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Nidwalden

Ein Restrisiko fährt auf der Lopperstrasse mit

Vom jüngsten Steinschlag am Lopper zeigt sich der Geologe nicht überrascht – trotz Schutzeinrichtungen.
Der rund 300 Kilo schwere Stein beschädigte unter anderem die Leitplanke zwischen Lopperstrasse und dem Steg. Bild: PD (Stansstad, 20. August 2019)

Matthias Piazza

Das Bild löst ein mulmiges Gefühl aus. Ein 300 Kilo schwerer Stein, 60 mal 70 Zentimeter gross, liegt auf der Lopperstrasse auf der Gegenfahrbahn kurz vor der Kantonsgrenze zwischen Ob- und Nidwalden. Strassenbelag und Leitplanke wurden beschädigt. Auch auf dem Fuss- und Veloweg sind Gesteinsbrocken verstreut. Es gehörte wohl eine Portion Glück dazu, dass niemand zu Schaden kam, als der Brocken am Dienstagnachmittag gegen 15.50 Uhr auf die stark befahrene Strasse und wichtige Verbindung Stansstad–Alpnach donnerte.

Gegen 17.30 Uhr rollte der Verkehr wieder, als ob nichts gewesen wäre. «Das war ein Einzelereignis, mit weiteren Abbrüchen an dieser Stelle ist nicht zu rechnen, der Rest des Felsens beim Abbruchbereich ist stabil», begründet Stefan Tobler die schnelle Entwarnung. Der Geologe des auf solche Untersuchungen spezialisierten Horwer Unternehmens Geotest inspizierte kurz nach dem Steinschlag im Auftrag des Strasseninspektorats des Kantons Nidwalden das Gebiet oben am Hang.

Geologische Beschaffenheit begünstigt Steinschlag

Dennoch: Auch wenn die Pendler und Ausflügler, welche die Lopperstrasse regelmässig benutzen, dies nicht gerne hören, will Stefan Tobler nichts schönreden, was die generelle Situation betrifft. «Dieser Steinschlag ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte sein. Steinschläge gehören zu Gebirgskantonen und zu Strassen entlang von Steilhängen, wie der Lopper einer ist. Man kann trotz Schutzmassnahmen solche unliebsamen Ereignisse nicht komplett ausschliessen.»

Der Grund liegt in der geologischen Beschaffenheit. «Der Lopper besteht aus mehreren durchbrochenen Schichten Kalkstein. Durch Verwitterung und Wasser verlieren mit der Zeit gewisse exponierte Gesteinspartien ihre Stabilität und lösen sich spontan», erklärt er den Vorgang. «Das ist in diesem Sinne nichts Aussergewöhnliches.»

Niederschläge könnten Rolle gespielt haben

So sei auch dieser Steinschlag nicht voraussehbar gewesen, ganz im Sinne von: Die Frage sei nicht ob, sondern wann ein solches Ereignis eintreffe. «Zwar könnten gewisse Faktoren einen Steinschlag begünstigen, zum Beispiel ein schneller Wechsel von Frost zu Tau, starke Winde oder sich ausbreitende Wurzeln von Bäumen. Hier traf aber nichts davon zu.» Eine gewisse Rolle könnten höchstens die Niederschläge der vergangenen Tage gespielt haben. Aber auch dies sei Spekulation.

Von Fahrlässigkeit der Behörden könne man aber nichtreden. So ordne der Kanton ja regelmässige Felsreinigungen an, um das Gebiet von losem Gestein zu säubern, Schutznetze sollten herunterfallende Steine auffangen. In diesem Fall habe der Stein eben trotzdem seinen Weg auf die Strasse gefunden. «Auch regelmässige Inspektionen sind keine Garantie. Es ist nicht möglich, jeden Winkel zu sehen, zudem war das Absturzgebiet schlecht einsehbar.»

Ein Restrisiko bleibe immer

Absolute Sicherheit wäre aus Sicht von Stefan Tobler für die öffentliche Hand auch gar nicht finanzierbar. «Mit Gefahrenkarten versucht man geeignete und verhältnismässige Massnahmen abzuleiten, um etwa mit Schutznetzen oder Lawinenverbauungen Verkehrswege bestmöglich zu schützen.» Doch ein Restrisiko bei Strassen und Schienen durch alpines Gebiet wie am Lopper bleibe. Nur ein Tunnel würde einen hundertprozentigen Schutz vor derartigen Ereignissen bieten, was aber hier aus Nutzen-Kosten-Betrachtung absolut nicht vertretbar wäre, so Tobler.

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