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Obwalden

Kernser Pfarreirat findet keine Nachfolger

Patrick Mittermüller, 2014 zum Pfarrer von Kerns gewählt, bezieht mittlerweile Invalidenrente. Das verlautete an der Kirchgemeindeversammlung am Mittwoch. Dort beschäftigte man sich mit ganz anderen Themen.
Der Pfarreirat Kerns löst sich auf (von links): Gabi Steiner, Regula Bucher, Ursi Windlin, Agnes Hurschler und Theodor Durrer. (Bild: Marion Wannemacher (Kerns, 14. November 2018))

Marion Wannemacher

Offiziell ist in Kerns nur noch von «P. M.» die Rede. Eine gewisse Anspannung wird spürbar, wenn es um den noch immer krankgeschriebenen Pfarrer Patrick Mittermüller geht. Immerhin hatte dieser einen Anwalt eingeschaltet, um sich gegen eine Kündigung zu wehren. Ausserdem hatte er Generalvikar Martin Kopp wegen Ehrverletzung angezeigt. Im Traktandum vier der Kirchgemeindeversammlung Kerns zu «allgemeine Informationen» fasst sich der Präsident des Kirchgemeinderats, Albert Reinhart, darum auch sehr kurz.

Es sei vonseiten des Kantons noch immer kein Entscheid gefallen, ob die Abwahl des Pfarrers durch die Kirchgemeindeversammlung rechtens sei. Die kirchliche Pensionskasse habe ihn darüber informiert, dass Patrick Mittermüller mittlerweile IV beziehe. «Ich wünsche ihm viel Glück, etwas anderes kann ich dazu nicht sagen», lautete der trockene Kommentar des Präsidenten dazu.

«Wir sind eigentlich sehr zufrieden»

Auf Anfrage bestätigt Reinhart, dass die Zahlungen des Krankengeldes nach zwei Jahren im Juni geendet hatten. «Wir sind im Seelsorgebereich in der Gemeinde eigentlich sehr zufrieden», hält er fest. Immer wieder fällt an diesem Abend der Name der Pfarreibeauftragten ad interim, Marianne Waltert. Sie berichtet der Versammlung von der guten Zusammenarbeit im zwölfköpfigen Pfarreiteam, obwohl das vergangene Jahr von vielen Wechseln geprägt sei. Von 12 Personen habe ein Drittel gewechselt. «Wir waren vorher schon ein gutes Team und sind es jetzt wieder. Es ist nur schön, mit einem solchen Team arbeiten zu können.»

Die Situation in Kerns spiegelt die von vielen katholischen Pfarreien. «Die Priester werden nicht jünger», sagt Marianne Waltert. Neu werde es im kommenden Jahr alle vier bis sechs Wochen ein Wochenende mit Wortgottesdienst und Kommunionfeier geben. Das entlaste den Einsatz von Priestern zugunsten von Feiertagen und Beerdigungen, was den Angehörigen sehr wichtig sei.

Im Pfarrblatt werden Eucharistiefeiern angezeigt. «Das ist die grösste Änderung für Kerns, aber um diese wird voraussichtlich über kurz oder lang keine Pfarrei herum kommen», so die Einschätzung der Pfarreibeauftragten.

Mit einem Sinnspruch verabschiedete sich der komplette Pfarreirat von der Gemeinde. «Manchmal ist es Zeit, ein altes Buch zu schliessen. Manchmal ist es besser, ein neues Buch zu öffnen, eine neue Geschichte zu schreiben, mit neuen Zeilen und neuer Hoffnung», zitierte Pfarreirätin Ursi Windlin. Auch der 1999 gegründete Pfarreirat hat Probleme, ehrenamtliche Nachfolger zu finden. Drei Demissionen im vergangenen Jahr hatten nicht ersetzt werden können, weitere drei Pfarreiräte hätten beabsichtigt, nach einem Jahr aufzuhören. Alle seien bereits sieben bis acht Jahre im Amt gewesen, erklärte Ursi Windlin.

Das Verständnis für die momentane Situation

Der Pfarreirat hoffe auf unkompliziertere Zusammenarbeit mit Freiwilligen, wenn diese sich in einzelnen Projekten engagierten, und legte für konkrete Anlässe Listen auf, signalisierte Marianne Waltert. Sie äusserte absolutes Verständnis für die Situation der Pfarreiräte: «Es macht müde, wenn man für die sich wiederholenden Anlässe im Kirchenjahr niemanden findet.» Sie bedankte sich für die geleistete Arbeit und die Zusage für Unterstützung in Zukunft. «Es ist vielleicht einfacher und gibt Luft für kreative Ideen, wenn Leute sich für einzelne Projekte melden können, die danach abgeschlossen sind.»

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