehen»

Und genau dieser Frage gehen die Verantwortlichen nun weiter nach. Sämtliche Beteiligten der Kirchenpflege werden demnächst mit Hilfe von Albert Schnyder von der Hochschule Luzern – er erstellte bereits eine Situationsanalyse und begleitet die Nidwaldner Kirche in ihren Reformbemühungen – gemeinsam erarbeiten, wie die Aufgaben verteilt werden könnten.

Die Reformation der Reformierten ist also noch längst nicht abgeschlossen, aber einen Schritt weiter. Gottfried Locher mahnte am Anlass jedoch, sich nicht zu viel von den Reformen zu erhoffen und relativierte: «Strukturen kommen und gehen. Sie sind nie gut, nur gerade etwas besser. In 20 Jahren werden sie wieder geändert.»

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