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Nidwalden

Zwei Verkehrskonzepte in Nidwalden kosten fast eine halbe Million Franken

Nicht nur der Kanton ist daran, für 250'000 Franken ein Gesamtverkehrskonzept zu erstellen. Die Gemeinde Stans investiert gleichzeitig 195'000 Franken in ein eigenes Verkehrskonzept.
Das Gesamtverkehrskonzept des Kantons beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen von Staus auf der nationalen Autobahn A2 auf die kantonalen Strassen.
(Bild: Manuela Jans-Koch
(Stans, 11. August 2019))
Um Verkehrsthemen auf Gemeindegebiet angehen zu können, will die Gemeinde Stans ihr eigenes Verkehrskonzept vorantreiben.  (Archivbild: Nidwaldner Zeitung)

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Still und leise hat sich die Gemeinde Stans an die Arbeit gemacht. Im Ratsprogramm 2020–2024, das im Juli vom Gemeinderat verabschiedet wurde, ist festgehalten, dass Stans ein eigenes Verkehrskonzept erarbeitet. Es solle als strategische Grundlage für die Optimierung der Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrsarten dienen.

Auf Anfrage hält Gemeinderätin Sarah Odermatt fest, dass eigentlich geplant war, ab 2018 ein neues kommunales Verkehrskonzept zu erarbeiten. «Aufgrund des Versuchsbetriebs Teil-Einbahn Stans, dessen Durchführung von der Stimmbevölkerung im November 2018 beschlossen wurde, hat der Gemeinderat Stans den Beginn der Arbeiten am Verkehrskonzept bis nach Beendigung des Versuchsbetriebs verschoben.» Mit den Arbeiten am kommunalen Verkehrskonzept sei im Frühjahr 2020 begonnen worden, eine Fertigstellung Ende 2021 sei realistisch.

Weil das Verkehrskonzept eine gesamtheitliche, übergeordnete, konzeptionelle Grundlage schaffen soll, sind auch eine Entlastungsstrasse in Stans West und die Robert-Durrer-Strasse Teil der Untersuchungen. Im Budget 2020 sind für das Konzept 55'000 Franken eingestellt. Das sind aber nicht die gesamten Kosten. «Die Planungskosten verteilen sich auf zwei Jahre. Gesamthaft ist ein Betrag von 195'000 Franken vorgesehen», erklärt Sarah Odermatt.

Zwei Verkehrskonzepte zur gleichen Zeit

Dass die Gemeinde jetzt mit einem eigenen Konzept begonnen hat, mag erstaunen, schliesslich ist auch der Kanton gleichzeitig daran, sein Gesamtverkehrskonzept zu erarbeiten. Da dieses übergeordnet ist, fragt es sich, warum nicht abgewartet wird, bis es vorliegt, um dann darauf aufbauend ein eigenes Stanser Konzept zu erarbeiten? Diese Überlegungen habe man tatsächlich gemacht, erklärt Sarah Odermatt, sich aber dafür entschieden, die Erarbeitung eines eigenen Konzepts nicht noch weiter hinauszuschieben:

«Dies hat vor allem den Grund, dass auch auf Gemeindeebene diverse Verkehrsthemen pendent sind, für deren Bearbeitung eine eigene fundierte konzeptionelle Grundlage nötig ist.»

Ein kommunales Verkehrskonzept ist bei der Gemeinde Stans schon länger pendent. Bereits im 2014/15 wurde im Kontext der Erarbeitung des Siedlungsleitbildes ein Anlauf für ein Verkehrskonzept genommen und dafür auch 80'000 Franken ausgegeben. Die im Sommer 2015 eingeholte Stellungnahme der Baudirektion beurteilte die bis dahin erarbeiteten Grundlagen aber als unzureichend und nicht genehmigungsfähig. Die Arbeiten wurden deshalb damals nicht weitergeführt. Ganz umsonst sind sie aber nicht gewesen, einige Erkenntnisse werden ins neue Konzept einfliessen.

Kanton und Gemeinde arbeiten für ihre Konzepte mit unterschiedlichen Planungsbüros zusammen. Dennoch ist Odermatt aufgrund der kantonalen Projektorganisation mit Einbezug der Gemeinden sicher, dass es nicht so weit kommen sollte, dass die beiden Konzepte schliesslich zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen. Von der Gemeinde Stans sitzt Gemeindepräsident Lukas Arnold in der politischen Steuergruppe und Gemeinderätin Sarah Odermatt ist in der Begleitgruppe. Sie gibt aber zu, dass es durchaus Überschneidungen und Schnittstellen gebe, wie zum Beispiel die Kantonsstrassen innerorts. «Wenn sich da während der Erarbeitung zeigt, dass der Kanton und die Gemeinde unterschiedliche Ideen und Ansätze für eine Verbesserung der Situation haben, ist dies in erster Linie eine Möglichkeit für eine fachliche Auseinandersetzung um die beste und passendste Lösung», meint Odermatt.

Amt für Mobilität sieht es als Chance

Beim Amt für Mobilität erkennt man ebenfalls keine Probleme, dass zeitgleich an zwei Verkehrskonzepten gearbeitet wird. Der Fokus sei ein anderer, begründet Stephanie von Samson, Leiterin des Amtes für Mobilität. Man betrachte im Gesamtverkehrskonzept den Kanton als Ganzes und natürlich auch die Verkehrsbeziehungen zu anderen Kantonen. «Zentral sind beispielsweise die Wechselwirkungen von nationalen Netzen (Autobahn und Eisenbahn) und den kantonalen Verkehrsachsen.»

Ein Abwarten des kantonalen Konzepts durch die Gemeinde erachtet auch Stephanie von Samson als nicht nötig. Der Kanton sei rechtlich nicht übergeordnet und soweit sich Strassen in Gemeindehoheit befinden, sei es deren Sache, diese zu planen und zu bewirtschaften. Auch sie betont die Wichtigkeit der guten Abstimmung in der Projektorganisation. «Konzepte der Gemeinden sind dabei eine gute Grundlage für den Austausch, da die Gemeinden mögliche lokale Verkehrsprobleme und auch den Einfluss der kantonalen Planung auf die konkrete Situation bereits kennen.»

Unterschiedliche Schlussfolgerungen hält auch Stephanie von Samson aufgrund der Organisation für wenig wahrscheinlich. «Dass wir im gleichen Zeitraum an der Erarbeitung sind, kommt beiden Seiten durchaus zugute. Wir können von den Erkenntnissen gegenseitig profitieren und es entstehen gegenseitige Wechselwirkungen. Wir sollten dies als Chance sehen.»

Zum Umstand, dass der Kanton 250'000 Franken für sein Konzept aufwendet und Stans mit 195'000 Franken nochmals fast gleich viel, verweist Stephanie von Samson auf die unterschiedlichen Aufgabenstellungen, die Beträge seien deshalb nicht direkt vergleichbar. Das kantonale Gesamtverkehrskonzept liegt übrigens laut der Amtsleiterin im bewilligten Kredit. Die Vergabe an das Planungsbüro sei erfolgt und die Arbeiten wurden aufgenommen. «Wir haben den Auftrag im ersten Quartal 2022 fertig zu sein und werden alles dran setzen, den Terminplan einzuhalten», so Stephanie von Samson.

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