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Obwalden

«Geh ma nei!»

Redaktor Philipp Unterschütz macht sich in seinem «Blitzlicht» Gedanken über bayerische Kluft ausserhalb von Bayern.
Philipp Unterschütz. (Bild: Corinne Glanzmann)

Philipp Unterschütz

Den Spass, sich mit Mass(en) gemeinsam zu betrinken, kann ich nachvollziehen. Auch wer nach München reist, um sich das am Original-Oktoberfest anzutun, soll es in vollen Zügen geniessen. Dass jetzt aber jede Schweizer Gemeinde ihr eigenes Münchner Oktoberfest haben muss, erschliesst sich mir trotzdem nicht ganz. Ausser natürlich, weil es für einige gewaltig rentiert.

Lächerlich wird es für mich dann, wenn sich Jung und Alt fürs kollektive Besäufnis in bayrische Lederhosen und Dirndln stürzen. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo man sonst gerne mal Leute, die einheimische Trachten lieben, als Hinterwäldler und Ewiggestrige belächelt. Und dass die meisten dieser Bayernklüfte-made-in-China bei den Grosshändlern zu Spottpreisen verramscht werden, macht die Sache auch nicht besser.

Die grösste Kopie des Oktoberfests findet übrigens in Qingdao in China statt. Über 3 Millionen Besucher. Da kommt mir die deutsche Bierhalle im Norden Thailands in den Sinn, vor der eine thailändische Angestellte im waschechten Bayern-Dirndl stand. «Geh ma nei!», sagte sie und ich brauchte eine Ewigkeit, bis ich begriff, dass das nicht Thai, sondern breitester Bayern-Dialekt war.

Die Thailänderin im Dirndl und ihr Spruch waren ebenso befremdlich, wie gewisse Kollegen von mir in bayrischen Lederhosen. Dabei gäbe es doch hierzulande schöne einheimische und erschwingliche Trachtenmode. Und es gibt dazu passende Volksfeste wie beispielsweise die beliebten Älplerchilbis. Und für die, die sich gerne mit bayrischen Lederhosen und Dirndln präsentieren, gäbe es ja noch die Fasnacht.

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