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Obwalden

Ehemalige Feuerwehrmänner sorgen in Kerns für Weihnachtsstimmung: Fast 500 Lichter schmücken ihre 13 Meter hohe Tanne

Seit Samstag erstrahlt eine prächtige Weihnachtstanne am Kernser Kreisel beim Restaurant Turm. Dahinter steckt seit vielen Jahren ein Kreis ehemaliger Feuerwehrleute.
Roger Burch, Ruedi Ettlin und Markus Blättler (von links) holen die LED-Kerzen hervor. (Bild: Marion Wannemacher (Kerns, 28. November 2020))
Von links: Ruedi Ettlin, Roger Burch, Markus Blättler, Joel Ettlin und Daniel Waldvogel.
(Bild: Marion Wannemacher (Kerns, 28. November 2020))
Joel Ettlin (rechts) und Roger Burch bringen die Kerzen an der Weihnachtstanne an.
(Bild: Marion Wannemacher (Kerns, 28. November 2020))

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

«Schaut Kinder, jetzt werden die Lichter angebracht», erklärt ein Grossi ihren Enkeln beim Vorbeigehen. Es gibt kaum jemanden, der sich in Kerns nicht über die beleuchtete Weihnachtstanne freut. Daniel Waldvogel, Koordinator der Aktion, bespricht sich mit seinen Kollegen. Es ist 8 Uhr morgens und der feuchtkalte Nebel zieht in die Glieder. Unbeirrt tun Joel Ettlin und Roger Burch ihre Arbeit.

Die beiden sind ein eingespieltes Team und stecken im Akkord LED-Kerzen an die Äste: von der Spitze nach unten. Bis in den obersten Drittel reicht der Kerzenstrang hinab, dann geht es ein Stück weiter um den Baum wieder von oben nach unten. Sie verlegen 16 Stränge à 30 Lichter. Macht 480-mal Weihnachtsglanz mitten in Kerns. Etwa zwei Mal muss die Kranbühne umplatziert werden, damit alle Äste geschmückt sind. Noch bis heute Mittag wird das vierköpfige Team beschäftigt sein.

Ehemalige Feuerwehrleute setzen sich weiter für die Aktion ein

«Bei uns sind verschiedene Gruppen zuständig, fürs Fällen und Aufstellen der Tanne, fürs Schmücken und dann wieder fürs Abschmücken und Demontieren nach dem Dreikönigstag», erklärt Daniel Waldvogel. Wenn er von «uns» redet, meint er einen Kreis ehemaliger Kernser Feuerwehrleute. Seit 2007 leuchtet jedes Jahr am gleichen Ort eine Weihnachtstanne. In den ersten beiden Jahren organisierte und finanzierte die Kernser Feuerwehr auf Initiative von Robert Windlin hin die Aktion. Mittlerweile gehören die damaligen Initianten nicht mehr dem Feuerwehrkorps an. «Es fand sich in der Feuerwehr niemand mehr, der bereit war, die Arbeit auf sich zu nehmen», sagt Daniel Waldvogel, der selbst zwölf Jahre lang Feuerwehrkommandant war.

Also entschied sich die Truppe damals, selber weiterzumachen. Zur dazu gegründeten IG Weihnachtstanne gehören die Inhaber einer Schlosserei, einer Zimmerei, eines Gartenbauunternehmens und eines Elektrikerbetriebs. Unterstützung finden sie bei der Gemeinde mit einem finanziellen Beitrag sowie der Korporation, die für den Strom aufkommt – und oft auch für die Tanne.

Dieses Jahr stammt die Weihnachtstanne von einem privaten Sponsor

In manchen Jahren findet sich aber auch ein privater Stifter, so wie heuer. Am Freitag stand die Douglasie-Tanne noch bei Heiri Abegg am Sportweg 1 im Garten. Einen Tag später kann er sie am Kreisel «besuchen» und fotografieren. «Beim letzten Sturm hatte sie schon nicht mehr so einen guten Stand. Ich hätte sie stützen oder fällen lassen müssen», berichtet er. Nun hat dies das Team um Daniel Waldvogel übernommen. Heiri Abegg erinnert sich noch an die Aufzucht des Bäumchens vor 35 Jahren, das aus dem Kernser Forst stammt. Heute misst die Pflanze stolze 13 Meter.

Das Fällen sei problemlos vonstattengegangen, erzählt Daniel Waldvogel. «Wichtig ist, dass der Lastwagen nahe genug am zu fällenden Baum ist», weiss er aus Erfahrung. Mit Hilfe eines Krans wird der Baum in die dafür vorgesehene Halterung im Boden eingelassen. Dabei hängt er am Haken wie ein überdimensionaler Fisch an der Angel. Holzkeile sorgen dafür, dass er gerade in der Halterung zu stehen kommt. «Augenmass braucht es aber schon auch», sagt Markus Blättler. Wie eine Eins ragt Heiri Abeggs Douglasie in den grauen Winterhimmel.

Baum wurde schon Opfer von Vandalen

Und wer ist der natürliche Feind der Weihnachtstanne? Blättler überlegt: «Ein Sturm, allzu grosse Feuchtigkeit oder Randalierer.» Denn auch das hat es leider schon gegeben: Übeltäter schnitten das Stromkabel durch. Für Ruedi Ettlin, der schon von Berufs wegen der Fachmann für Volt und Ampere ist, ist das aber kein Aufreger. «Wir haben's halt geflickt», sagt er gelassen. Ihm fällt auch die wichtige Aufgabe der Kerzenrevision zu. Er kann sich nicht erinnern, dass während der Saison auch nur eine Kerze ihren Geist aufgegeben hätte. Bei Gelegenheiten wie Stromausfall durch Sturm oder widrige Wetterbedingungen stellt die toughe Equipe der IG Weihnachtstanne übrigens fest, wie sehr der Baum geschätzt wird. «Meistens ruft gleich jemand an und berichtet, dass der Baum nicht mehr leuchte», erzählt Blättler.

Persönliche Freude am strahlenden Weihnachtsbaum

Die zehn Männer wissen schon, warum sie sich so für den Baum ins Zeug legen: «Es ist einfach ein wunderschöner Baum, er gehört ins Dorf. Wenn ich so von Sarnen aus in der Nacht ins Dorf fahre, erfreue ich mich an ihm», sagt Daniel Waldvogel. Und vielleicht ist die Weihnachtstanne gerade 2020 ein wichtiges Symbol. Ruedi Ettlin findet: «Es ist ein Licht in dieser schwierigen Zeit, das den Menschen ein bisschen Freude bringt.»

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