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Nidwalden

Mehr Eigenversorgung: Neues Kleinwasserkraftwerk produziert nachhaltigen Strom für 300 Haushalte

Nach einem Erdrutsch im Jahr 2013 wurden die Wasserleitungen des Wasserkraftwerks Sustli in Beckenried beschädigt. Aus diesem Unglück entstand jedoch ein neues Projekt: das Kleinwasserkraftwerk Napf.
Das neue Kleinwasserkraftwerk Napf mit dem Ausgleichsbecken, das bereits 1902 erbaut wurde. (Bild: Urs Hanhart (Beckenried, 1. Dezember 2021))
Regierungsrat Joe Christen durfte das Kleinwasserkraftwerk Napf in Betrieb setzen. (Bild: Urs Hanhart (Beckenried, 1. Dezember 2021))

Manuel Kaufmann

Manuel Kaufmann

Nach 18 Monaten Bauzeit ist es endlich so weit: Ab sofort laufen die Turbinen des neuen Kleinwasserkraftwerkes Napf in Beckenried. 1,2 Millionen Kilowattstunden einheimischer Strom sollen hier jährlich produziert und damit rund 300 Haushalte versorgt werden. Zusammen mit dem bestehenden Kraftwerk Sustli und drei weiteren Trinkwasserkraftwerken versorgt das Kraftwerk Napf die Gemeinde Beckenried künftig mit bis zu 60 Prozent des benötigten Stroms.

Das verwendete Wasser stammt aus dem Mühlebach und dem Lielibach. Nachdem es die Turbinen des Kraftwerks Napf angetrieben hat, fliesst es über eine Druckleitung weiter zum Kraftwerk Sustli, wo es gleich nochmals für die Stromproduktion verwendet werden kann.

«Von Weitsicht zeugende Pioniertat»

Bereits im Jahr 1897 nahm das Gemeindewerk Beckenried ein erstes Kraftwerk in Betrieb, das mit Wasser aus dem Mühlebach lief. René Arnold, Geschäftsführer des Gemeindewerks Beckenried, spricht heute von einer «für die damalige Zeit von Weitsicht und Unternehmergeist zeugenden Pioniertat». Im Jahr 1955 wurde das Kraftwerk zusätzlich mit dem Wasser aus dem Lielibach erweitert und zum Kraftwerk Sustli ausgebaut.

Dieses wurde im Lauf der Jahre immer wieder ausgebessert, bis der Erdrutsch am Bodenberg im Jahr 2013 die Hangleitung des Lielibachs beschädigte. Die defekte Leitung wurde durch eine neue Druckleitung ersetzt. Dank dieser kann nun der bisher ungenutzte Höhenunterschied von der Wasserfassung am Lielibach bis zum Ausgleichsbecken im Napf, der rund 60 Meter beträgt, im neuen Kraftwerk Napf für eine zusätzliche Stromproduktion genutzt werden.

«Dieses Naturereignis 2013 war der Start», sagte Projektleiter Peter Feldmann bei der Eröffnung der neuen Anlage am Mittwoch. Dadurch, dass man das neue Kraftwerk in ein bestehendes System einbauen konnte, habe sich bei der Wasserentnahme aus den beiden Bächen nichts geändert. Laut Feldmann, der an der Eröffnung als «stiller Denker hinter dem Projekt» beschrieben wurde, handle es sich bei dem neuen Kleinkraftwerk um eine Spezialkonstruktion. «Da wir Wasser aus zwei Bächen haben, brauchen wir auch zwei separate Turbinen, die beide den selben Generator antreiben», erklärte Feldmann. Diese sogenannte Zwillingsturbine sei eine Eigenheit dieser Kraftwerkanlage.

Lobende Worte von Regierungsrat und Gemeindepräsident

Der Nidwaldner Landwirtschafts- und Umweltdirektor Joe Christen liess sich die Eröffnung der neuen Anlage nicht entgehen. «Es ist beachtlich», sagte er, «dass man nur acht Jahre nach dem Erdrutsch Bodenberg ein neues Kleinkraftwerk in Betrieb nehmen kann.» Ein Unglück habe sich zu einem Glück gewandelt. In der heutigen Zeit, in der die Dekarbonisierung eine wichtige Rolle spiele, sei es umso wichtiger, auf nachhaltige, umweltfreundliche und zudem einheimische Energie zu setzen. «Wir haben hier den Beweis, dass auf Worte auch Taten folgen», so der Regierungsrat. Danach war es an Joe Christen, den Schalter umzudrehen, der das Wasserkraftwerk zum ersten Mal zum Laufen bringt. Das Ertönen eines Brummens nur wenige Minuten später deutete darauf hin, dass die Turbinen auf die Betriebsdrehzahl hochgefahren worden waren. Auf der Anzeige war dann auch zu erkennen: Das Kraftwerk produzierte erstmals Strom.

Anwesend war unter anderem auch Bruno Käslin. «Dank guter Strategie, fortgeschrittener Technik und Personen, die mit vollem Engagement mitgearbeitet haben, stehen wir jetzt hier vor dem neuen Wasserkraftwerk», sagte der Beckenrieder Gemeindepräsident stolz. «Das neue Kleinkraftwerk ist für unsere Gemeinde von grosser Bedeutung.» Das Gemeindewerk Beckenried, dem das Kleinwasserkraftwerk Napf angehört, beschäftige ausserdem rund 35 Mitarbeitende und sei somit ein wichtiger Arbeitgeber in der Gemeinde Beckenried. Am Beispiel solcher Projekte könne man sehen, so Käslin, dass der Pioniergeist, den die Beckenrieder beim Bau des ersten Kraftwerks 1897 hatten, noch immer da sei.

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