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Obwalden

Einigkeit herrschte in Sarnen nur über Cannabis-Tests

Mit dem Cannabis-Podium hat Maturand Julian Frunz namhafte Gäste angelockt. Die Diskussion war kontrovers.
Diskutierten über Cannabis (von links): Severin Wallimann, Esther Rüfenacht, Dennis Bucher, Julian Frunz, Manfred Fankhauser und Erich Ettlin. (Bild: Marion Wannemacher, Sarnen, 16. Oktober 2019)

Marion Wannemacher

Das Thema Legalisierung von Cannabis polarisiert. Dies zeigte das Podium des Maturanden Julian Frunz. Lehrer, Eltern und junge Erwachsene füllten am Mittwochabend den Mehrzwecksaal der Kantonsschule Obwalden in Sarnen. Über die Wahl seines Themas sagte der 16-jährige Schüler: «Im Ausgang kommt man automatisch in Berührung mit dem Thema Cannabis. Ich habe überlegt, was ich dazu machen könnte.»

Lacher rief seine persönliche Frage in der Vorstellungsrunde hervor, welche Rolle Cannabis im Leben der Podiumsteilnehmer spiele. Freimütig bekannte sich Dennis Bucher von der Juso Luzern dazu, dass er Cannabis im Vergleich zu Alkohol gern konsumiere, da dieser am Folgetag einen Kater hinterlassen könne. Bucher sprach sich für eine regulierte Abgabe an Konsumenten ab 18 Jahren in gewissen Läden oder Apotheken aus.

Verbot kriminalisiere die Konsumenten

Dagegen versicherte Severin Wallimann, Präsident der Jungen SVP Obwalden, er habe nie das Bedürfnis gehabt, Cannabis auszuprobieren. Neben seinem Studium des Maschinenbaus sei er Triebwagenführer bei den Pilatusbahnen. «Der Konsum hätte zur Folge, dass ich gesperrt würde», betont er. Ziemlich schnell verhakten sich die beiden Jungpolitiker in der Legalisierungsfrage.

«Ich frage mich, wieso Substanzen anders behandelt werden?», so Juso-Vertreter Bucher. Alkohol könne man ab 18 Jahren erwerben und habe teilweise sehr schädlichen Folgen. Cannabis hingegen ist illegal. Damit würden Konsumenten kriminalisiert. Bucher sprach von einer Doppelmoral und kritisierte den Jugendschutz, der trotz Verbots praktisch nicht funktioniere. Auch könne der Konsument bei regulierter Abgabe nachvollziehen, wie viel Prozent THC im «Gras» enthalten sei. «Warum soll man Cannabis wegen einer kleinen Gruppe von Personen verbieten, die damit Probleme haben?», fragte Bucher. Severin Wallimann befürchtete: «Wenn es legal würde, wird es entsprechend mehr Konsumenten geben.» Wallimann fragte Bucher provokant, ob es nach dessen Logik nicht konsequent sei, sich für ein Alkoholverbot einzusetzen.

Ebenso Teilnehmer am Podium war Erich Ettlin. Der CVP-Ständerat wehrte sich dagegen, zwei Suchtmittel gegeneinander auszuspielen. Er sei für eine «Mitteposition». Die Auswirkungen von Cannabis im Falle einer Legalisierung seien noch nicht bekannt. Ettlin verwies auf zwei aktuelle Vorlagen im Parlament. Man müsse klar unterscheiden zwischen medizinischer Anwendung und dem Genussmittel. Die Tendenz in der Bundespolitik sei für Öffnung, aber nicht für Legalisierung. Der Ständerat sprach sich für eine Zulassung von Cannabis zu medizinischen Zwecken aus. Die Vorlage sei jetzt in der Vernehmlassung. In der anderen Vorlage gehe es ums Experimentieren, was einige Kantone befürworten würden. «Es gibt durchaus einen Mittelweg», so Ettlin.

Vom Baby bis 102-Jährigen: Patienten erhalten THC

Als Apotheker sprach sich Manfred Fankhauser aus Langnau für die Liberalisierung der medizinischen Anwendbarkeit von Cannabis aus. Damit sprach er allen Podiumsteilnehmern aus dem Herzen. Seit elf Jahren hat der Apotheker die Bewilligung, Cannabis an Patienten abzugeben. Seitdem zählen bis zu 7000 Personen zu seinen Kunden, vom Säugling bis zum 102-Jährigen. Auch er argumentierte für den «Experimentierartikel». Man solle jedoch beobachten, welche Folgen die Legalisierung nach zehn Jahren in Ländern wie Kanada und Uruguay habe.

Als kantonale Suchtberaterin in verwies Esther Rüfenacht auf die Probleme von sehr jungen Konsumenten: «Das Gehirn von Kindern, die mit 13 Jahren anfangen zu kiffen, ist noch nicht ausgebildet, unter anderem der Frontallappen. Studien zufolge kommt es dabei zu Schädigungen.» Rüfenacht sei sehr interessiert an gutem Jugendschutz.

Zum Schluss stellte das Publikum Fragen, etwa zur Überwachung von Cannabisanbau oder zu den Auswirkungen auf die Wirtschaft. Ein Teilnehmer fragte sich, ob man von einer erfolgreichen Drogenpolitik reden könne bei 200 000 regelmässigen Konsumenten. Maturand Julian Frunz zog schliesslich ein positives Fazit: «Die Diskussion war sehr spannend.»

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