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Obwalden

Alpnacher Kinder sind begeistert von ihren Lehrerinnen aus Südafrika

Vier Wochen unterrichten zwei südafrikanische Gaststudentinnen in der Schule Alpnach. Die Schüler profitieren nicht nur in Englisch. Und die beiden vermissen «ihre Kinder» bereits jetzt.
Die Gaststudentinnen Marilese Horn (links) und Mieke van der Walt in der Klasse 3A in Alpnach. (Bild: Marion Wannemacher (6. Dezember 2018))

Marion Wannemacher

«Head and shoulders, knees and toes», singt die Klasse 3A von Katrin Limacher gemeinsam auf Englisch. Nur ist es nicht Katrin Limacher, die das Singspiel anleitet: Mieke van der Walt und Marilese Horne üben mit den Kindern. Für insgesamt vier Wochen unterrichten die Gaststudentinnen aus Südafrika dritte bis sechste Klassen über ein Programm der Pädagogischen Hochschule Luzern in Englisch, aber auch Fächern wie Sport oder Kunst.

«Für die Kinder kommt so das Englisch sehr authentisch rüber, wenn sie mal einen anderen Akzent im Englisch hören, es ist eine andere Aussprache», ist die Klassenlehrerin überzeugt. «Mit uns müssen sie Englisch reden», sagt die 25-Jährige Marilese Horne auf Englisch. Zwar sprechen beide Studentinnen Afrikaans und verstehen sogar einige Brocken Deutsch, sprechen können sie es aber nicht. «Das ist für die Kinder schwierig», sagt sie. «Durchs genaue Hinhören verstehen sie aber», sagt ihre Kollegin. «Und wir profitieren, indem wir uns Methoden überlegen müssen, wie wir verstanden werden.» Mimik und Gestik werden mit einbezogen. «Oft denken die Schüler, sie haben es lustig, dabei lernen sie gerade in Wirklichkeit», ist Marilese überzeugt.

Verständigung mit Händen und Füssen

Auch die Drittklässler von Katrin Limacher haben ihre Strategien entwickelt: «Manchmal rede ich mit Händen und Füssen», erzählt Lea. «Wenn ich nur ein paar Wörter verstehe, reime ich mir halt den Inhalt zusammen», sagt Josa. Und Yamina fragt einfach Freundin Paula, die in Englisch gut klarkommt.

Ebenfalls spannend war für die Alpnacher Kinder, was sie aus erster Hand von den beiden jungen Frauen über deren Heimat lernen konnten. «Wenn bei uns Winter ist, ist bei ihnen Sommer», weiss Simon. Leona erinnert sich an die Delfine und Wale von denen Marilese und Mieke erzählt haben. Flora weiss, dass über weite Strecken in Südafrika mit dem Auto gefahren wird, unter anderem in die Schule, weil alles so weitläufig ist. Und Josa hat sich gemerkt, dass die Kinder dort teilweise die gleichen Spiele spielen. «Törlifangis» heisse dort «stuck in the mud» – was wörtlich übersetzt soviel bedeutet wie «im Schlamm stecken geblieben».

«Das Austauschprojekt ist ein gutes Beispiel für die Umsetzung des Lehrplans 21», freut sich Katrin Limacher. Der hält unter anderem fest, anzustreben, dass die Schüler «Merkmale der englisch sprachigen Kultur sowie kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede» kennen. Auch für die Südafrikanerinnen gab es einige Überraschungen: Schulsystem und Klassenstärke seien in Südafrika anders. Die Klassen seien doppelt so gross und die Beziehung von Lehrperson zu Schüler eher autoritär geprägt, deuten sie an.

Katrin Limacher, die als Koordinatorin bereits zum fünften Mal Studenten aus anderen Ländern betreut, hat ihnen auch in der Freizeit ein Stück Schweiz näher gebracht. «Wir wanderten zusammen auf das Güpfi oder assen in der Suscht Fondue», erzählen sie. Mieke berichtet ausserdem von Ausflügen auf den Titlis, in den Tierpark Goldau, in die Glasi oder die Sammlung Rosengart. Auch den Samichlauseinzug in Kägiswil habe sie gesehen. Und immer wieder die Frage gehört: «Wenn du aus Südafrika bist, warum bist du dann nicht schwarz?» Mit ihren Gastfamilien haben sie die Wahl der Bundesrätinnen diskutiert. «In Südafrika sind Frauen in der Politik schon unterrepräsentiert», räumt Marilese ein.

Bereits am 7. Januar wird sie daheim in Südafrika vor ihrer ersten «richtigen» Klasse stehen und unterrichten. Sowohl sie als auch ihre Kollegin zeigen sich positiv überrascht, dass sie in Alpnach bereits von Anfang an hatten selbst unterrichten dürfen.

Rangelei um den Platz neben den Gaststudentinnen

Als die Klasse in den Kreis vor der Tafel gerufen wird, gibt es eine kleine Rangelei, jeder möchte am liebsten neben den sympathischen jungen Lehrerinnen stehen und bedauern offensichtlich, dass es nur je einen Platz rechts und links von jeder gibt.

«Weitere Klassen werden es schwer haben, gegen die 3A anzukommen», sagt Mieke van der Walt und schmunzelt. «Sie haben wirklich schnell den Draht zu den Kindern gefunden», betont Katrin Limacher.

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