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Obwalden

Lungerer Gemeinderat will «nach vorne schauen»

Im Gemeinderat und in der Verwaltung ist in den vergangenen Monaten einiges schief gelaufen. An der Gemeindeversammlung standen Kritik, aber auch Lösungen im Mittelpunkt.
Blick auf Lungern. (Bild: Corinne Glanzmann, 25. September 2018)

Robert Hess

Es war alles ein wenig anders am Donnerstagabend in der Turnhalle Kamp in Lungern. Der Aufmarsch der rund 280 Männer und Frauen zur Gemeindeversammlung glich der ausverkauften Vorstellung der «Theaterlyt Lungrä» mit der Aufführung eines ernsten Stückes, diesmal mit politischem Hintergrund. Auch vorne bei der Bühne zeigte sich ein ungewohntes Bild. Statt des zurückgetretenen Gemeindepräsidenten Albert Amgarten leitete Vizepräsident Martin Gasser die Versammlung, eine Funktion, die er auch im Rat übernimmt.

Begleitet war Gasser von den verbliebenen Ratsmitgliedern Denis Schürmann, Daniel Ming, Bernadette Kaufmann-Durrer sowie Andreas Kammer, der anstelle des zurückgetretenen Finanzchefs Franco Castelanelli die interimistische Führung des Bereichs Finanzen übernommen hatte.

Schliesslich sass am üblichen Gemeindeschreiberplatz statt des auf Ende Juli zurücktretenden Geschäftsführers Adrian Truttmann sein interimistischer Nachfolger Emmanuel Hofer. Vorderhand nimmt der in Sachseln wohnhafte Inhaber der EMHO Management AG zusammen mit Truttmann die Aufgaben eines Geschäftsführers in einem 40-Prozent-Pensum wahr. Je nach Bedarf wird Emmanuel Hofers Pensum ab August auf 80 bis 100 Prozent erhöht. Zu den weiteren Interimslösungen gehört die Kooperation mit der Gemeinde Sarnen im Sozialbereich.

Umfassend berichtete Vizepräsident Martin Gasser über die Probleme in den Departementen, der Gemeindeführung und Verwaltung. «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und des Amtsgeheimnisses können wir aber nicht alle Aspekte öffentlich machen», sagte er. Es seien Beratungsfirmen beigezogen worden. Die Mitte Mai vorgenommenen Interimslösungen dienten dazu, das «Tagesgeschäft der Gemeindeverwaltung sicherzustellen und Nachfolgeregelungen ohne Zeitdruck anzugehen», so Gasser. Die politische Tätigkeit sei im aktuell fünfköpfigen Gemeinderat sichergestellt. Nach einer Besprechung mit den Ortsparteien sollen Ersatzwahlen voraussichtlich am 20. Oktober stattfinden.

Kritik, aber auch versöhnliche Töne

Im Rahmen des Traktandums Fragebeantwortung wurde zum Teil harsche Kritik am Gemeinderat vorgebracht, welche aber nur die verbliebenen Ratsmitglieder hörten und nicht auch die Zurückgetretenen. Zusammen mit den früheren Gemeinderäten Wendel Imfeld, Andreas Gasser und Hansruedi Vogler richtete Sepp Amgarten Fragen an den Rat.

Lungern sei wieder einmal in negative Schlagzeilen geraten. Wie sollen vor diesem Hintergrund «gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden werden?», fragte Amgarten unter anderem. Nicht nachzuvollziehen sei die Tatsache, dass die seit 2008 vorbereitete Trennung der operativen von der strategischen Ebene noch nicht vollzogen worden sei. Vizepräsident Gasser ging auf Fragen ein, Fehler seien gemacht worden und meinte dann: «Wir wollen nach vorne schauen.» Schliesslich schlug die frühere Kantonsrätin Helen Imfeld versöhnliche Töne an und appellierte, Vertrauen in den Gemeinderat zu haben. Der spontane Applaus unterstrich die kritische, aber nie gehässige Diskussion an der Versammlung.

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